Narzissmus in der Beziehung: Liebe, die dein Leben zerstört
Eine Beziehung mit einem Narzissten ist nahezu unmöglich. Wir haben mit einem Experten über Narzissmus in Beziehungen gesprochen.
Eine Beziehung zu einem narzisstischen Menschen ist extrem schwierig. Wie Narzissmus auf die Liebe wirkt und welche Behandlung helfen kann, erklärt hier Eric Hegmann, erfahrener Paarberater und Parship-Coach aus Hamburg.
Wie erkenne ich Narzissmus?
Der egoistische, selbstverliebte Mann, der sich für den Mittelpunkt der Welt und für ein Geschenk an die Frauen hält, so stellen sich die Meisten einen Narzissten vor. In seiner Außenwirkung erscheint ein Narzisst auch genau so, doch wer unter die schillernde Oberfläche blickt, wird tiefe Abgründe von Selbstzweifel finden.
Narzissten schwanken nämlich einerseits zwischen einem stark unterentwickelten und andererseits einem nach außen stark übertriebenen Selbstwertgefühl. Sie fühlen sich in der Folge ständig bedroht durch ihre Umwelt, wobei ihnen Empathie, die Fähigkeit, sich in ihre Mitmenschen einzufühlen, völlig abhanden geht. Das macht sie so schwer einschätzbar – und so ungeeignet als Partner für Liebesbeziehungen.
Man geht davon aus, dass narzisstische Persönlichkeitsstörungen bei weniger als einem halben Prozent der Bevölkerung auftreten, meist – aber nicht immer – sind Männer betroffen. Narzissmus entsteht wohl durch verschiedene Faktoren, es gibt zahlreiche Theorien wie die Erbanlagen, äußere Einflüsse und extremes Bindungsverhalten, das in der frühen Kindheit geprägt wird. Forscher gehen heute davon aus, dass wohl mehr als nur ein Faktor allein zu einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung führt.
Wenn du allerdings mit einem Narzissten zusammen bist, ist nicht wichtig, warum er sich so entwickelt hat. Wichtig ist nur, wie du dich rasch distanzieren und schützen kannst.
Ist eine liebevolle Beziehung mit einem Narzissten möglich?
Beziehungen mit einem Narzissten führen in emotionale Abhängigkeiten. Ein Beispiel aus der Paarberatung (Namen geändert):
Thomas und Maria sind seit zehn Jahren verheiratet, sie wünscht sich seit langem ein Kind, er findet immer neue Gründe, weshalb es zu früh ist, eine Familie zu gründen: erst noch eine Stufe auf der Karriereleiter, erst eine größere Wohnung, vielleicht sogar ein Haus, erst eine Weltreise ... Maria fühlt sich in der Beziehung unsicher, sie sucht viel Nähe, weil sie von Thomas kaum Bestätigung erfährt. Er neigt zum Rückzug, benötigt viel Zeit für sich, sein Standardwunsch ist Freiraum, sein Horror ist, „fremdbestimmt“ zu werden, wie er es ausdrückt. Als Thomas und Maria in die Beratung kommen, wollen sie – initiiert von Maria – über ihren Kinderwunsch sprechen.
Schnell zeigt sich, dass die beiden in einer schwierigen Paar-Dynamik gefangen sind: Sie hat eine ängstliche Bindungshaltung, bemüht sich permanent um seine Zuneigung, würde alles für ihn machen; während er die Aufmerksamkeit genießt, aber nichts zurückgibt. Im Gegenteil: Er wirft ihr vor, ihn mit ihrem Kinderwunsch zu bedrängen. Wo er doch alles nur für sie machen würde, die viele Arbeit, die Überstunden, die wenige Freizeit. In der dritten Sitzung kommt heraus, dass Thomas seit zwei Jahren eine Affäre mit einer Arbeitskollegin führt. Maria ist erschüttert, fragt sich aber sofort, welche Schuld sie daran trägt, dass es so weit gekommen ist. Geschickt manipuliert Thomas die Gespräche so, als wäre er das Opfer und hätte Verständnis verdient.
Narzissten erkennt man fast immer an einer extremen, vermeidenden Bindungshaltung, das heißt, sie haben Angst, ihre Autonomie aufzugeben in einer Beziehung, sie fürchten, sich im Wir einer Partnerschaft zu verlieren und sie kämpfen wie Löwen um ihren Freiraum. Dabei sind sie Meister der Manipulation und verdrehen Fakten elegant und sekundenschnell. Der Partner, meist ein ängstlicher Bindungstyp, fühlt sich dadurch ununterbrochen in der Verantwortung, seine Liebe zu beweisen und den Narzissten zu besänftigen, zu beruhigen oder sich seine Zuneigung zu verdienen.
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Kann man etwas gegen den Narzissmus des Partners tun?
An dieser Stelle muss ganz deutlich gesagt werden: Mit einem Narzissten lässt sich keine Partnerschaft auf Augenhöhe führen und mit einem Narzissten lässt sich überhaupt keine Liebesbeziehung gestalten. Nicht, weil er nur sich selbst liebt, – das sieht nur so aus –, sondern weil er sich nicht selbst lieben kann und deshalb auch niemand anderen.
Deshalb erleben Narzissten auch häufig starke depressive Phasen, weil sie Kritik und Zurückweisung wie eine lebensgefährdende Bedrohung wahrnehmen.
Ab wann ist Narzissmus krankhaft und muss er behandelt werden?
Narzissmus ist eine krankhafte Persönlichkeitsstörung, die einer psychotherapeutischen Behandlung bedarf. Allerdings liegt es in der Natur dieser Störung, dass die Betroffenen nicht zur Einsicht fähig sind, dass mit ihnen etwas nicht stimmen könnte. Im Gegenteil, für sie sind immer die Anderen Schuld. Im Beispiel von Maria und Thomas war er tatsächlich überzeugt, dass Marias Kinderwunsch ihn in die Arme und das Bett einer anderen Frau getrieben habe. Seine Opferrolle war nicht gespielt, so unverständlich sie aus anderer Perspektive auch scheinen mag.
In der Paarberatung ist eine weitere Arbeit mit einer solchen Paarkonstellation nahezu unmöglich. Ohne Empathie lässt sich keine Beziehung aufbauen. Und Empathie ist, was Narzissten fehlt – obwohl sie ununterbrochen beteuern werden, wie „gut sie sich einfühlen könnten“. Das können sie nicht. Nicht einmal in sich selbst.
Warum es Narzissten gut tut, wenn es anderen schlecht geht
Deshalb nochmals die Warnung: Eine Beziehung mit einem Narzissten ist für den Partner ein Albtraum. Narzissmus ist wegen der mangelnden Krankheitseinsicht des Betroffenen schwer zu behandeln, aus diesem Grund bleibt für den Partner nur die Flucht aus der häufig emotionalen Abhängigkeit.
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