Goodbye Beziehungsstress: Elena-Katharina Sohn gibt Tipps gegen die 10 größten Beziehungsfehler
Chamäleon-Effekt? Du gehörst (zu) mir-Kette? Liebeskummer-Expertin Elena-Katharina Sohn, Gründerin des Teams der „Liebeskümmerer“, verrät die zehn größten Beziehungsfehler und erklärt, wie wir diese Irrtümer des Beziehungsglücks vermeiden und unsere Liebe in einer Beziehung erhalten können.
Elena-Katharina Sohn über die 10 größten Beziehungsfehler
Seit sieben Jahren nun betreuen mein Team der "Liebeskümmerer" und ich Menschen, die Liebeskummer haben. Leute kommen zu uns, weil sie verlassen wurden. Weil sie in einer Affäre stecken. Weil sie sich aus einer belastenden Beziehung nicht lösen können. Oder einfach, weil sie unfreiwillig Single sind. Vor allem aber, weil sie sich in dieser Situation die Hilfe eines Psychologen oder Coachs wünschen.
Sie berichten meinen Kollegen und mir dann, was in ihrer Partnerschaft ihrem Gefühl nach schief gelaufen ist. Beschreiben Streit-Szenen oder schildern, auf welche Weise sie von neuen Bekanntschaften ein ums andere Mal enttäuscht werden.
Und so einzigartig jeder dieser Menschen und jedes dieser Paare natürlich ist - wenn man wie wir Liebeskümmerer erst einmal mehrere tausend Fälle von Herzschmerz gehört hat, dann kommt man um eine Erkenntnis dennoch nicht herum: Wenn Beziehungen scheitern, dann stecken unter dem Strich immer eine Reihe der gleichen Gründe dahinter.
Ich nenne diese Gründe die „10 größten Irrtümer des Beziehungsglücks“. Ich weiß, in der Headline heißen sie „Fehler“ - aber eigentlich möchte ich hier nicht von Fehlern sprechen. Denn es geht nicht darum, dass man etwas falsch macht! Vielmehr sind die zehn Irrtümer des Beziehungsglücks in unserer Gesellschaft derart verbreitet, dass fast jede und jeder an sie glaubt. Wir wenden sie an in der Überzeugung, das Beste für uns und unser Beziehungsglück zu tun! Und ahnen nicht, dass wir damit in Wahrheit leider genau das Gegenteil erreichen.
Der „Chamäleon-Effekt“
Ein Beispiel: Thomas und eine Clara lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Clara scheint zum Zeitpunkt des Kennenlernens eine selbständige Person zu sein, die mit beiden Beinen im Leben steht und sich neben ihrer Arbeit für Hunde, Musik und Tanzen interessiert. Thomas hingegen ist eher ein Katzenfreund, geht gern ins Theater und an den Wochenenden klettern. Bereits nach kurzer Zeit entwickelt sich die Beziehung der beiden so, dass Clara Thomas zu Liebe all ihre Interessen zu vernachlässigen beginnt. Man sieht sie nun samstagabends mit ihm im Theater, anstatt wie früher auf einem Konzert. Sonntags begleitet sie ihn zum Klettern, erklimmt bald selbst die steilsten Hänge. Und als die beiden erst einmal ein Jahr zusammen sind, erzählt Clara ihren Freundinnen gar, dass Katzen eigentlich ohnehin die viel angenehmeren Haustiere sein, als Hunde. Noch eine Weile geht es so, dann fällt die Arme aus allen Wolken, als Thomas sich nach anderthalb gemeinsamen Jahren plötzlich von ihr trennt. „Du bist irgendwie gar nicht mehr der Mensch, in den ich mich damals verliebt habe“, erklärt er sich. „Und mir fehlt, glaub ich, die Reibung.“
Was ist passiert? „Du bist dem Chamäleon-Effekt erlegen“ erklärte ich Clara, die es übrigens wirklich gibt, als sie im vergangenen Jahr in meine Praxis kam. Chamäleon-Menschen neigen dazu, sich ihrem Partner im Laufe einer Beziehung so sehr anzugleichen, seine Hobbys, Meinungen, Interessen zu übernehmen, dass sie im Extremfall in jeder neuen Partnerschaft wie ein vollkommen anderer Mensch erscheinen können: Liebt der Partner Reisen, lieben sie Reisen. Ist der darauf folgende Partner jedoch ein Stubenhocker, können sie aufs Reisen plötzlich wieder verzichten und sagen, dass es zu Hause doch eh am schönsten sei…
Chamäleon-Menschen verhalten sich so, weil sie denken, dass es gut für ihre Beziehung sei, dem Partner möglichst viel Aufmerksamkeit und Zeit zu schenken, weil sie den Wunsch haben, alles mit ihm zu teilen und - aber das oft nur auf der unbewussten Ebene - weil sie einfach gar nicht so genau wissen, was ihnen selbst wirklich Freude macht. Was sie jedoch übersehen, ist genau das, was Thomas so klar auf den Punkt brachte: Wer die Kopie seines Partners wird, der ist nicht mehr der Mensch, in den der andere sich einmal verliebt hat. Und: Das Risiko, dass dem anderen langweilig wird, wenn man nichts Eigenes mehr in die Beziehung mit einbringt, ist extrem groß. Wer möchte schon einen Schatten als Partner haben? Für eine glückliche Beziehung ist es deshalb ganz wichtig, neben einer gemeinsamen Schnittmenge, dem „Wir“ auch sein jeweils eigenes „Ich“ weiterzuleben. Und wer bisher Probleme hat, dieses „Ich“ genauer zu definieren, dem möchte ich aus ganzem Herzen raten, sich einmal ganz in Ruhe damit auseinanderzusetzen, eventuell mit professioneller Hilfe.
Die „Du gehörst (zu) mir-Kette“
Ein anderer Irrtum des Beziehungsglücks, den vermutlich jede und jeder schon einmal irgendwie miterlebt habt, ist die „Du gehörst (zu) mir-Kette“: Davon spreche ich, wenn einer oder beide Partner einander den Kontakt zum Ex-Partner oder grundsätzlich zu anderen Frauen bzw. Männern regelrecht verbieten.
Oft passiert es mir, dass gerade Frauen mir ganz gerührt erzählen: „Er hat mir sogar versprochen, dass er ab jetzt zu keiner anderen Frau mehr Kontakt hat, auch nicht per SMS oder so. Und naja, das mache ich dann für ihn natürlich genauso mit den Männern! Ist das nicht romantisch?“ Es tut mir Leid, das so deutlich zu sagen: Aber nein, ich finde das vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen keinesfalls romantisch, sondern ziemlich besorgniserregend.
Denn wenn jemand das Bedürfnis hat, dem neuen Partner den Austausch zu Menschen zu untersagen oder auch nur zu erschweren, die diesem einmal wichtig waren oder eben einfach nur gute Freunde sind, dann hat das nichts mit Liebe zu tun - sondern mit Unsicherheit. Und Unsicherheit und Eifersucht sind Eigenschaften, die einer glücklichen Beziehung im Wege stehen. Weil sie auf verschiedenen Ebenen immer wieder für Konflikte sorgen werden und weil sie von einem Mangel an Vertrauen zeugen - das jedoch eine der wichtigsten Zutaten für eine Liebesbeziehung ist. Besser wäre daher, dass derjenige, der seinem Gegenüber die Ketten anlegen möchte, sich einmal fragt, was er selbst für seinen Selbstwert und seine Vertrauensfähigkeit tun kann. Um dann eine Beziehung zu führen, in der sich beide frei entfalten können. Denn die hat Potential auf großes Glück.
Noch mehr Liebes-Irrtümer
Neben dem „Chamäleon-Effekt“ und der „Du gehörst (zu) mir-Kette“ gibt es meiner Erfahrung nach noch acht andere große Irrtümer des Beziehungsglücks: „Hättest-könntest-müsstest-solltest-Paare“, „Luftschlösser bauen“ oder die „Liebe-Leistung-Verwechslung“ sind einige davon.
Doch die gute Nachricht lautet: Wer sie alle auf einen Schlag vermeiden und endlich eine glückliche Beziehung führen will, der braucht zusammenfassend tatsächlich nur ein einziges „Gegenmittel“ anzuwenden. „Du musst Deinen Partner von der Verantwortung entlasten, dass er Dich glücklich machen soll“ verrate ich meinen Kunden. „Dann lösen sich die meisten Eurer Probleme ganz von selbst.“ Und während wir noch klären, was das im Detail bedeutet und zusammen erarbeiten, wie es gelingt, zeigt sich der Effekt meist schon nach wenigen Wochen. Beziehungen werden harmonischer, Konflikte lockerer überstanden und die beiden Partner fröhlicher. Denn Beziehungsglück beginnt beim Ich und nicht beim Wir.
Mehr Liebes-Tipps von Elena-Katharina Sohn und Erklärungen zu den 10 Beziehungsirrtümern gibt es in diesem Buch: