Meinung & Fakten

Herr und Frau Rücksichtslos: Können wir jetzt endlich unsere Mähroboter nachts ausschalten?

Als Mensch muss man Prioritäten setzen – und wenn es zu einem makellosen Rasen kommt, dann müssen Igel es eben in Kauf nehmen, zerstückelt zu werden…

Ein kleiner Igel sitzt im Gras und und blickt arglos in die Ferne.
NABU: „Wer seinen Mähroboter nachts mähen lässt, riskiert, dass er zum Todeswerkzeug für Igel wird.“ Foto: CreativeNature_nl / iStock
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Ein kleiner Igel sitzt auf einer Unterlage vor einer Transportbox für Kleintiere und mümmelt etwas Futter, das vor ihm verstreut ist. Klingt putzig, oder?

Ist es nicht, denn der kleine Igel sitzt dort und nicht in seinem gewohnten Lebensraum, weil er durch einen Mähroboter schwer verletzt wurde. Ihm fehlt sein halbes Gesicht.

Trigger-Warnung

Auf dem hier folgenden Video bzw. dem Standbild davon ist ein schwer verletzter Igel zu sehen.

Der perfekte Rasen oder wie rücksichtslos kann ein Mensch sein?

Ich fange hier jetzt gar nicht an, darüber zu reden, was Menschen Tieren auf dieser Welt alles so antun – und zwar ganz systematisch, mit Methode nur zu unserem eigenen Vorteil…

Aber mal ganz im Ernst: Ist es zu viel verlangt, Mähroboter NICHT in der Dämmerung oder nachts einzuschalten, so dass kleine Tiere wie Igel nicht bei der Suche nach Nahrung grausam verstümmelt werden?!

BITTE! Ein wenig Rücksichtnahme ist nicht zu viel verlangt! Lasst eure Rasenmäher in der Dämmerung und im Dunkeln, nachts, eben immer dann, wenn nachtaktive Tiere unterwegs sind, einfach ausgeschaltet.

Alle Fakten zum Thema

  • Mähroboter sind autonome Rasenmäher, die nach Zeitplänen arbeiten und häufig auch nachts eingesetzt werden.

  • Sie werden – verständlicherweise – immer beliebter, denn sie nehmen Arbeit ab, sparen somit Zeit und sind zudem auch meist sehr leise.

  • Die Roboter mit den rasiermesserscharfen Klingen werden mit Vorliebe nachts eingesetzt – schließlich stören sie dann niemanden – oder?

  • Igel sind nachtaktiv: Sie verlassen ihre verstecke in der Dämmerung und sind bis zum Morgengrauen unterwegs, um Nahrung zu suchen und ihrem Igelbusiness nachzugehen.

  • Schwere und tödliche Verletzungen durch Mähroboter: Mähroboter ohne Erkennung von Kleintieren überfahren vor allem Igel sehr oft, denn sie sind langsam und rollen sich, in der Annahme ihre Stachel könnten sie schützen, bei Gefahr ein.

  • Mähroboter trennen Kleintieren wie Igeln Gliedmaßen ab, fügen ihnen tiefe Schnittwunden zu oder töten sie. Auch nicht-tödliche Verletzungen führen zu einem qualvollen Tod, da sie fast immer unbehandelt bleiben.

  • In Deutschland sind Igel besonders geschützte Tiere nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§44 BNatSchG). Wer ihnen mutwillig schadet, kann mit Bußgeldern oder strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Problem: In der Praxis ist das schwer zu verfolgen, da die schwer verletzten Tiere oft unbemerkt bleiben.

Sind Mähroboter mit automatischer Erkennung sicher?

In einer wissenschaftlichen Untersuchung wurden 18 handelsübliche Mähroboter‑Modelle, darunter solche mit Kamera‑, Ultraschall‑ oder LIDAR-Sensorik, im realistischen Versuch getestet – mit echten Igelkadavern unterschiedlicher Größenklasse (auch Jungtiere unter 200 g).

Das Ergebnis: KEIN Gerät war in der Lage, einen liegenden Igel zuverlässig und ohne direkten Kontakt als Hindernis zu erkennen – auch nicht jene Modelle, die mit optischer Tiererkennung beworben werden!

Die Ergebnisse zeigten, dass keines der getesteten Geräte (auch nicht die Modelle mit Kamerasicht und Ultraschallsensoren) in der Lage war, die Igel ohne Berührung zu erkennen und keines erkannte die Jungtiere (<200 Gramm). Insofern ist keiner der getesteten Mähroboter für Igel völlig sicher.

DAS kannst DU tun

… und für ein kleines bisschen absolut unnötiges Leid weniger auf der Welt sorgen:

  1. Lass Deinen Mähroboter NIE in der Dämmerung, im Dunkeln oder generell nachts fahren

  2. Kontrollier einmal schnell die Rasenfläche, bevor der Mähroboter fährt, wenn du die Möglichkeit dazu hast

  3. Niedrige Schnitthöhe vermeiden, da Kleintiere sich besser in hohem Gras verstecken können