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Co-Parenting: Was ist das, worauf muss man achten, wie sind die rechtlichen Bestimmungen?

Elternschaft teilen ohne Liebesbeziehung, geht das überhaupt? Beim sogenannten Co-Parenting ist das möglich. Wie es geht, erfährst Du hier.

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Das klassische Bild von Familie wird längst schon durch andere Formen des Zusammenlebens ergänzt. Noch recht neu dabei ist das sogenannte Co-Parenting, in dem sich zwei Menschen entscheiden gemeinsam ein Kind zu zeugen und zusammen groß zu ziehen, ohne eine Liebesbeziehung miteinander zu haben. Familientherapeutin Marthe Kniep erklärt, was es bei dieser Form der Familiengründung zu bedenken gibt.   

Die Idee hinter dem Co-Parenting

Mutter oder Vater zu werden mit einem Menschen, den man wirklich liebt, ist nicht jedem vergönnt. Und es ist auch nicht für jeden das einzig wahre Ziel. Doch der Kinderwunsch meldet sich bei vielen Menschen einfach trotzdem - unabhängig von einer bestehenden Partnerschaft oder der sexuellen Orientierung. Und irgendwann beginnt dann noch die biologische Uhr zu ticken. Aus solchen Ausgangssituationen entstehen neue Ideen der Ausgestaltung von Elternschaft, wie zum Beispiel das Co-Parenting.

Dabei geht es nicht um eine (anonyme) Samenspende oder Leihmutterschaft. Letzteres ist in Deutschland ohnehin verboten. Sondern es geht wirklich darum, zusammen ein Kind zu zeugen, die Verantwortung für dieses Kind zu übernehmen und es gemeinsam in seinem Aufwachsen zu begleiten. Nur eben ohne dabei zu irgendeinem Zeitpunkt im Leben ein Paar, geschweige denn verheiratet gewesen sein zu müssen.

So wird es bereits in manchen Regenbogenfamilien oder Mehrelternfamilien gelebt. Aber es gibt auch heterosexuelle Menschen, die nach einem Co-Parenting-Partner suchen bzw. schon jemanden gefunden haben. Behilflich bei der Suche sind Portale wie familiy-ship.org oder co-eltern.de auf denen gezielt nach Co-Parenting-Partnern gesucht werden kann und wo es viele Infos rund um das Thema und zu Erfahrungen anderer „Co-Familien“ gibt. 

Die rechtliche Grundlage für Co-Parenting

Rechtlich sind Co-Parenting-Partner in Deutschland erst mal genauso aufgestellt wie alle unverheirateten Eltern. Das heißt theoretisch: der Vater kann die Vaterschaft anerkennen, beide können das volle Sorgerecht und auch ein Umgangsrecht haben, unterhaltsverpflichtet für das Kind sein, Elternzeit nehmen beziehungsweise teilen und so weiter. Auch die Mutter kann – wenn nötig – mindestens die ersten drei Jahre Unterhalt vom Kindesvater bekommen.

In Deutschland können bisher maximal zwei Elternteile die offizielle Sorge für ein Kind haben. Doch natürlich ist es theoretisch auch möglich, dass ein Kind mit drei oder vier Menschen aufwächst, die sich die Aufgabe von Eltern teilen. So ist es in manchen Mehrelternfamilien, in denen zum Beispiel zwei Frauen und zwei Männer gemeinsam die Funktionen von Eltern für ein oder mehrere gemeinsame Kinder übernehmen. Doch in dieser Konstellation haben in Deutschland nicht alle dieselben gesetzlichen elterlichen Rechte und Pflichten, auch wenn sie die Elternrolle mittragen.

Ist ein potenzieller Partner für dieses Modell gefunden worden, sind noch andere Fragen zu klären. Neben den rechtlichen Aspekten zum Beispiel noch ganz konkret, wie das Kind gezeugt werden soll: Verkehr, „Becher-Methode“ oder künstliche Befruchtung? Aber auch, wie beide arbeiten und wohnen wollen, um sich gut zusammen um das Kind kümmern zu können! Zwei Wohnungen, ein Haus oder als WG…? Was denkt sich jeder Einzelne, wie es sein wird, wenn bei einem von beiden ein fester Partner ins Spiel kommt und vielleicht weitere Kinder? Wäre das denkbar oder ein Tabu? Da gehen manchmal die Wege wieder auseinander, weil die Unterschiede unerwartet doch zu groß sind. Es kommt deshalb darauf an, sich vor der Zeugung darüber klar zu werden und zu besprechen, wie genau die Ausgestaltung des Co-Parenting aussehen soll.

Was bei der Suche nach einem Co-Parenting Partner wichtig ist

Erfahrende Co-Parenting-Eltern berichten, dass die Anbahnung im Vorfeld der Zeugung entscheidend ist. Denn es muss schon viel passen für dieses Modell. Man kann dadurch zwar nicht alles im Vorfeld absichern. Und dennoch ist es wichtig, sich darüber auszutauschen, ob die jeweiligen Vorstellungen vereinbar sind. Das gilt im Grunde natürlich für alle Eltern. Doch wo keine Liebe zum anderen Elternteil im Spiel ist, sollten möglichst noch weitere Faktoren die Eltern zusammenhalten, als die Liebe zu dem zukünftigen gemeinsamen Kind. Zum Beispiel gegenseitige Achtung, gemeinsame Ansichten und Interessen oder vielleicht sogar das gemeinsame Bewältigen des Alltags.

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Denn auch wenn sich „Co-Parents“ nicht lieben müssen – sie sollten sich doch so gut verstehen und vertraut miteinander machen, dass sie ein gutes Gefühl bei dem Gedanken haben, mit der oder dem Anderen ein Kind zu zeugen und großzuziehen. Wer sich auf die Suche nach einem Co-Parenting-Partner macht, sollte deshalb nicht zu kurzfristig planen. Den passenden Menschen für dieses Familienmodell zu finden, kann genauso lange dauern, wie bei anderen Familienformen auch.

Kritische Aspekte von Co-Elternschaft

Das Wichtigste ist ja im Grunde, dass sich ein Kind geliebt und gut versorgt fühlt. Und es gibt einfach nicht die eine Form, die allgemein anerkannt die Beste für ein Kind ist. Denn selbst wenn sich Eltern beispielsweise mal geliebt haben, heißt das ja nicht, dass sie automatisch bessere Eltern werden als Co-Parenting-Eltern. Doch die Medaille hat wie so oft zwei Seiten.

Viele Familientherapeuten erleben zum Beispiel, dass es für einen Menschen zum Beispiel nicht egal ist, unter welchen Umständen er gezeugt wurde und aufwuchs und wie die Eltern miteinander umgegangen sind. Es kann eines Tages für das Kind einen Unterschied machen, wenn es erfährt, dass es nicht in einer Liebesnacht entstanden ist, sondern Same und Ei Dank eines Bechers und einer Einwegspritze zusammengefunden haben. Es muss davon keinen „Schaden“ bekommen. Aber es ist nun mal etwas anderes. Auf der anderen Seite können diese Kinder sich als absolute Wunschkinder bezeichnen, was wiederum nicht allen Kindern vergönnt ist.

Psychologisch ist noch ein weiterer Aspekt bedenkenswert. Co-Parenting-Kinder werden mehrheitlich keinen liebenden Blick zwischen den Eltern sehen. Einen achtenden und wertschätzenden Blick vielleicht. Das ist sicher ein Wert an sich. Dennoch werden die leiblichen Eltern ziemlich sicher kein Vorbild dafür werden, wie eine Liebesbeziehung gestaltet werden kann. Dafür müssten sich dann andere Vorbilder gesucht werden. Aber so kann es natürlich auch Kindern von Eltern gehen, die nur noch „wegen der Kinder“ zusammenleben.

Dafür erleben Kinder aus gut funktionierenden Co-Parenting-Beziehungen Eltern, die sich sehr darum bemühen, ihre Elternschaft gleichwertig und bewusst zu gestalten. Auch das finden nicht alle Kinder aus klassischen Familienkonstellationen zu Hause vor und leider auch selten Trennungskinder. Es kommt also wie sooft darauf an, wie das familiäre Miteinander im ganz individuellen Fall gelingt.

Dennoch gibt es wirklich ungünstige Kinderwunschmotive, die sich negativ auf die kindliche Entwicklung auswirken können. Geht es den Eltern zum Beispiel vor allem darum, durch das Kind ihre narzisstischen Bedürfnisse zu erfüllen, ist das eine zu große Last für ein Kind. Auch mangelnde Beziehungsfähigkeit eines Elternteils könnte ein Problem in einer Co-Parenting-Elternschaft werden. Wer einen „Co“ sucht, sollte die jeweiligen Kinderwunschmotive gut im Blick haben und nachvollziehen können, warum Elternschaft ohne Beziehung das erwünschte Modell des Gegenübers ist. 

Aber letztlich ist es doch so, dass es jeder Mensch für sich entscheiden muss, wie er sein Leben gestaltet und unter welchen Umständen er Vater oder sie Mutter werden möchte. Und auch wenn Co-Parenting gesellschaftlich noch nicht voll akzeptiert ist, gehen viele Menschen bereits diesen Weg und begleiten Kinder liebevoll und verantwortlich in die Welt. Das kann denen Mut machen, die vielleicht eine lange Zeit in ihrem Leben mit der schmerzlichen Vorstellung leben mussten, dass es für sie kaum möglich ist, jemals ein leibliches Kind großzuziehen.

Text: Marthe Kniep

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