Darmerkrankungen

Stuhltransplantation: Macht fremder Kot den Darm gesund?

Es klingt natürlich nicht gerade appetitlich, aber Stuhltransplantationen sollen eine effektive Methode zur Behandlung von Darmerkrankungen sein. Die Erklärung ist simpel.

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Die Vorstellung, fremden Kot in den Körper eingeführt zu bekommen, ist wohl mehr als befremdlich. Doch Stuhltransplantationen liefern erstaunliche Ergebnisse, denn die fremden Darmbakterien schaffen es, einen kranken Darm zu heilen, indem sie die Darmflora normalisieren. Wir erklären dir, wie die Methode funktioniert.

Mikrobiom ist bei jedem Menschen einzigartig

Jeder Mensch hat eine individuelle Zusammensetzung der Darmflora, auch Mikrobiom genannt. Dieses Mikrobiom besteht aus bis zu 2000 verschiedenen Bakterienarten, aber die Anteile sind immer unterschiedlich verteilt. Zudem kann sich die Darmflora im Laufe der Zeit verändern. Besonders folgende Faktoren haben einen negativen Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms:

  • Entzündungen
  • Infekte
  • Veränderungen der Ernährung
  • Medikamente

Diese Faktoren können dazu beitragen, dass Bakterien den Darm dominieren, die für Verdauungsbeschwerden mit erheblichen Problemen wie Durchfall und Verstopfung sorgen. In diesem Fall könnten Stuhltransplantationen die Lösung sein. Und auch bei chronischen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn, dem Reizdarmsyndrom und Allergien ist die Besiedelung des Darms mit fremden Fäkalien vielleicht die Chance, um die Krankheiten zu heilen. Selbst bei Übergewicht könnte das Einpflanzen guter Darmbakterien wirkungsvoll sein.

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Bei welchen Krankheiten wird eine Stuhltransplantation durchgeführt?

Bisher werden Stuhltransplantationen nur bei der chronischen Darmerkrankung Colitis ulcerosa durchgeführt, da der Erfolg bei dieser Krankheit bereits medizinisch bestätigt ist. Bei der chronischen Darmerkrankung wird die Darmflora durch das Bakterium Clostridium difficile angegriffen. Das kann zu chronischem und blutigem Durchfall führen, der durch den erheblichen Flüssigkeitsverlust lebensgefährlich sein kann. Erschwerend kommt hinzu, dass Antibiotika meist keine Wirkung zeigen, weshalb nach anderen Therapiemöglichkeiten geschaut werden musste.

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Wie funktioniert eine Stuhltransplantation?

Der Kot eines gesunden Menschen wird mit einer Kochsalzlösung vermengt, dadurch verflüssigt und gefiltert. Anschließend wird die Stuhlspende dem Patienten in den Darm eingeführt. Die Transplantation des Kots kann während einer Darmspiegelung erfolgen, wo sie direkt dem Dickdarm zugeführt wird. Eine zweite Möglichkeit ist es die Stuhltransplantation mittels einer Duodensonde (Nasensonde) durchzuführen. Dabei gelangen die gesunden Fäkalien in den Dünndarm oder Zwölffingerdarm. Es gibt sogar bereits Kapseln, die einfach geschluckt werden können.

Nach einer erfolgreich durchgeführten Stuhltransplantation besiedeln die "guten" Darmbakterien den kranken Darm und befreien ihn von den "schlechten" Bakterien. So kann sich eine gesunde Darmflora aufbauen.

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Chancen und Risiken der Stuhltransplantation

Bei Patienten mit einer Clostridium difficile-Infektion ist eine Therapie mit einer Kotspende äußerst erfolgreich. In mehr als 90 Prozent der Fälle gilt die Krankheit nach dem Einführen der gesunden Fäkalien als geheilt. Studien sollen jetzt zeigen, ob die Stuhltransplantation auch bei anderen Darmerkrankungen angewendet werden kann. 

Die Ansiedlung fremder Bakterien im Körper birgt aber auch ein gewisses Risiko. So können unmittelbare Nebenwirkungen mit Übelkeit, Durchfall und Bauchkrämpfen auftreten. Auch Blähungen und Verstopfungen sind möglich. Gefährlich wird es, wenn die Darmwand beschädigt wird, dann können die fremden Darmbakterien unmittelbar in den Blutkreislauf gelangen, was zu einer Blutvergiftung führen kann.

Zu den langfristigen Nebenwirkungen gibt es noch keine Ergebnisse, da die Stuhltransplantation ein relativ neues Verfahren ist.

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