Beziehungspsychologie

Verlustangst: Wie sie deiner Beziehung schadet und wie du sie überwindest

Verlustangst belastet nicht nur die Beziehung, sondern das ganze Leben. Wir verraten, was Verlustangst eigentlich ist und wie du sie überwinden kannst.

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Verlustangst ist der Grund für viele negative Verhaltensweisen in Beziehungen. Eifersucht oder Klammern gäbe es wahrscheinlich nicht, wenn es keine Verlustangst gäbe. Was aber ist Verlustangst genau, wodurch wird sie ausgelöst und vor allem: Wie kann man sie überwinden?

Was ist Verlustangst? Leide ich darunter?

Verlustangst ist wahrscheinlich jedem Menschen bekannt: Der Name dieser Phobie sagt schon überdeutlich, was sie beinhaltet: Es ist die Angst, jemanden oder etwas zu verlieren. Dieses Gefühl ist vor allem in bestimmten Situationen, beispielsweise wenn ein geliebter Mensch krank wird, berechtigt und natürlich. Allerdings leiden einige Menschen sehr viel stärker darunter als andere: Ihre Verlustangst tritt unabhängig von real bedrohlichen Situationen auf – sie ist irrational und lähmt den Betroffenen oder verleitet ihn zu Überreaktionen.

Wenn deine Gedanken permanent oder sehr oft darum kreisen, dass du deinen Partner, deine Familie, Freunde oder deinen Job verlieren könntest, leidest du an Verlustangst. Diese Angst zeigt sich wahrscheinlich auch in deinem Verhalten: Eifersucht, Klammern, Kontrollsucht oder sogar Panikattacken sind Anzeichen für eine Verlustangststörung.

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Wie entstehen Verlustängste?

Die Ursachen für Verlustängste liegen meist schon in der Kindheit: Sowohl Vernachlässigung oder Ablehnung als auch eine zu starke Bindung an die Eltern können den Grundstein für Verlustängste legen, die auch das Erwachsenenleben beeinflussen.

Aber auch traumatische Erfahrungen können, egal in welchem Alter sie gemacht werden, Verlustängste auslösen.

Verlustangst: So zerstört sie Beziehungen

Hat ein Partner in einer Beziehung Verlustängste, ist es beinahe unmöglich, dass diese Ängste die Beziehung nicht belasten. Kontrollierendes Verhalten, Klammern und Eifersucht sind dabei nicht die einzigen Symptome. Verlustangst kommt leider selten allein: Wer unter Verlustangst leidet, ist oft auch misstrauisch oder sogar unfähig, anderen Menschen oder Situationen zu vertrauen; und auch ein sehr geringes Selbstwertgefühl steht mit der übermächtigen Angst, jemanden zu verlieren, in enger Verbindung.

All das ist in einer Beziehung ein Rezept für eine Katastrophe: Denn wer seinem Partner nicht vertrauen kann, ihn kontrollieren will und klammert oder unbegründet eifersüchtige Szenen macht, zerstört früher oder später seine Beziehung.

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Verlustangst überwinden: Mit diesen 5 Schritten funktioniert es

1. Stell dich deiner Angst

Der wichtigste Schritt, um Verlustangst zu überwinden, ist sich einzugestehen, dass man unter einer irrationalen Angststörung leidet. Nur so kann man sich der Angst stellen und benennen, wovor man genau Angst hat und welche Gefühle und Verhaltensweisen damit in Verbindung stehen.

2. Sprechen und schreiben gegen die Angst

Bleib mit deiner Angst nicht allein: Sprich mit deinem Partner oder aber engen Vertrauten darüber. Du kannst auch für dich selbst aufschreiben, wovor genau du Angst hast, und dann versuchen zu ergänzen, warum das so ist. Gibt es konkrete Ereignisse oder Situationen, die die Ängste auslösen? Auf diesen Wegen kann man schnell feststellen, ob Ängste irrational sind und eigentlich gar keinen realen Anlass haben. Angst kann im Kopf eines Menschen zu einem Monster werden. Gibt man ihm einen Namen, kann man es eher verstehen und gegen es kämpfen.

3. Achtsamkeitsübungen: Negativen Gedankenspiralen keine Chance geben

Achtsamkeitsübungen können dabei helfen zu lernen, im Hier und Jetzt zu leben und den Moment zu genießen. Sie helfen dabei, negative Gedanken, die mit vergangenen Ereignissen oder möglichen Problemen in der Zukunft zusammenhängen, abzuwehren. Achtsamkeit bedeutet auch zu lernen, Ängste und Dinge, die man nicht kontrollieren oder ändern kann, zu akzeptieren.

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4. Stärke dein Selbstbewusstsein

Ein geringes Selbstwertgefühl geht oft mit zu hohen Ansprüchen an sich selbst und der Fokussierung auf alles einher, was man nicht geschafft hat, nicht ist oder nicht kann. Auch hier kann ein Tagebuch ein erster Schritt sein: Schreib es auf, wenn du etwas geschafft hast oder stolz auf dich bist! Nach und nach kannst du einen kleinen Schatz anlegen, der dir zeigt, was du alles kannst und erreicht hast, wenn mal nicht alles rund läuft. Du wirst sehen: Das Positive überwiegt, wenn man einmal damit aufhört, sich auf Negatives zu konzentrieren.

5. Sei gut zu Dir!

Menschen mit Verlustängsten vergessen oft, dass sie auch ohne andere Menschen ein Mensch sind: Das heißt: Sie vergessen über die Fixierung auf einen anderen Menschen und ihre Angst, ihn zu verlieren, oft ihre eigenen Bedürfnisse und Vorlieben. Nimm dir also ganz bewusst Zeit für dich. Tu etwas, dass du früher geliebt hast oder schon immer mal ausprobieren wolltest. Es muss nicht gleich Bungee-Jumping sein: Auch ein Abend mit einem Buch in der Badewanne kann schon ein Anfang sein.

Was, wenn ich es allein nicht schaffe?

Verlustangst kann man leider nicht ohne Weiteres im Nullkommanichts überwinden. Es gibt keine Pille, die einen von irrationalen und lähmenden Ängsten befreit. Wenn unsere fünf Schritte dir also nicht weiterhelfen, dann such dir Hilfe bei einem Therapeuten oder psychologischen Berater! Denn mit ein bisschen Arbeit und professioneller Hilfe kann jeder Verlustängste überwinden und lernen, sein Leben und seine Beziehung zu genießen, ohne dabei Angst zu haben, alles zu verlieren.

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