Übertrieben oder angemessen?

Versteckte AirTags in Kinderschuhen: Schutz oder übergriffig? Pro & Contra

Sollte ich mein Kind mit heimlichem GPS-Tracking überwachen: Ja oder nein? Zwei Eltern diskutieren.

Drei Mädchen mit Rucksäcken auf dem Rücken auf dem Weg in die Kita und Schule
Foto: Choreograph/ iStock
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Bei diesem Thema scheiden sich die Geister: Soll ich mein Kind tracken oder nicht? Die Eltern, die offen dafür sind, haben ihre Kinder bereits an Rucksäcken und Jacken mit AirTag-Anhängern ausgestattet oder tracken sie über ihre Smartwatches und Handys. US-Schuhhersteller Skechers geht jetzt noch einen Schritt weiter und hat die erste Kinderschuhreihe mit einem versteckten AirTag-Fach auf den Markt gebracht. Eltern können nun die den Apple-Tracker unbemerkt in den Sneakern ihrer Kinder verstecken.

Kinder-Sneaker mit geheimen AirTag-Fach

Angelehnt an Apples „Find my“-Dienst hat der Schuhhersteller jetzt mit der „Find my Skecher“-Kollektion Schuhe für Kinder zwischen vier und zehn Jahren entwickelt, die mit einem versteckten AirTag-Fach ausgestattet sind. Der Tracker findet in der Sohle unter einem fest verschraubten Deckel Platz. Die Skechers-Reihe wird ohne AirTag verkauft. Das Kind spürt den Tracker selbst nicht, Eltern können ihn also auch ohne das Wissen des Kindes einbauen.

Und genau diese Kleinigkeit heizt das Thema um das Tracking unserer Kinder neu an. Einerseits vermittelt das Tracking ein Gefühl von Sicherheit, anderseits birgt es Risiken wie den Vertrauensverlust des Kindes, durch das heimlich tracken. Zwei Eltern diskutieren die Vor- und Nachteile.

Pro Tracking: Sicherheit, bessere Planung und der Schutz des Kinds

Wunderweib-Chefredakteurin Jana Andres ist Mutter eines 10-jährigen Sohnes, für sie überwiegen die positiven Aspekte des Trackings:

  • Mein Bedürfnis nach Sicherheit: Ich möchte ganz klar über den Aufenthaltsort meines Sohnes informiert sein, das ist für mich alternativlos, selbst wenn er davon nichts weiß. Die Angst, dass ihm unterwegs etwas zustoßen könnte, lässt mich oft nicht los. Das GPS gibt mir innerlich mehr Ruhe, weil ich sofort wüsste, wenn etwas Außergewöhnliches passiert oder mein Kind nicht dort ist, wo es sein sollte.

  • Sorge vor mangelnder Reife oder Ehrlichkeit: Es gibt Situationen, in denen ich befürchte, dass mein Kind mir nicht immer die Wahrheit sagt, wenn es um seinen Aufenthaltsort geht. Ich habe Angst, dass es sich in gefährliche Situationen begibt, ohne mich zu informieren. Das heimliche Tracking gibt mir das Gefühl, rechtzeitig eingreifen zu können, bevor etwas Schlimmes passiert.

  • Ich möchte nicht, dass mein 10-Jähriger denkt, ich traue ihm nichts zu: Würde ich offen über das Tracking sprechen, könnte er vielleicht glauben, dass ich ihm misstraue oder ihm nichts zutraue. Das möchte ich auf keinen Fall – ich will unser Verhältnis nicht belasten und ihm kein Gefühl des Misstrauens vermitteln. Deshalb ziehe ich es vor, die Ortung heimlich zu nutzen.

  • Bessere Planung und Organisation: Im hektischen Alltag möchte ich nicht ständig mit meinem Kind kommunizieren müssen, um zu wissen, wo es ist. Das GPS-Tracking hilft mir, Abläufe wie Abholen oder Abendessen viel flexibler und spontaner zu gestalten, weil ich immer sehen kann, wann mein Kind tatsächlich unterwegs oder zu Hause angekommen ist.

Contra Tracking: Vertrauensverlust, orthopädische Risiken und ethische Bedenken

Daniel Härtnagel, ebenfalls Wunderweib-Chefredakteur, ist Vater eines 6-jährigen Sohnes, er hat Bedenken, was das heimliche Tracking seines Kindes betrifft:

  • Vertrauensverlust beim Kind: Wenn Kinder später erfahren, dass sie ohne ihr Wissen geortet wurden, kann dies zu einem nachhaltigen Vertrauensbruch führen – insbesondere im Grundschulalter, in dem Eigenständigkeit und Vertrauen zentrale Entwicklungsthemen sind. Ein solches heimliches Tracking sendet das Signal: „Ich traue dir nicht.“

  • Diebstahl oder Verlust macht das Tracking nutzlos: Wird der Schuh geklaut, vertauscht oder einfach verloren, verliert der AirTag seine eigentliche Funktion. Im schlimmsten Fall wiegt sich ein Elternteil in falscher Sicherheit , weil der Standort des Schuhs angezeigt wird – nicht aber der tatsächliche Aufenthaltsort des Kindes.

  •  Orthopädische Risiken durch harte Komponenten: Gerade bei kleinen Kinderfüßen ist eine weiche, flexible Sohle entscheidend für gesunde Entwicklung. Ein harter Fremdkörper wie ein AirTag – selbst, wenn gut eingebettet – kann Druckstellen erzeugen, das Abrollen behindern oder das Fußgewölbe beeinträchtigen.

  • Datenschutzrechtliche und ethische Bedenken: Selbst, wenn Eltern aus Sicherheitsgründen handeln, bleibt das heimliche Tracken eines Menschen – selbst des eigenen Kindes – ein Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung. Besonders in Europa stellt sich hier die Frage nach der rechtlichen und moralischen Zulässigkeit solcher Maßnahmen.