Gaunerzinken: So sehen die geheimen Zeichen von Einbrechern wirklich aus
Urlaubszeit ist Einbruchszeit - so erkennst du, ob jemand einen Einbruch in dein Haus plant...

Wenn ihr Gaunerzinken an eurem Haus entdeckt, solltet ihr schnell handeln
Bei uns im Haus wohnt eine ältere Frau, verwitwet, allein. Alle Bewohner waren schockiert, als wir hörten, dass sie Trickbetrügern zum Opfer gefallen ist. Offenbar klingelten tagsüber zwei Männer bei ihr, sagten, sie seien Heizungsableser und müssten bei ihr an den Heizkörpern etwas nachsehen. Während der eine sie ablenkte, suchte der andere nach Geld und Wertgegenständen. Dann hauten sie wieder mit reichlich Beute ab. Ein klassischer Fall, wie man ihn leider immer wieder hört.
Gaunerzinken kommen in vielen Formen
Zwei, drei Wochen später sah ich es rein zufällig. An unserer Hauswand, leicht versteckt hinter den Mülltonnen, hatte jemand mit wasserfestem Filzstift ein Kreuz, wie ein Pluszeichen, an unsere Hauswand gemalt, etwa drei Zentimeter groß. War da nicht mal was? Habe ich nicht von so etwas gehört? Es ratterte und dann fiel es mir ein: Das ist ein Gaunerzinken!
Zinken gibt es schon seit vielen Jahrhunderten, die Tradition geht bis in 12. Jahrhundert zurück. Ursprünglich dienten sie dazu, dass sich das "wandernde Volk" verständigen konnte. Es gab Zeichen für "Übernachtung ist möglich" oder "Hier gibt es Essen".
Allerdings wurden Zinken auch von Gaunern und Einbrechern genutzt. Und das wohl auch heute noch.
Einbrecher kommunizieren angeblich über Gaunerzinken darüber, ob und wie sich ein Einbruch lohnt. Jetzt tauchten sie wieder verstärkt in Norddeutschland auf, in den letzten Wochen wieder in und um München, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Typische Gaunerzinken
Kreuz (X): Hier ist etwas zu holen / lohnendes Ziel.
Ein waagerechter Strich: Hier gibt es nichts zu holen.
Fünf Kreise: Hier gibt es Geld zu holen.
Gezackte Wellenlinie (~): Vorsicht, Hund im Haus.
Umgedrehtes „T“ oder stehendes T: Hier wohnt eine alleinstehende Person.
Zwei senkrechte Striche auf Querstrich: Hier wohnen alte Menschen.
Dreieck: Alleinstehende Frau oder hier gibt es nichts zu holen.
Raute: Das Haus ist unbewohnt.
Kreis mit Punkt: Hier gibt es etwas zu holen.
Quadrat mit Kreuz: Hier wohnen großzügige Leute.
Wellenlinie: Leichtgläubige oder gutmütige Menschen wohnen hier.
Z: Polizei in der Nähe.
Durchgestrichener Kreis: Vorsicht / nichts zu holen / nicht ansprechen.
Buchstaben wie T, N, D: Zeitpunkte für Einbruch – T=tagsüber, N=nachts, D=sonntags
Moderne Gaunerzinken sind praktisch unsichtbar
Heutzutage sind die Zeichen kaum zu erkennen - umso wichtiger ist es, die Zeichen zu kennen, damit man sie sofort wahrnehmen kann...
Plastik- oder Papierstreifen, die in Türen oder Türrahmen geklemmt werden. Bleiben sie mehrere Tage unberührt, gehen Täter davon aus, dass niemand zuhause ist.
Werbeflyer, Visitenkarten oder Prospekte, die an der Tür, unter der Fußmatte oder im Türgriff platziert werden. Werden diese nicht entfernt, signalisiert das eine längere Abwesenheit der Bewohner.
Kleine Steine, Zweige oder Blüten, oft direkt vor der Haustür, auf den Weg gelegt oder in den Briefkastenschlitz gesteckt: Wird dieses Material nicht bewegt, gehen Gauner von Leerstand aus.
Gegenstände verrücken, etwa Mülltonnen, Blumentöpfe oder Fußmatten. Bewegungslosigkeit deutet auch hier auf Abwesenheit hin.
Neben diesen "analogen" Zeichen gibt es zudem digitale Zinken wie das sogenannte WarChalking. Hier markieren Kriminelle offene oder schlecht gesicherte WLAN-Netze an Hausmauern oder Laternen mithilfe spezieller Kreidezeichen, um anderen Betrügern den leichten Zugang zu Netzwerken und eventuell auch Smart-Home-Systemen zu signalisieren...
Wenn ihr ein solches Zeichen an eurer Hauswand entdeckt, solltet ihr unbedingt Handeln:

Das Zeichen an unserer Hauswand, ein Kreuz, wie ein großes Plus-Zeichen, steht für "Fromm stellen". Waren das etwa die angeblichen Heizungsableser, die bei der alten Frau aus unserem Haus waren? Sie taten, als wären sie "fromme" Heizungsableser, raubten dann aber die arme Frau aus.
Unsere Vermieterin handelte auf jeden Fall sofort: Sie informierte die Polizei, überkritzelte das Zeichen, malte daneben das Zeichen für "bissiger Hund" und sagt damit den Gaunern: Wir haben euch durchschaut und passen auf!