Dark Patterns: SO schlimm wirst du online beim Kaufen und Buchen manipuliert
Die Grenze zwischen Verkaufstricks und Verbrauchertäuschung ist schmal: „Dark Patterns“ sind in einer Grauzone zwar legal, aber besonders perfide. Wir verraten, wie du zu unüberlegten Käufen und Buchungen manipuliert wirst und wie du dich schützen kannst.
Seien wir mal ehrlich: Die meisten von uns wissen, dass sowohl Geschäfte vor Ort als auch Internet-Shops Tricks anwenden, um uns zum Kaufen zu bewegen. So befinden sich im Supermarkt beispielsweise die teuren Marken-Produkte auf Augenhöhe, während die günstigen Alternativen sich ganz unten im Regal verstecken. In der Fast Fashion-Branche werden hingegen täglich die Stores umdekoriert und die Kleidung anders platziert, um den Eindruck zu erwecken, es gäbe schon wieder ganz viel Neues – ein bisschen nach dem Motto: „Schau her, alles neu – das brauchst du, komm rein und kauf!“ Auch und vor allem im Internet wird Kauf-Druck erzeugt: An Werbung und ihre Manipulationen sind wir alle gewöhnt – hier liegt es an uns, zwischen dem zu unterscheiden, was wir wirklich brauchen und wollen und was nur ein Bedürfnis befriedigt, das unmittelbar durch die Werbung ausgelöst wird. „Dark Patterns“ sind im Vergleich zu Werbung noch eine ganz andere Hausnummer – denn in den meisten Fällen bemerken wir sie und ihre perfiden Manipulationen nicht.
Was sind „Dark Patterns“?
„Dark Patterns“ bedeutet aus dem Englischen übersetzt „Dunkle Muster“. „Dunkel“ deshalb, weil wir sie und ihre Manipulationen nicht als solche erkennen und „Muster“, weil es sich in der Regel um wiederholte Vorgehensweisen handelt. Durch „Dark Patterns“ werden wir irregeführt und im schlimmsten Fall zu Handlungen bewegt, wie einem Kauf oder der Zustimmung zu einem Vertrag, die wir eigentlich nicht beabsichtigt haben.
Gleichzeitig versteckt und offen sichtbar sind sie im Design von Websites: Beispielsweise brachte eine große Airline ihre Kunden dazu, mit jeder Flugbuchung eine Reiseversicherung mit zu buchen, weil es scheinbar keine Möglichkeit gab, diese nicht auszuwählen. Im Drop-Down-Menü zu der Versicherung befanden sich scheinbar nur Länder zu Auswahl – kaum ein Nutzer machte sich die Mühe, sich alle Länder durchzulesen: Eigentlich logisch – schließlich war es das Menü für die Länderauswahl… Tat er es allerdings befand sich versteckt zwischen all den Ländern der Punkt „keine Versicherung“.
Eine andere Art von Dark Patterns sind beispielsweise Angaben wie „nur noch 1 Zimmer zu diesem Preis vorhanden“, „15 Kunden sehen sich gerade dieses Angebot an“, „Letzter Artikel“ und so weiter und so fort.
Designer-Handtaschen shoppen: So erkennst du Fälschungen und mehr Tipps
„Angebot verpasst!“: Dass bei einer Suche nach einem Hotelzimmer zu einem bestimmten Datum gleich auf der ersten Seite viele zu dem entsprechenden Termin schon ausgebuchte Zimmer angezeigt werden, ist übrigens auch kein Zufall… Es erzeugt Stress und ein Gefühl der Dringlichkeit, schnell zu buchen. Oft haben diese im Design stark hervorgehobenen Angaben nichts mit der Realität zu tun und werden schlichtweg eingesetzt, um Kaufdruck zu erzeugen.
Animierte oder sich permanent verändernde Anzeigen oder Angaben erzeugen den Eindruck, dass es sich hier um Echtzeit-Angaben handelt – wir denken „oh – jetzt gerade hat wieder jemand gebucht!“. Tatsächlich sind die Angaben auf den Websites keinesfalls aktuell und Buchungen oft mehrere Stunden alt.
Durch Dark Patterns spielen Internetportale mit unserer Angst, ein tolles Angebot oder ein unglaubliches Schnäppchen zu verpassen. Wir klicken, so schnell wir können – schließlich ist es der letzte Artikel oder das letzte Zimmer zu diesem Preis!!!
Ebay Kleinanzeigen: 5 Tipps gegen Betrug, die du kennen solltest
Wie kann ich mich vor Dark Patterns und Kauf- oder Buchungsmanipulationen schützen?
Dark Patterns wären keine Dark Patterns, wenn sie leicht zu durchschauen und zu vermeiden wären. Das was wir wirklich tun können ist also, uns BEVOR wir uns auf einem Reiseportal oder in einem Online-Shop umsehen ganz klar zu machen, was wir genau haben wollen und zu welchen Konditionen. Es aufzuschreiben hilft unter Umständen.
Und dann gilt es Ruhe zu bewahren und misstrauisch zu sein: Das Internet ist voll von Angeboten und nur weil etwas als „günstigster Preis“ oder „Mega-Schnäppchen“ angepriesen wird, heißt das nicht, dass es nicht auf einer anderen Website ein besseres Angebot gibt. Also gilt es, tief durchzuatmen, sich nicht durch blinkende, bunte oder besonders große Anzeigen unter Druck setzen zu lassen und wirklich nur das zu kaufen oder zu buchen, was man auch nach reiflicher Überlegung kaufen oder buchen möchte.
In einem Fall wie der automatisch mitgebuchten Reiseversicherung: Nicht denken „ach was soll’s, der Flug ist ja günstig“. Nicht buchen, einfach den Anbieter kontaktieren und fragen, wie man die unerwünschte Versicherung abwählen kann. Ist der Anbieter nicht erreichbar, sollte man lieber einen anderen wählen, der nicht versucht einen mit Dark Patterns über den Tisch zu ziehen.
Weiterlesen:
- Mogelpackung: Verstecke Preiserhöhung bei Schokolade
- Schuhe kaufen: Darauf solltest Du unbedingt achten
- H&M, Zara und Co.: Mit diesen Shopping-Tricks findest du die besten Stücke