Machtspiele?!

Manterrupting: Wenn Männer dir immer ins Wort fallen

Andere beim Sprechen zu unterbrechen, ist ziemlich unhöflich. Wieso gerade Männer Frauen am liebsten ins Wort fallen und wie du dich dagegen wehren kannst.

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Du hast es vielleicht auch schon erlebt, du bist gerade dabei, etwas zu erzählen, vielleicht sogar leidenschaftlich, weil dir das Thema wichtig ist, um das es geht und während du noch mitten im Satz bist, wirst du plötzlich unterbrochen. Echt jetzt?!

Klar, wir fallen uns alle hin und wieder mal ins Wort. Aber es ist einfach kein schönes Gefühl. Denn es suggeriert, dass dein Gegenüber kein wirkliches Interesse an dem hat, was du zu sagen hast. Und als wäre dessen Meinung oder generell dessen Gedanken und Themen wichtiger als deine.

Studien haben jetzt belegt, dass der unhöfliche Unterbrecher meist männlich ist. Wieso ist das nicht überraschend?

Manterrupting: Studien belegen, Männer unterbrechen Frauen häufiger

In einer gleichberechtigten Welt zu leben, ist leider nach wie vor in vielen Bereichen ein Wunschtraum. Auch wenn sich schon das ein oder andere getan hat, so laufen (oft unterbewusst) noch viele Prozesse ab, durch die sich Männer in einer anderen Position befinden oder durch die sie in der Gesellschaft anders wahrgenommen werden.

So kommt es zum Beispiel dazu, dass Männer Frauen gerne „die Welt“ erklären, ob wir das wollen oder nicht. Stichwort „Mansplaining“. Doch das ist nicht die einzige Form von toxischer Kommunikation seitens der Herrenwelt. „Manterrupting“ heißt das „neue“ Phänomen. Neu ist es nicht wirklich, nur der Name noch nicht so bekannt.

„Manterrupting“ (Zusammengesetzt aus „Man“ – Mann und „Interrupting“ – unterbrechen) beschreibt den Vorgang, dass Männer Frauen häufiger ins Wort fallen. ‚Ist das wirklich so?‘, könnte man sich jetzt fragen. Fallen Frauen anderen nicht auch ins Wort?

Ja, na klar, fallen wir anderen auch mal ins Wort. Allerdings kommt es auf das wie und warum an. Und Studien haben belegt, dass Männer Frauen tatsächlich häufiger unterbrechen als umgekehrt. Und nicht nur das. Männer fallen anderen Männern seltener ins Wort. Ganze 23 % häufiger unterbrechen sie Frauen. Das zeigt eine Studie der George Washington University.

Das passiert besonders häufig im beruflichen Kontext. Eine Studie der Princeton University untersuchte das Kommunikationsverhalten von Männern an Universitäten in den USA. Die Studie zeigt, dass Männer in diesem beruflichen Kontext öfter zu Wort kommen und einen längeren Gesprächsanteil haben als Frauen.

Laut einer Studie der Universität in Kalifornien werden Frauen auch in Vorstellungsgesprächen häufiger unterbrochen als ihre männlichen Mitbewerber.

Und wenn eine Gruppe aus mehr Männern als Frauen besteht, dann ist der Gesprächsanteil der Männer deutlich höher, wie die Cambridge University in einer Studie feststellte.

Machtgefälle? Warum unterbrechen uns Männer andauernd?!

Sie tun es also: Bei der Arbeit, in Vorstellungsgesprächen, aber auch im privaten Umfeld: Männer fallen uns Frauen ist Wort. Aber warum?

Müsste man nicht meinen, dass Männer es inzwischen besser wissen sollten? Ist das wieder mal ein Beispiel dafür, dass sexistisches Machtgehabe ein unerschütterlicher Bestandteil unseres Alltags ist?

Die Erklärung liegt nahe, aber ganz so ‚einfach‘ ist es nicht. Ja, es gibt Männer, die ihre Macht gerne demonstrieren, die sich als Alphamann in Szene setzen wollen und mit sexistischen Sprüchen nur so um sich werfen.

So kannst du reagieren, wenn du sexuell belästigt wurdest.

Aber das trifft sicher nicht auf alle Männer zu. Dennoch unterbrechen sie Frauen häufiger. Warum?! Man geht davon aus, dass dies häufig unterbewusst geschieht. Ob wir wollen oder nicht, sind wir mit einem Bewusstsein groß geworden, dass Männer eher ihre Meinung ausdrücken und gehört werden sollen.

So nehmen sich Männer mitunter einfach das Recht, andere zu unterbrechen, weil sie vielleicht glauben, sie müssten der Erwartung gerecht werden, ihre Stimme laut zu äußern. Frauen hingegen nehmen dieses toxische Verhalten eher hin, weil sie daran gewöhnt sind.

Doch das ist keine Entschuldigung – für keines der Geschlechter. Denn jemanden zu unterbrechen ist und bleibt unhöflich, unfair und respektlos. Daher ist es so wichtig, dass wir das nicht länger tolerieren.

Also – ob es nun böse Absicht ist oder nicht – es muss sich etwas ändern! Und wie? Diese Tipps können dir helfen, dem Manterrupting den Kampf anzusagen:

Schluss mit Manterrupting! 3 Tipps, wenn Männer dir ins Wort fallen

Lass dich nicht unterbrechen

Klingt einfach, ist es aber nicht unbedingt. Wenn du gerade mitten in einem Satz bist und ein Mann versucht, dich zu unterbrechen, dann rede trotzdem weiter. Führe deinen Gedanken fort und lass dich nicht verunsichern.

ER wird womöglich verwirrt sein, schließlich ist er dieses Verhalten nicht gewohnt. Durch eine feste Stimme, aufrechte Körperhaltung oder einen bestimmten Blick kannst du ihm zeigen, dass du an der Reihe bist und er dich gefälligst ausreden lassen soll.

Eine selbstbewusste Stimme

Die Art, wie du sprichst, kann tatsächlich von vorneherein dafür sorgen, dass du weniger von Männern unterbrochen wirst. Wer laut und deutlich spricht, wirkt selbstbewusster. Das hat eine Wirkung auf dein Gegenüber. Eine tiefere Stimme macht dich außerdem vertrauenswürdiger.

Warum unterbrechen Frauen Männer seltener? Vielleicht weil Männer mit einer größeren Selbstverständlichkeit laut und präsent sind. Also: Schluss mit klein machen und verstecken! Und auch wenn es sich vielleicht zunächst komisch anfühlt, dann probiere es getreu dem Motto „Fake it, till you make it“ (Täusche es vor, bis du es schaffst).

Trick: Die richtige Körperhaltung

Nicht nur die Stimme kann deinem Gegenüber signalisieren „Du lässt mich besser ausreden“. Auch die Körperhaltung kann dazu beitragen. Männer lehnen sich in Gesprächen häufiger nach vorn, wohingegen Frauen sich eher zurücklehnen.

Ob das wirklich mit dem Unterbrechen zusammenhängt?! So oder so wirkt eine aufrechte Körperhaltung selbstbewusster. Das kannst du selbst spüren und wenn ein Mann dir doch mal wieder ins Wort fällt, dann kannst du dann vielleicht auch selbstbewusster darauf reagieren.

Wenn dich ein Mann unterbricht: Auf toxisches Verhalten hinweisen!

Grundsätzlich gilt: Keine Frau muss und sollte „Manterrupting“ tolerieren. Ob du nun selbstbewusst auftrittst oder nicht, Männer haben nicht das Recht, dich ständig zu unterbrechen. Und wenn die Maßnahmen dir nicht zusagen, dann hast du immer auch die Möglichkeiten, das Verhalten direkt anzusprechen. Am besten in Ich-Botschaften, damit ER nicht direkt in eine verteidigende Abwehr-Haltung driftet.

„Mir ist aufgefallen, dass du mir ins Wort gefallen bist. Das hat sich nicht gut für mich angefühlt.  / Es hat mir das Gefühl gegeben, dass dir meine Meinung nicht wichtig ist. Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass du mich ausreden lässt…“

So hat dein Gegenüber die Chance, etwas an seinem Verhalten zu ändern und anderen Männern ein besseres Vorbild zu sein.

Quellen

  • Hancock, A. B. & Rubin, B. A. (2015). Influence of Communication Partner’s Gender on Language. Journal of Language and Social Psychology.

  • Karpowitz, C. F. & Mendelberg, T. & Shaker, L. (2012). Gender Inequality in Deliberative Participation

  • Klofstad, C. A. & Anderson, R. C. & Nowicki, S. (2015). Perceptions of Competence, Strength, and Age Influence Voters to Select Leaders with Lower-Pitched Voices.

  • Nittrouer, C. L. (2017). Gender disparities in colloquium speakers at top universities.

Artikelbild und Social Media: skynesher/iStock