Vom Triumph zur Farce

Mit dieser Prämie wurde die Frauen-Nationalmannschaft 1989 nach ihrem Sieg abgespeist

Der EM-Sieg 1989 war ein Meilenstein im deutschen Frauenfußball. „Ausgezeichnet“ wurde er mit einer sexistischen Prämie des DFB…

Mit dieser Prämie wurde die Frauen-Nationalmannschaft 1989 nach ihrem Sieg abgespeist
1989 holten die deutschen Frauen unter Kapitänin Sylvia Neid den EM-Titel. Foto: IMAGO / Oliver Hardt
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1989 siegte die deutsche Frauen-Nationalmannschaft erstmals bei der Fußball EM. Der Sieg markiert einen wichtigen Tag in einem langen Kampf um Gleichberechtigung im Fußball.

Denn der Weg dorthin war alles andere als einfach. Doch selbst nach diesem riesigen Erfolg wurden die Frauen mit einer lächerlichen Prämie abgespeist. Und wieder einmal zeigt sich: Frauen bekommen nicht die gleiche Wertschätzung und den Respekt wie Männer.

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Diese unfassbare Prämie „schenkt“ der DFB den EM-Siegerinnen 1989

Es ist die erste Fußball-EM der Frauen in Deutschland: Tausende Fans fiebern vor den Bildschirmen und im Stadion mit, als die deutsche Frauen-Nationalmannschaft am 2. Juli 1989 Norwegen mit 4:1 besiegt und sich damit den EM-Titel sichert.

Ist das der Moment, für den die Frauen jahrelang gekämpft haben? Endlich die gleiche Anerkennung wie die männlichen Kollegen bekommen? Nicht, was den DFB angeht. Zum Sieg überreichte dieser den Frauen ein Kaffeeservice.

Kein Witz! Für ihre bahnbrechende Leistung im Fußball bekamen sie als Dank lediglich ein blümchenverziertes Kaffee-Set. Ganz nach dem Motto: ‚Was könnte man Frauen schenken? Natürlich! Etwas Praktisches für die Küche, den Ort, wo die Frau eigentlich hingehört. Und eben nicht auf den Fußballplatz…‘

Das ist es, was dieses Geschenk aussagt. Anstatt die Leistung angemessen wertzuschätzen, wird der Fokus wieder mal auf sexistische Rollenbilder gelenkt. Mal ganz abgesehen davon, dass ein Kaffeeservice in keinem Verhältnis zu den Prämien der Männer-Nationalmannschaft steht.

Frauen-Fußball: Sexismus und der ewige Kampf um Gleichberechtigung

Aktuell findet die Frauen-EM in der Schweiz statt. Die deutschen Spielerinnen konnten sich bereits bei ihrem ersten Spiel gegen Polen mit 2:0 durchsetzen und wurden dabei von über acht Millionen Zuschauer*innen in Deutschland verfolgt. Das Interesse der Fußball-Fans ist groß.

Doch bis hier hin war es ein weiter Weg. Lange Zeit war Frauenfußball in Deutschland offiziell verboten. 1955 sprach der DFB das Verbot mit der Begründung aus: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“

Doch die Frauen ließen sich nicht davon abhalten, ihrer Passion nachzugehen und organisierten sich allen Verboten zum Trotz selbst. Es wurden Mannschaften gegründet, Spiele abgehalten. Und bevor sich der Frauen-Fußball weiter selbstorganisieren und in Konkurrenz zum DFB treten konnte, hob dieser 1970 das Verbot wieder auf.

Doch das bedeutet nicht, dass Frauen ab dann unter fairen Bedingungen Fußball spielen konnten. Stattdessen überlegte sich der DFB weitere Regeln, an die sich die Spielerinnen halten mussten. So durften sie zum Beispiel keine Stollenschuhe tragen, mussten mit einem Jugendball spielen und ihre Spielzeit wurde auf zwei Mal 30 Minuten begrenzt.

Doch die Frauen waren stärker als die Missgunst, die ihnen entgegenwehte. 1982 wurde die deutsche Frauen-Nationalmannschaft offiziell gegründet. Am 10. November 1982 fand das erste Länderspiel gegen die Schweiz statt, das die deutschen Frauen mit 5:1 gewonnen haben.

Doch trotz dieser Erfolge mussten die Fußballfrauen viel über sich ergehen lassen. Anstatt auf ihre Kompetenzen einzugehen, war die Berichterstattung lange Zeit von sexistischen Kommentaren geprägt. Und selbst als sie 1989 dann den EM-Titel holten, wurden sie mit dieser herabwürdigenden Prämie „ausgezeichnet“. Mehr zum Thema zeigt die Dokumentation „Mädchen können kein Fußball spielen“ in der ARD.

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Equal Pay?! Diese Prämie erhält die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der EM 2025

Bis heute hat sich glücklicherweise vieles getan, die Fußball-Frauen bekommen endlich mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung, alte Rollbilder und Klischees werden aufgearbeitet, und dennoch: von Gleichberechtigung kann noch immer nicht die Rede sein.

Denn auch wenn die Prämien für die Frauen-EM 2025 stark gestiegen sind, so entsprechen sie dennoch nur etwa einem Viertel der Prämien, die die Männer bei der letzten EM erhalten haben. Doch der Druck auf den DFB steigt, viele fordern „Equal Pay“, also eine gleiche Bezahlung im Männer- und Frauen-Fußball. Denn die Zeiten von Blumen-Kaffee-Sets sind definitiv vorbei!

Artikelbild und Social Media: IMAGO / Oliver Hardt