Genitalchirurgie

Vaginalstraffung: Was ist eine Scheidenverengung und wann ist sie sinnvoll?

Eine Vaginalstraffung ist ein operativer Eingriff, bei dem die Vagina verengt wird. Wir verraten mehr über Methoden, Kosten und darüber, ob so etwas sinnvoll sein kann.

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Ob durch eine Geburt, eine starke Gewichtsabnahme oder schlichtweg das fortschreitende Alter: Wie der gesamte menschliche Körper kann sich auch die Vagina im Laufe der Zeit verändern. Das Gewebe und die Muskulatur können Spannkraft verlieren und schlaff wirken. Aber ist das ein Grund für eine Operation? Schließlich sind diese Vorgänge doch natürlich. Wir klären auf.

Was ist eine Vaginalstraffung?

Der Begriff "Vaginalstraffung" kann sich auf verschiedene Eingriffe beziehen. Unter dem schwammigen Sammelbegriff "Vaginalverjüngung" werden laut der Gynäkologin Dr. med. Jen Gunter "zwei Operationsformen gebündelt: zum einen die Scheidendammplastik (Perineoplastik), bei der die Muskeln am Scheideneingang geschnitten und enger genäht werden, sowie eine Laserung des Vaginalgewebes, um die Vagina 'elastischer', aber wie manchmal auch geworben wird, 'fester' zu machen, wobei nun Elastizität und Festigkeit nicht das Gleiche ist", macht Dr. Gunter ihrem Unmut Luft (vgl. S. 236 f., "Die Vagina-Bibel").

Neben der Verengung der Vagina, fällt in diesem Zusammenhang der "Vaginalverjüngung" aber auch oft der Begriff der Labioplastik, der Verkleinerung oder Modifizierung der Vulvalippen.

Gründe für eine operative Scheidenverengung

Eine Vaginalstraffung ist medizinisch notwendig, wenn Frauen durch eine Scheiden- und/oder Gebärmuttersenkung an Inkontinenz oder Harnverhalt (kein Wasserlassen möglich trotz Harndrang) leiden. In diesem Fall übernehmen generell Krankenkassen die Kosten für einen Eingriff, was im Fall einer medizinisch nicht notwendigen oder aber rein kosmetischen Operation eher nicht der Fall ist.

Ein Grenzfall liegt vor, wenn eine Frau das Gefühl hat, dass ihr Sexleben darunter leidet, dass sie eine sehr weite Vagina oder einen stark gedehnten beziehungsweise schwachen Beckenboden hat. In diesem Fall kann es zum "Lost Penis Syndrom"kommen, also dazu, dass die Frau beim Sex den Penis in der Vagina nicht spürt und der Mann ebenfalls keine oder nur sehr wenig Stimulation seines Penis fühlt.

Allerdings hilft (vor allem der Frau) im Fall des "Lost Penis Syndroms" eher das gezielte Trainieren des Beckenbodens. Eine Operation sollte man – oder vielmehr Frau – erst als letzte Option in Betracht ziehen, wenn hier wirklich alle Mittel erschöpft sind. Beckenbodenübungen können einem die Risiken, Schmerzen und Kosten eines operativen Eingriffs ersparen, das Empfinden beim Sex steigern und eine Verbesserung der Orgasmusfähigkeit bewirken. Wer eine Vaginalstraffung aus sexuellen Gründen in Betracht zieht, sollte in diesem Sinne auch immer bedenken, dass das Sexleben durch eine Operation nicht immer verbessert werden kann – bzw. bei den bestehenden Risiken höchstwahrscheinlich eher darunter leidet.

„Was aber eine Perineoplastik nicht kann, das ist, den Sex besser zu machen.“
Dr. Jen Gunter, Gynäkologin

Vor allem Frauenärztinnen wie Dr. med Jen Gunter und Prof. Dr. Mandy Mangler geben zu bedenken, dass eine sogenannte "Vaginalverjüngung" nie aus den falschen Gründen gewählt werden sollte. Denn eins kann eine plastische Genital-OP vor allem nicht, betont Dr. Jen Gunter: "Was aber eine Perineoplastik nicht kann, das ist, den Sex besser zu machen" (vgl. S, 236 f., "Die Vagina-Bibel").

Eine Vaginalstraffung oder Vaginalverjüngung aus kosmetischen Gründen ist natürlich nicht notwendig und eigentlich sollten wir Frauen in Bezug auf unsere Vulva wie in Bezug auf unseren gesamten Körper lernen, dass eben jede Vulva einzigartig istund, dass das auch schön und gut so ist. Aber wer aus dem einen oder anderen Grund extrem unter dem Aussehen ihrer Vulva leidet, kann eine Vaginalstraffung in Betracht ziehen. Dabei solltest du allerdings erst in dich gehen, um zu schauen, ob du dich unrealistischen Schönheitsidealen unterwirfst, oder nicht.

Die Gynäkologin Prof. Dr. Mandy Mangler weiß, dass das nämlich viel zu häufig der Fall ist: "Erstaunlich ist auch, wenn Frauen sagen: ‚Ich möchte eine straffe Vulva / Vagina.‘ Denn die gibt es nicht", betont sie (vgl. S. 29 f., "Das große Gynbuch"). "Bereits die Organe junger Frauen haben Runzeln, Rillen und Falten; später altern Vulva und Vagina natürlich genauso wie andere Organe auch. Je nach den momentanen Östrogenwerten im Körper werden sie zudem mehr oder weniger durchblutet", so Mangler.

Genitalchirugie: Was passiert bei dem Eingriff?

"Eine Perineoplastik ist an sich ein seriöser Eingriff, vor allem nach schlecht verheilten Dammrissen nach der Geburt", erklärt Dr. Jen Gunter (vgl. S. 236 f., "Die Vagina-Bibel"). "Dabei sind die beteiligten Muskeln in einem zu weiten Abstand voneinander verheilt, und dies wird dann operativ korrigiert. Auch im Falle eines Scheidenvorfalls kommt dieses Verfahren zur Anwendung."

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Je nach Art des Eingriffs sind die Methoden für eine Vagina-Verengung oder eine Vaginalverjüngung allerdings verschieden. Zum Beispiel kann Gewebe aus der Vagina entnommen und die Muskulatur, die die Vagina umgibt, gestrafft und somit verengt werden. Außerdem können die Vaginalwände mit körpereigenem Fettgewebe unterfüttert werden. Als weitere Methoden für eine Verengung der Vagina kommen Laser- und Radiofrequenztechniken zum Einsatz. Hier werden im Prinzip minimale Verletzungen beziehungsweise Ödeme erzeugt, um durch den Selbstheilungsprozess den Aufbau neuer Schleimhäute anzuregen. Für eine äußere Vaginalverjüngung werden oft Hyaluron-Spritzen angewendet, die für einen bleibenden Effekt allerdings regelmäßig (ca. alle acht bis sechzehn Monate) injiziert werden müssen.

Scheidendammplastik: Was kostet eine Vaginalstraffung?

Die Kosten einer Vaginalverengung beträgt je nach Art und Umfang des operativen Eingriffs zwischen 2.500 und 7.500 Euro. Die Kosten dafür werden – wenn überhaupt – nur bei einer nachgewiesenen medizinischen Notwendigkeit übernommen.

"Vaginalverjüngung": Diese Risiken und Nebenwirkungen gibt es!

Da bei einer Vaginalstraffung in den meisten Fällen chirurgisch oder per Lasertechnik Gewebe entfernt wird, gehören Blutungen, Schwellungen und Schmerzen zu den Nebenwirkungen. Der Eingriff kann außerdem zu einer eingeschränkten Sensibilität führen.

Die Frauenärztin Prof. Dr. Mandy Mangler führt diese Warnung weiter aus: "Gesundes Gewebe im Bereich von Vulva und Vagina zu entfernen, birgt aber immer die Gefahr, dass Nerven durchtrennt werden und taube Stellen entstehen. Indem es zu Narben, Verwachsungen, Infektionen oder einer veränderten Sensibilität kommt, können Orgasmen unter Umständen schwerer entstehen oder ganz ausbleiben. Narbengewebe kann taub sein, Berührung dann nicht mehr so intensiv wahrgenommen werden." (vgl. S. 29 f., "Das große Gynbuch").

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"Designer-Vagina": Wie sinnvoll ist eine Vaginalverengung?

Ganz ehrlich: Eine Vaginalstraffung macht eigentlich nur Sinn, wenn sie medizinisch notwendig ist, also beispielsweise bei Problemen wie Inkontinenz. Auch ein vermindertes Gespür beim Sex kann, wenn alle anderen Mittel wie Beckenbodentraining ausgeschöpft sind, ein Grund sein, den operativen Eingriff in Erwägung zu ziehen. Keine guten Gründe sind hingegen der Wunsch eines Mannes oder die Optik: Wer braucht schon eine "Designer-Vagina", wenn sie eine gesunde und ganz einzigartige eigene hat?

Dr. Jen Gunter empfiehlt: "Wenn Sie nach der Entbindung das Gefühl haben, dass Ihre Vagina sich irgendwie lockerer anfühlt, dann sollte das mit Beckenbodenübungen im Rahmen einer Physiotherapie angegangen werden, nicht jedoch mit einer OP." (vgl. S. 236 f., "Die Vagina-Bibel").

Quellen

  • Prof. Dr. Mandy Mangler: Das große Gynbuch. Selbstbewusst für den eigenen Körper entscheiden. Sex, Zyklus, Wechseljahre aus weiblicher Sicht neu verstehen. Krankheiten erkennen und therapieren. Suhrkamp Verlag: 1. Auflage (2024). 496 Seiten.

  • Dr. med. Jen Gunter: Die Vagina-Bibel. Vulva und Vagina – Mythos und Wirklichkeit. Südwest Verlag: 1. Auflage (2020). 478 Seiten.