Kolumne

14 Tage in häuslicher Quarantäne: Wie ich versuche, nicht die Nerven zu verlieren

Redakteurin Tina ist aktuell in häuslicher Quarantäne. Wie sich das anfühlt und wie sie versucht, einen Lagerkoller zu vermeiden.

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Ich bin aktuell in einer Situation, mit der sich noch eine Vielzahl anderer Personen konfrontiert sehen dürfte: Ich befinde mich in freiwilliger häuslicher Quarantäne. Weder mein Freund noch ich wissen, ob wir uns mit dem derzeit grassierenden Coronavirus infiziert haben, es besteht aber die erhöhte Wahrscheinlichkeit durch den Kontakt mit einer infizierten Person. Daher bleiben wir für 14 Tage in unserer Wohnung - ich freiwillig und mein Freund, weil es ihm vom Amt verordnet wurde, da er direkten Kontakt zu der infizierten Person hatte. Weil ich aber wiederum engen Kontakt zu meinem Freund hatte und habe und niemanden gefährden möchte, bleibe ich auch zu Hause. 

Zuerst einmal möchte ich dazu sagen, dass es mir/uns gut geht. Wir haben Glück. Symptome haben wir bisher nicht. Allen Menschen, bei denen es nicht so ist, wünsche ich, dass sie ganz schnell wieder gesund werden.

14 Tage Quarantäne - und was jetzt?

Nichtsdestotrotz können 14 Tage Quarantäne auch in meiner Situation eine kleine Herausforderung sein. Klar, ich will mich nicht beschweren. Ich bin gerne in meinen eigenen vier Wänden und liebe meine Wohnung wirklich, dennoch muss ich nicht 24 Stunden in ihr verbringen – schon gar nicht 14 Tage lang. Da kann einem im sprichwörtlichen Sinn schon mal die Decke auf den Kopf fallen. Ich musste mir erst einmal überlegen, wie ich meine Zeit am besten verbringe, wenn noch nicht einmal ein Spaziergang drin ist.

Lies hier Infos des Bundesgesundheitsministeriums zur häuslichen Quarantäne. 

Die weite Welt des Internets eilt zur Hilfe

Ja, ich verbringe viel Zeit online, allein schon aus beruflichen Gründen. Ich bin schließlich Online-Redakteurin. Aber gerade jetzt ist das Internet mir eine besonders große Hilfe. Arbeiten kann ich ohne Probleme von zuhause aus, (Video-)Anrufe mit meiner Familie und meinen Freunden sind ganz einfach (und nicht zu vergessen super wichtig) und ich habe ein riesiges Angebot an Entertainment zur Auswahl. Wobei Netflix allein einen auch nicht für immer glücklich macht. 

Nach ein paar Tagen braucht man noch ein paar andere Strategien, um sich nicht irgendwann aus reiner Langeweile mit seinem Freund zu zoffen. Nicht, dass ich da aus Erfahrung spreche...

Was ich mir erst einmal überlegt habe:

  • Online-Workouts
  • Meditieren (wenn ich es jetzt nicht regelmäßig machen kann, wann dann?)
  • endlich mehr oder überhaupt mal Gitarre spielen
  • Bullet Journaling
  • meine Steuererklärung erledigen (optional ;) )
  • mindestens drei Bücher lesen, die ich schon seit Ewigkeiten lesen möchte

Ob das wirklich funktioniert, könnt ihr in den nächsten Tagen hier nachlesen.

Tag 1: Na, das kriegen wir schon hin

Alles easy. Es gibt definitiv Schlimmeres, als zwei Wochen zuhause zu bleiben. Wahrscheinlich komme ich dann nach 14 Tagen aus meiner Wohnung und habe alles erledigt, was ich mir schon seit Monaten vornehme. Das klingt eigentlich ziemlich gut. Außerdem (und an dieser Stelle spreche ich den größten Dank aus) habe ich super Freunde, die alle ihre Hilfe anbieten und sogar schon direkt für mich einkaufen waren. Mega!

Tag 2-3: Warum scheint denn jetzt die Sonne?

Nicht-Hamburger kennen dieses Gefühl vielleicht nicht ganz so gut, aber wenn hier bei uns in der Hansestadt schon einmal die Sonne scheint, dann wollen wir raus. Geht aber gerade nicht. Ich will ja niemanden gefährden. Also Balkontür auf und wenigstens das Gesicht in die Sonne halten. Das ist auch schön. Wie dankbar kann ich bitte für einen Süd-West-Balkon sein?

Samstagabend überrascht mich dann aber doch ein kleines Tief. Habe ich wirklich Bock, Sport zu machen? Eigentlich nicht. Hilft es mir trotzdem, auf andere Gedanken zu kommen? Und wie. Stimmung gerettet.

Den Sonntag starte ich dann direkt mit einem Workout, um erst gar nicht in so eine komische Stimmung zu kommen. Mein Freund muss auch mitmachen. Der geht mir hier ohne Sport sonst auch ein wie eine Primel. Wie ich den Tag sonst verbringe? Damit Wäsche zu waschen und zu putzen. Durch Teamarbeit ist unsere Wohnung gerade ziemlich sauber. Highlight des Tages: ein super leckeres und selbst gemachtes Abendessen. Ich liebe Buddha Bowls!

Rezept-Inspiration: Das Geheimnis der Buddha Bowls und unsere Rezept-Lieblinge

Tag 4: Es fühlt sich alles so unwirklich an

Es ist Montag. Normalerweise würde ich jetzt in die U-Bahn steigen und zur Arbeit fahren. Geht aber nicht. Macht aber auch nichts, weil meine direkten Kollegen auch im Homeoffice sind. Eine Vorsichtsmaßnahme unseres Arbeitsgebers, die schon in Kraft getreten ist, bevor ich mich in Quarantäne begeben habe. 

Tagsüber ist es ziemlich normal. Doch bereits als meine Kollegen sich in die Mittagspause begeben, zeigt sich schon der erste Unterschied. Sie können raus, ich bleibe drinnen und mache noch ein Workout, mein zweites an diesem Tag und esse daheim (ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle an unsere lieben Nachbarn, die für uns eingekauft haben).

Gerade wird mir bewusst, dass ich heute auch schon meditiert habe. Was mache ich jetzt, wo der Feierabend immer näher rückt? Mir meine Gitarre schnappen? Lesen? Noch mal mein Gesicht in die Sonne zu halten? Vielleicht mache ich einfach alles und meditiere auch gleich noch ein zweites Mal, um dieses komische Gefühl in dieser sich so unwirklich anfühlenden Situation abzuschütteln. Ja, das hört sich nach einem Plan an. 

Wenn du dich gerade auch ein bisschen entspannen möchtest, versuche es doch einmal hiermit: Meditation gegen Angst und Grübeln: Lass Ruhe in deine Gedanken einkehren

Tag 5-6: Zweimal täglich Sport muss sein

Was passiert automatisch, wenn man im Homeoffice arbeitet und seine Wohnung nicht verlässt? Man bewegt sich viel zu wenig (obwohl ich zumindest schon mal über 2.000 Schritte am Tag geschafft habe). Damit ich mir nicht vorkomme, als würde ich den ganzen nur auf meinem Hintern sitzen, mache ich aktuell zweimal am Tag ein Workout. Das ist jetzt meine Routine. Ein Lese-Tipp, wenn es dir auch so geht: Die 12 besten Fitness-Videos auf Youtube.

Was ich außerdem festgestellt habe: Auch ohne Hamsterkäufe kann ich ziemlich lange ziemlich viele unterschiedliche Gerichte kochen. Wer hätte das gedacht. Ich muss gar nicht jeden zweiten Tag zum Supermarkt laufen. Wieder was gelernt. Meine Steuererklärung habe ich übrigens doch noch nicht gemacht. Aber wir haben jetzt knapp Halbzeit. Mal gucken, was noch kommt...

Tag 7-11: Ich bin so dankbar

Etwas, was mir in den letzten Tagen wirklich bewusst geworden ist: Ich kann richtig dankbar sein. Erstens natürlich dafür, dass mein Freund und ich nach wie vor zwar in Quarantäne aber gesund sind. Dann bin ich auch sehr dankbar für unsere Familien, all unsere Freunde und Nachbarn, die für uns da sind und für uns einkaufen waren. Ihr seid toll! Ein riesiges Highlight am Wochenende: Unsere Nachbarn haben uns frischgebackenen Apfelkuchen vor die Tür gestellt, den wir dann auf dem Balkon in der Sonne gegessen haben. Es könnt schlimmer sein, oder?

Am Wochenende ist die Zeit außerdem richtig schnell verflogen. Ich habe so viele Dinge erledigt. Eines habe ich bisher aber ausgelassen: meine Steuererklärung...

Tag 12: Noch dreimal schlafen

Montage sind hart. Montage in Quarantäne sind härter. Wieder was gelernt. Ja, ich habe am Montag sowieso manchmal schon nicht so gute Laune, wenn dann aber auch noch ein total überraschender Lagerkoller dazu kommt, ist das wirklich nicht schön. Aber ich denke mir einfach: Es ist auch okay, dass nicht alles okay ist. Und Stand heute (23.03.2020) muss ich nur noch dreimal schlafen und kann dann meinen ersten Spaziergang an der frischen Luft nach zwei Wochen wagen. 

Tag 13 und Tag 14: Nur noch wenige Stunden

Was 14 Tage in häuslicher Quarantäne unter anderem für mich bewirkt haben: 

  • leere Wäschekörbe 
  • einen Balkon, der ziemlich startklar für den Frühling ist
  • super aufgeräumte Kleiderschränke inklusive geordneter Sockenschubladen (mir war zeitweilig ein bisschen sehr langweilig!)
  • eine tägliche Meditationsroutine für immerhin schon eine Woche am Stück (wenn nicht jetzt damit anfangen, wann dann?)
  • Muskelkater (passiert automatisch, wenn man zweimal täglich trainiert)
  • Langeweile (bleibt nicht aus)
  • schlechte Stimmung (man kann nicht immer gut gelaunt sein)

Worauf ich mich jetzt freue: einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen und für mich selbst zum Supermarkt zu gehen. Es sind die kleinen Dinge. Ich bin tatsächlich schon ein bisschen aufgeregt, weil ich die Situation in den letzten zwei Wochen nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Morgen dann verlasse ich wieder meine Wohnung, natürlich auch nur für das Nötigste und für einen kleinen Spaziergang und dabei gilt ganz klar: Abstand halten. 

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