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Freie Trauung: Traurednerin Marie Meyer-Abich über Kosten und Ablauf

Wie funktioniert eine Freie Trauung? Traurednerin Marie Meyer-Abich von Literally Love aus Hamburg über Kosten, Ablauf und Rituale einer Freien Trauung.

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Freie Trauung: Kosten, Ablauf, Ideen und Rituale!

Interview mit Traurednerin Marie Meyer-Abich aus Hamburg

Mirca Waldhecker für Wunderweib.de: Liebe Marie, du bist Freie Traurednerin und heute hier, um uns zu erklären, was genau eine Freie Trauung eigentlich ist. Erzähl mal, was unterscheidet eine Freie Trauung von einer standesamtlichen oder kirchlichen Trauung?

Marie Meyer-Abich von Literally Love: Der große Vorteil einer Freien Trauung ist eigentlich, dass du super viel Spielraum hast. Du hast ganz, ganz viele Gestaltungsmöglichkeiten und keine Restriktionen. Die Kirche ist ja sehr geprägt vom göttlichen Glauben, die standesamtliche Trauung ist für viele nur noch ein bürokratischer Akt, während die Freie Trauung wirklich eine richtige Zeremonie ist. Das heißt, du bist von A bis Z frei in der Gestaltung, du kannst Freunde einbinden, du kannst Familie einbinden, du kannst Lieder abspielen oder live singen lassen, die dir besonders viel bedeuten. Du hast eine ganz enge Bindung mit deinem Trauredner, der ganz viel über dich erfährt und ganz viel weiß und dann in der Trauung über dich als Paar ganz viel erzählt und so ist eben die freie Trauung sehr viel individueller, viel emotionaler und viel, viel freier in der Gestaltung.

Traurednerin Marie Meyer-Abich von „Literally Love“ aus Hamburg liebt es sehr, für ihre Paare die perfekte Traurede zu schreiben.
Traurednerin Marie Meyer-Abich von „Literally Love“ aus Hamburg liebt es sehr, für ihre Paare die perfekte Traurede zu schreiben. Foto: Fabijan Vuksic | fabijanvuksic.com

Eine Freie Trauung bedeutet aber nicht, dass ich dann auch gesetzlich verheiratet bin, oder?

Marie: Genau, vor dem Gesetz hat eine Freie Trauung keinerlei Relevanz. Die meisten Paare handhaben es so, dass sie ein paar Tage oder einen Tag vorher zum Standesamt gehen, dort aber wirklich nur die Unterschrift setzen, und sich dann für den großen Tag einen Freien Trauredner oder eine Freie Traurednerin buchen und dort dann eine große Zeremonie machen. Also mit klassischem Einlauf, mit dem persönlichen Ehegelübde, das kann man alles einbauen.

Was genau machst du als Freie Traurednerin?

Marie: In erster Linie bin ich natürlich dafür zuständig, die Traurede zu schreiben. Das bedeutet, ich treffe mich mit den Paaren, wir haben ganz intensive Vorgespräche, wo ich herausfinde, was an dem Tag eigentlich passieren soll, also: Wie ist der Ablauf gedacht? Wo gibt es vielleicht noch die ein oder andere Schwachstelle? Wo kann man vielleicht noch ein bisschen mehr rausholen? Aber ganz besonders geht es natürlich um die Rede an sich. Und da ist im Vorgespräch ganz wichtig, dass die beiden mir ganz viel über sich erzählen. Das heißt, übers Kennenlernen, was ist eigentlich das Besondere der Beziehung, wie haben sie zueinander gefunden, was sind so die kleinen Rituale, die jeden Tag zwischen den beiden passieren, womit treibt vielleicht der eine den anderen in den Wahnsinn, wofür ist man besonders dankbar? Da gibt es ganz viele Feinheiten und jede Beziehung ist da ganz anders. Das ist total schön, weil man das noch mal so ein bisschen miterleben darf und die Paare auch ganz oft sagen: „Wir waren nach diesem Erstgespräch noch mehr ineinander verliebt.“ Darüber hinaus unterhalte ich mich auch noch mit Trauzeugen, Eltern, also wen auch immer mir das Brautpaar da vorschlägt, um nochmal eine andere Sichtweise auf das Paar zu bekommen – und dann entsteht eine ganz individuelle Traurede! In der Trauung selbst kann man, wenn das Paar das möchte, auch noch persönliche Ehegelübde einbauen. Ich nehme dem Paar auch gerne nochmal das Eheversprechen ab, also die sogenannten Traufragen. Dann kann der Ringwechsel folgen oder Freunde können noch etwas sagen, es gibt ganz viele Möglichkeiten!

Du bist ja eine Freie Traurednerin aus Hamburg. Erzähl, an welchen Orten in Hamburg durftest du schon eine Freie Trauung abhalten?

Marie: Oh, da gab es natürlich einige! Da muss ich mal überlegen, welche besonders herausstachen. Also im letzten Jahr war ich viel auf Schiffen und auf Barkassen! Dann gibt es natürlich ganz viele schöne ländliche Locations oder Strandlocations ... Ich durfte tatsächlich schon an ganz vielen schönen Orten trauen. Allerdings muss ich sagen, dass die Location auch immer sehr vom Paar lebt. Man kann wirklich aus einer eher einfachen Location mit Liebe und Detailarbeit ganz viele schöne Sachen rausholen. Das hängt auch immer mit der emotionalen Stärke des Paares zusammen. Ich finde ganz besonders schön für große Gesellschaften Gut Pronsdorf und ein kleiner Geheimtipp ist auch noch Grodtmanns Gasthaus an der Elbe. Das ist direkt am Wasser und man könnte die Freie Trauung am Strand machen und danach ein paar Meter rüberlaufen in ein ganz kleines, reetgedecktes Häuschen, das von außen aussieht, wie ein Bauernhäuschen und von innen ganz modern, wie das Soho-Haus in Berlin. Das ist wirklich eine fantastische Location!

Das klingt traumhaft! Ich merke schon, du hast ganz viele Tipps für deine Brautpaare auf Lager! Freie Trauung bedeutet ja auch, dass man nicht nur eine Rede schreibt, sondern dem Paar auch auf dem Weg zur Trauung mit Tipps und Ideen zur Seite steht, richtig?

Marie: Ja, genau! Wir können natürlich als Trauredner nicht so viel abbilden wie Weddingplanner, also Hochzeitsplaner, die sich um DJs und Deko und so weiter kümmern. Aber klar, wir Trauredner kennen die Branche und haben ein gutes Netzwerk, zu Fotografen, DJs, Locations, zu Brautkleider-Läden … es lohnt sich immer, nicht nur die Trauredner, sondern auch die anderen Dienstleister anzusprechen, wenn man Fragen hat, denn im Zweifel haben wir die Antworten parat, für die das Paar lange im Internet suchen müsste. Also klar, man ist immer Ansprechpartner und man begleitet das Parr vom ersten Tag an, vom Kennenlernen und der Entscheidung „Du sollst unsere Traurednerin werden“, bis hin zur Trauung und auch noch darüber hinaus sehr lange.

Wie viele Paare hast du denn schon getraut?

Marie: Oh, das kann ich ad hoc nicht beantworten! Das werden so an die 100 Paare gewesen sein, denke ich. Das summiert sich schnell bei mir, denn pro Jahr mache ich 35 bis 40 Trauungen und da kommt natürlich schon ein bisschen was zusammen. Viele fragen mich immer, ob das nicht irgendwann zur Routine wird, aber das passiert tatsächlich überhaupt nicht! Jedes Paar ist so anders und hat so eine eigene Geschichte und man hat einen so wichtigen Teil inne bei diesem Tag, dass wirklich jedes Paar besonders ist und man immer wieder auch ein bisschen aufgeregt ist, ob es denn auch alles funktioniert und alles klappt. Das ist total schön, diese wichtige Aufgabe zu haben und von den Paaren so viel Vertrauen entgegen gebracht zu bekommen!

Eine Freie Trauung ist eine wunderschöne Möglichkeit, um ganz entsprechend den eigenen Wünschen und Ideen zu heiraten!
Eine Freie Trauung ist eine wunderschöne Möglichkeit, um ganz entsprechend den eigenen Wünschen und Ideen zu heiraten! Foto: Fabijan Vuksic | fabijanvuksic.com

Was kostet mich denn eine Freie Trauung. Ist das immer gleich oder liegt das im Ermessen des Trauredners?

Marie: Das liegt total im Ermessen des Trauredners und es kommt auch total darauf an, was genau man sich vorstellt. Das hat nichts mit der Gästeanzahl oder der Dauer der Rede zu tun, sondern das hat vor allem damit zu tun, wie viel Zeit und Aufwand ich für diese Rede benötige. Es gibt Trauredner, die mit teilweise vorgefertigten Reden oder zumindest Bausteinen arbeiten und sich dann noch ein bisschen mehr auf das Paar einstellen, die sind sicherlich etwas preisgünstiger als zum Beispiel ich, die eine Rede wirklich von A bis Z für das Paar schreibt. Ich könnte gar nicht mit Floskeln arbeiten, weil ich finde, dass jedes Paar eine so individuelle Geschichte hat, und ich meinem eigenen Anspruch auch gerecht werden möchte, das genau so in Worte zu fassen, wie die beiden das erlebt haben. Ja, da gibt es schon preisliche Unterschiede. Wenn man so ein Mittelmaß schätzen möchte, würde ich sagen, etwa 1000 Euro. Es geht aber auch hoch bis 1700 Euro und es gibt sicherlich auch Trauredner für 500 Euro.

Gibt es für Trauredner eine feste Ausbildung?

Marie: Tatsächlich gibt es keine Ausbildung für Trauredner, jedenfalls keine, von der ich weiß. Ich glaube, was viel wichtiger ist, als eine Ausbildung oder ein Zeugnis, das du dir von deinem Trauredner vorlegen lassen kannst, ist die Chemie. Die Chemie muss stimmen, sonst hilft die schönste Rede, die schönste Ausbildung und das beste Zertifikat nichts. Das Paar muss sich einfach zu 100 Prozent wohlfühlen mit der Person und es muss ihm vertrauen, das ist ganz, ganz wichtig. Natürlich hilft es, wenn man ein gewisses Talent zum Schreiben und zum Reden hat. Ich weiß, für viele ist es der blanke Horror, vor Menschen zu stehen und zu sprechen – ich liebe es! Es ist einfach so! Ich glaube, dass muss man ein Stück weit mitbringen, so ein bisschen vielleicht auch Rampensau zu sein und zu sagen, mir macht das nichts aus, wenn ich mich mal verhasple oder wenn mir dann doch vielleicht mal die Worte fehlen oder ähnliches. Aber ganz wichtig, das ist wirklich oberstes Credo – es muss einfach passen zwischen Paar und Trauredner! 

Wie war denn dein Weg hin zu dem Beruf Freie Traurednerin?

Marie: Eigentlich war das nicht so richtig vorhersehbar. Ich war auf einer ganz kleinen, feinen Hochzeitsmesse, der „Love Hamburg “ – übrigens sehr empfehlenswert für alle Paare, die noch heiraten möchten – dort stellen verschiedene Hochzeitsdienstleister aus und das ist alles sehr stilvoll gemacht. Und dort gibt es auch als Programmpunkt eine Zeremonie, mit einem Paar, das Brautkleid und Anzug von einem der Aussteller trägt, und einer Traurednerin. Und ich war selber da, damals noch unter einem anderen Segel sozusagen, ich habe damals noch für meinen Bruder gearbeitet, der Anzüge macht und so kam es, dass wir da waren. Da habe ich mir diese Trauung angehört und fand das wirklich beeindruckend und schön und dachte: Ich glaube, das kannst du auch. Ich habe eine Ausbildung als Werbetexterin und mir liegt das Schreiben und das Reden. Also habe ich danach die Traurednerin angesprochen und mal gefragt, was es damit auf sich hat. So ist diese Idee entstanden. Und dann fügte sich alles zusammen, dann dachte ich: Mensch, natürlich, auf jeder Hochzeit, auf der ich privat eingeladen bin, habe zum Schluss immer ich das Mikro in der Hand, wenn es darum geht, eine Rede zu halten.  Ich hab‘ schon immer ein Faible gehabt fürs Schreiben und für Hochzeiten – jetzt ist endlich der Moment, wo ich das zusammenführen kann und warum bin nicht schon eher drauf gekommen?!! So ist das entstanden, und dann habe ich mir eine Webseite gebaut und Visitenkarten gedruckt und bin so in die Branche eingestiegen!

Und das läuft ja offenkundig ganz wunderbar!

Marie: Ja, das lief zum Glück von Anfang an ganz toll und ich hab es nie bereut und bin ganz, ganz dankbar, weil ich natürlich in meinem Beruf nur mit glücklichen Leuten zu tun habe und das ist wunderschön!

Viele Paare sind zu Beginn der Hochzeitsplanung etwas erschrocken, denn da stürzen ja wirklich die Kosten auf einen ein. Da kostet der Fotograf mal eben 1.500, 2.000 Euro oder mehr, das Brautkleid 1.500 Euro, dann noch der Anzug, ein Auto, Blumen, die Location undundund. Würdest du trotzdem sagen, dass es sich lohnt, so eine große Hochzeit zu feiern?

Marie: Ob es sich lohnt oder nicht, würde ich fast nicht von den Kosten abhängig machen. Sondern ich würde mich fragen: Für wen mache ich das? Mache ich das für mich oder mache ich das vielleicht für irgendwen anders? Ich würde an meinem Hochzeitstag immer dem Credo folgen: "Es ist mein Tag und ich möchte, dass es so läuft, wie ich es möchte und das hat für mich wenig mit Geld zu tun." Man kann auch mit kleinerem Budget viel umsetzen und viel gestalten. Man muss einfach schauen, was einem wichtig ist. Ein persönliches Ehegelübde und eine Rede finde ich persönlich zum Beispiel wertvoller als vielleicht eine wahnsinnig aufwändige Blumendeko oder ein extrem ausgefeiltes Catering. Da würde ich dann eher auf die Basics setzen und mehr auf die Stimmung – und die wird natürlich viel getragen von der Trauung und vom DJ und so weiter. Also, das muss, glaube ich, jedes Paar für sich selber entscheiden; was möchte ich für eine Hochzeit, was ist mir besonders wichtig, worauf setze ich meinen Fokus.

Wenn ich mich als Paar für eine Freie Trauung interessiere, wo kann ich denn mit meiner Suche nach einem passenden Trauredner starten?

Marie: Viele meiner Paare finden mich tatsächlich über die klassische Google-Suche. Auf den Webseiten kann man dann immer schon ganz gut schauen, ob der Redner vom Stil her zu einem passen könnte, je nachdem ob mir die Seite und die Fotos gefallen und das, was dort geschrieben wird, mich anspricht. Dann ist es natürlich immer gut, die Dienstleister zu fragen, die man schon hat. Wenn du schon einen Fotografen hast, der dir von deinem Stil her entspricht, dann würde ich fragen, wen er mir empfehlen kann. Denn es ist schon so in der Branche, dass sich die Dienstleister finden, die gerne zusammenarbeiten und die auch immer ähnliche Paare haben. Ich mache das ganz oft so, ich habe da zwei, drei Leute an der Hand, also DJ, Fotograf, Weddingplanner und so weiter, die ich immer empfehle, für die ich quasi brenne und das ist dann auch meistens echt eine runde Sache, weil die Paare sagen: Mensch, genau diesen Stil haben wir gesucht, das passt! Und dann findet sich so alles zusammen.

Ja, super, das klingt doch fantastisch! Marie, ganz herzliche n Dank für dieses informative Interview, ich denke, wir haben ganz vielen Paaren jetzt die Entscheidung für eine Freie Trauung deutlich leichter gemacht!

Mehr Infos zu Marie als Freier Traurednerin findest du auf ihrer Webseite wwww.literallylove.de, auf ihrer Facebook-Seite und natürlich auch bei Instagram!

PS: Die Fotos in diesem Artikel stammen von dem Hochzeitsfotografen Fabijan Vuksic - mehr von ihm auf fabijanvuksic.com und auf Instagram. Vielen Dank für die schönen Bilder!

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