SM-Praktiken

So gefährlich ist BDSM: Ein Dom packt aus

Sind BDSM-Praktiken gefährlich? Hier erklärt uns ein Dom diese spezielle Variante von Sex und verrät mehr über SM-Neigungen und die Beziehung zwischen Sub und Dom.

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Dieser Mann liebt BDSM. Sein Name muss geheim bleiben. Aber wie er liebt, das verrät er uns. So viel steht fest: BDSM wie in 50 Shades of Grey ist nur ein kleiner Teil dieser faszinierenden Welt. Unser Interviewpartner ist der Betreiber der Seite gentledom.de. Es gibt kaum eine Facette dieser Sexspielart, von der er noch nie gehört hat. Hier gibt er uns die Antworten auf die wichtigsten Fragen zu BDSM. (Teil 1 des Interviews "BDSM ist wie ein Tanz" gibt es hier )

Ist BDSM gefährlich?

Gentledom: Mit einem verantwortungsbewussten Partner, dem das Wohlergehen seines Partners wichtig ist und der sich daher um ihn sorgt, sich informiert und auf ihn eingeht, ist BDSM weitaus weniger gefährlich als Skifahren. Gefahren gehen fast immer nicht von BDSM, sondern von Partnern aus, die nicht wissen was sie tun, denen es nur um ihren Spaß geht und/oder denen das Wohlergehen des Partners egal ist. Wer als devoter Part an einen solchen Menschen gerät, riskiert körperliche, geistige und seelische Schäden. Gerade der devote Part sollte daher darauf achten, sich nur einem Menschen hinzugeben der dieses große Geschenk auch wirklich verdient hat und zu schätzen weiß. Eine Sub schenkt sich und gerade als Sub sollte man sich nicht leichtfertig oder vorschnell verschenken, nur weil man nun endlich dieses Gefühl erleben will.

Was braucht man, um BDSM-Praktiken zu betreiben?

Viele denken an Fesseln, Peitschen, Gerten, usw. Eigentlich braucht man das alles aber nicht und es sind nur Extras. Es braucht einen Partner dessen Lust die eigene ergänzt. Es braucht Offenheit und Kreativität. Es braucht Vertrauen und Lust. Das größte Sexualorgan ist weder der Penis noch die Vagina, es ist unser Hirn. Allein mit den Händen lässt sich so viel machen. Sie können festhalten, kratzen, kneifen, den Atem rauben, niederdrücken, streicheln, liebkosen, schlagen, das ist viel, viel mehr als eine Gerte oder ein Rohrstock allein je schaffen könnten. Wer als dominanter Part kreativ und empathisch ist, braucht für eine Session kein Spielzeug, die beiderseitige Lust ist seine Spielwiese.

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Verliert du langsam die Lust an SM-Praktiken, bei all dem Hype um 50 Shades of Grey?

Warum sollte ich? Ich betreibe seit 15 Jahren mein BDSM, dies ändert sich nicht wegen eines Hypes, sondern wenn dann nur, weil meine Lust sich verändert oder es Einflüsse der Partnerin gibt. Auf mein privates BDSM hat die ganze Geschichte daher keinen Einfluss, außer vielleicht wenn ich irgendwann in Zukunft mal eine Freundin oder Affäre hätte, welche sehr vom Shades of Grey-Buch geprägt ist.

Ist eine Vorliebe für BDSM eine Krankheit?

Es kann durchaus krankhaft sein, ist es aber in den meisten Fällen nicht. Psychologen sprechen in der Regel von einer krankhaften Neigung, wenn der Patient durch sie einen dauerhaften Leidensdruck erfährt oder aber nur noch durch Schmerz oder Erniedrigung sexuelle Lust empfinden kann. Ich stimme dieser Annahme der modernen Psychologie zu. Da ich sehr viel Spaß auch an meiner „normalen“ (was ist das eigentlich?) Sexualität habe, behaupte ich von mir gesund zu sein. Ich lebe meine Sexualität eben nur etwas anders als der Durchschnitt aus. Wobei, wenn man Studien glaubt, dass weit mehr als 50 Prozent der Menschen Unterwerfungsfantasien haben sollen, vielleicht bin ich ja doch gar nicht so anders ;) Wer niemandem schadet, wer BDSM nicht als die einzig wahre Art der Sexualität ansieht und seine Neigung nicht verteufelt, der ist in meinen Augen ein ganz normaler Mensch, der eben nur ab und an anders seine Triebe befriedigt.

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Warum ist BDSM keine Gewalt?

Gewalt setzt einen Täter und ein Opfer voraus. Das ist bei BDSM nicht gegeben. Handlungen setzen ein Einvernehmen voraus und dies schließt eine Täter-Opferrolle, bei erwachsenen und geistig gesunden Menschen, bereits grundsätzlich aus. Der devote Part gibt dem dominanten mit seinen Tabus die Handlungsgrenzen vor und er kann jederzeit mittels Safeword die Session abbrechen. BDSM braucht (mindestens) zwei Menschen die jeweils die Neigung des anderen befriedigen wollen, es ist ein Zusammenspiel, kein Gegeneinander. Schlage oder peitsche ich eine Partnerin so dient das ihrer und meiner Lust, die wir an unserem BDSM empfinden. Legales BDSM ist in Deutschland an einige Bedingungen geknüpft und diese schützen jeden BDSMler vor Handlungen, die sich gegen seine Person richten.

Welche Vorurteile sind berechtigt?

Einige Vorurteile in Bezug auf BDSM sind berechtigt. Es gibt scheinbar auf devoter Seite durchaus mehr Menschen mit Borderline und Gewalterfahrung, als es sonst üblich ist. Dies bedeutet aber ganz sicher nicht, dass dies nun immer oder auch nur überwiegend der Fall sein muss. Auf dominanter Seite scheint es viele Personen mit Komplexen (Minderwertigkeit, Verlustängste, extremer Narzissmus) zu geben, welche versuchen, ihre Komplexe durch BDSM zu kompensieren. BDSM ist und bleibt eine extreme Spielart der Sexualität und zieht damit auch viele extreme Persönlichkeiten an. Hier gilt es, sich vor diesen zu schützen und bei der Partnersuche, besonders im Internet, wachsam zu sein.

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Welches waren die ausgefallensten BDSM-Praktiken, die du jemals angewendet hast?

Vor Jahren hatte ich mir mal ein Computerprogramm geschrieben, mit dem ich während einer Session Filme aufnehmen und abspielen konnte. Die Aufzeichnung der Session erfolgte über eine Brillenkamera, also aus meiner Perspektive und nach 15 Minuten startete auf einem großen Fernseher die gemachte Aufnahme, jedoch nicht in der normalen Geschwindigkeit, sondern es wurde jedes zwanzigste Bild rausgeschnitten, damit näherte sich das dargestellte Geschehen immer mehr dem Livegeschehen an, bis es darin überging. Meine damalige Partnerin hatte somit meine Perspektive.

Ist es für dich schwieriger, eine Frau zu dominieren, die du liebst?

Jein. Dominieren geht natürlich mit einem gewissen Abstand leichter. Wenn man zusammen lebt, dann ist man sich sehr nah, nicht nur emotional. Dafür kennt man sich aber auch sehr gut und somit ist es nicht schwerer, mit einer Person zu spielen, die oft in meiner Nähe ist. Hart mit ihr zu spielen ist überhaupt kein Problem. Der einzige Punkt, bei dem ich selber diszipliniert sein muss, sind Strafen. Ich strafe eh nicht allzu gerne und wenn ich die Person liebe, mache ich es nochmals weniger gern. Hier muss die Selbstdisziplin einfach groß genug sein, sonst klappt es einfach nicht mit einer DS-Beziehung. Ich muss mich also ab und an selber dazu zwingen konsequent durchzugreifen, das ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich. Liebe und BDSM ist einfach eine tolle Kombination und mein BDSM funktioniert eben nur, wenn Fehlverhalten sanktioniert wird.

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Haben die Subs, mit denen du zu tun hattest, oft ein Safeword nutzen müssen?

Ich habe noch nie ein Safeword gehört, weil ich über eine Grenze meiner Sub gegangen bin. Ich habe es aber bereits einmal gehört, damals aber nur, weil sie mir zeigen wollte, wer wirklich die Macht hat. Es war unsere letzte Session, denn wer ein Safeword nutzt, nur um mir zu zeigen, dass die Macht eigentlich bei der Sub liegt, mit dem muss ich nicht spielen. Es ist eine Notbremse und die zieht auch niemand im Zug, wenn es keinen guten Grund dafür gibt. Würde ich es aber hören, weil wirklich etwas vorgefallen ist, was für meine Sub nicht geht, wäre ich sogar stolz auf sie. Denn es würde auch mir zeigen, sie trägt Verantwortung und kann im Notfall ihrer Eigenverantwortung gerecht werden.

Was empfindest du, wenn du einer Frau Schmerzen zufügst?

Das kommt auf den Zusammenhang an, ich empfinde nicht immer das gleiche, wenn ich "den Rohrstock" schwinge. Bei einer Partnerin, die daraus Lust zieht, entwickelt sich auch bei mir Lust denn ich mag es sehr die Lust meiner Partnerin zu sehen und zu spüren. Geht es darum, sie zu bestrafen, ist es hingegen sehr unterschiedlich. Ich bin kein wirklicher Sadist, kann aber Freude an der Macht dabei empfinden, oder ich sehe es als Pflicht an, weil es anders nicht funktioniert. Gerade wenn ich sie liebe ist es mehr eine Pflicht denn eine schöne Kür, ohne Strafe funktioniert aber kein wirkliches Machtgefälle. Nur belohnen geht eben als Erziehungsmittel nicht, auch wenn ich sicher lieber gutes Verhalten belohne, als schlechtes zu bestrafen.

Lies hierTeil 1 unseres Interviews mit einem DomEin Dom berichtet: "BDSM ist wie ein Tanz"

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