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Richard Oetker: Das ganze Drama seiner Entführung

Der Fabrikanten-Sohn Richard Oetker wurde 1976 entführt und leidet bis heute unter den Folgen ...

Richard Oetker: Das ganze Drama seiner Entführung
Foto: IMAGO / teutopress
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Stattliche 1,94 Meter groß, souveränes Auftreten – Unternehmer Richard Oetker (heute 71) wirkt schon bedeutend, ohne dass man seinen berühmten Namen kennt. Doch wenn er einen Schäferhund bellen hört, zuckt er zusammen, dann ist es mit dem Selbstbewusstsein vorbei. Dann kommt die Angst zurück. "Das erinnert mich immer an die Entführung." Denn damals bellte oft ein Schäferhund, als er in einer Holzkiste ums Überleben kämpfte. Das entsetzliche Verbrechen hielt in den 70er-Jahren ganz Deutschland in Atem.

*Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um eine Entführung. Bei manchen Menschen kann dieses Thema negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist!

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Entführt! In einer Holzkiste kämpfte Richard Oetker ums Überleben

Es war der 14. Dezember 1976: Nach einer Abendvorlesung wurde Brauereiwesen-Student und Fabrikantensohn Richard Oetker gegen 18.45 Uhr auf dem Parkplatz der Universität Weihenstephan in Freising (Bayern) überfallen. Der maskierte Täter war Peter W. (damals 34, Name geändert), ein arbeitsloser Münchner. Er lauerte dem 25-Jährigen auf, bedrohte ihn mit einer Gaspistole, zerrte ihn in einen VW-Kastenwagen. Im Laderaum: das hölzerne Gefängnis für das Opfer – eine knapp 1,50 Meter lange Kiste.

Viel zu klein für den Hünen Oetker – er konnte nur gebeugt liegen, eingequetscht, gefesselt, um Atem ringend. Allein mit sich und seiner Angst. Der Lieferwagen wurde in einem Gewerbehof in der Planegger Straße in München-Pasing abgestellt. Verzweifelt versuchte Richard Oetker, eine Verbindung zum Entführer aufzubauen, bot an, er könne ihn doch duzen. Die Antwort: "Ja, Richard, jetzt willst du wohl noch meinen Namen wissen." Den verriet Peter W. allerdings nicht. Stattdessen warnte er: Oetker sei an einen Stromkreis angeschlossen. Wenn er um Hilfe riefe, bekäme er über die an Händen und Füßen angebrachten Handschellen Stromstöße. Oetker blieb ruhig.

Doch als der Entführer morgens beim Öffnen der Garagentür gegen den Wagen stieß, wurde die teuflische Apparatur ausgelöst. Der Stromschlag war zehnmal stärker als geplant. "Meine Muskeln zogen sich zusammen, die Gliedmaßen schlugen aus. Da mein Körper fixiert war, brachen meine Knochen", erinnerte sich Richard Oetker. Brüche des siebten und des achten Brustwirbels sowie beider Oberschenkelhälse. Wegen der Lungenquetschung geriet er in Lebensgefahr. "Ich dachte, jetzt ist es aus mit mir." Und: "Es waren Verletzungen, wie man sie sonst nur auf dem elektrischen Stuhl erleidet." Immerhin erlaubte der Entführer ihm nun, sich in der offenen Kiste aufzurichten.

21 Millionen Mark Lösegeld! Nach 47 Stunden wird Richard Oetker befreit

Peter W. verlangte 21 Millionen Mark Lösegeld. Rudolf-August Oetker († 2007), der Vater des Entführten, zahlte die Rekordsumme in 1000-Mark-Scheinen.

Die Geldübergabe am 16. Dezember 1976 um 13.45 Uhr im Untergeschoss des Münchner Stachus gelang durch einen Trick: Der Entführer schnappte sich den Geldkoffer über eine Notausgangstür zu einem Versorgungsschacht, die nur von innen zu öffnen war. In seinem VW hatte er extra ein Versteck für den Koffer gebaut – und konnte nun mit seiner Beute fliehen.

Den Angehörigen wurde daraufhin der Aufenthaltsort des Opfers mitgeteilt – in einem Wagen im Kreuzlinger Forst südwestlich von München. Die Entführung hatte 47 Stunden gedauert. Erst 1979 wurde Peter W. gefasst, weil aufmerksame Nachbarn seine Stimme auf einem Tonband erkannten. Sie war auf einem Postansagedienst abhörbar, was damals in der deutschen Öffentlichkeitsfahndung ganz neu war.

Nach dem Prozess: Entführung von Richard Oetker wird verfilmt

Peter W. leugnete die Tat, wurde aber in einem Indizienprozess am 9. Juni 1980 zu 15 Jahren Haft verurteilt.1994 kam er wieder auf freien Fuß und wollte seine Beute heben, die in Plastiksäcken vergraben war. Doch viele Millionen waren bereits verrottet. Einem angeblichen Angebot aus England, das Geld gegen 75 Prozent des Nennwerts umzutauschen, konnte er nicht widerstehen. So wurde er von Scotland Yard erneut verhaftet: zwei Jahre wegen Geldwäsche. Rund 12,5 Millionen Mark bekam die Familie Oetker zurück.

Vier Jahre lang konnte der Entführte nur mit Gehstützen gehen, musste bis 1994 immer wieder operiert werden – und ist bis heute schwer gehbehindert. Nach dem Prozess zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Erst als Peter W. mit einer Verfilmung Kapital aus der Tat schlagen wollte, unterstützte der Industrielle eine andere Verfilmung: "Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker" (2001). Das Opfer über den Täter: "Ich kenne keine Rache- oder Hassgefühle", so der Bielefelder. "Aber ich kann ihm nicht verzeihen."

Wenn du Hilfe brauchst, findest du hier eine Auswahl an Beratungsstellen:

Telefonseelsorge 0800 111 0 111 (kostenlos, rund um die Uhr), https://www.telefonseelsorge.de

Nummer gegen Kummer Kinder- & Jugendtelefon: 116 111 Elterntelefon: 0800 111 0 550 https://www.nummergegenkummer.de

Weißer Ring 116 006 https://weisser-ring.de

Im Video: Das sind die berüchtigtsten Mörder der Geschichte!

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Artikelbild und Social Media: IMAGO / teutopress