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Schwanger mit Zwillingen: Wir beantworten die 10 wichtigsten Fragen

Die Zahl der Zwillingsschwangerschaften steigt rasant an. Doch was ist eigentlich anders im Vergleich zu einer Einlingsschwangerschaft?

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Wenn man Zwillinge erwartet, ist das zunächst ein kleiner Schock. Ist die Nachricht jedoch erst einmal verdaut, ist die Freude doppelt so groß. Doch was ist anders bei einer Zwillingsschwangerschaft? Wir beantworten die wichtigsten 10 Fragen. 

Warum ist die Anzahl der Zwillingsschwangerschaften in den letzten Jahren angestiegen?

In Deutschland hat sich die Geburt von Zwillingen seit den 70er Jahren um 40 Prozent erhöht. Grund dafür ist zum einen die Reproduktionsmedizin. Bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) und der Intracytoplasmischen Spermieninjektion (ICSI) werden im Labor oft zwei bis drei Eizellen befruchtet, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Nicht selten kommt es dann zu Zwillings- und sogar Drillingsgeburten.

Aber auch das Alter der Frau spielt eine entscheidende Rolle. Die meisten Frauen, die Zwillinge bekommen, sind im Schnitt älter als 35 Jahre. Und der doppelte Kindersegen bei langsam sinkender Fruchtbarkeit hat einen plausiblen Grund: Merkt die zentrale Schaltstelle im Gehirn, die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), dass in den Eierstöcken der Frau weniger Follikel heranreifen, so steuert sie mit mehr Follikel-stimulierendem Hormon (FSH) gegen. Und die Eizelle wird schneller befruchtet. 

Zwillingsschwangerschaften können aber auch erblich bedingt sein. Das Zwillingsgen wird jedoch nur von der Mutter weitervererbt. Ist eine Frau selbst ein Zwilling, hat sie ein erhöhtes Risiko selbst schwanger mit Zwillingen zu werden. 

Verdoppeln sich bei einer Zwillingsschwangerschaft auch die Beschwerden?

Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit und starke Müdigkeit können bei einer Zwillingsschwangerschaft stärker ausgeprägt sein, müssen es aber nicht. Ein Problem, das häufig bei einer Schwangerschaft mit Zwillingen auftritt, ist Eisenmangel. Das Blutvolumen steigt noch mehr als bei einer Einlingsschwangerschaft. Das bedeutet, dass das Blut dünner ist und weniger für den Sauerstofftransport verantwortliche rote Blutkörperchen produziert. Eine eisenreiche Ernährung reicht oft nicht aus. Bestimmte Eisenpräparate können Abhilfe schaffen. Dein Arzt oder deine Hebamme wird dich da beraten. 

Der Körper muss bei einer Zwillingsschwangerschaft deutlich mehr leisten, von daher sind Ruhephasen unheimlich wichtig. Im späteren Verlauf kann es durch das höhere Gewicht der Kinder und den größeren Bauchumfang zu Rückenschmerzen kommen. Statistiken zufolge leiden Zwillingsmütter auch öfter an postnatalen Depressionen, aber auch das muss nicht zutreffen. Jede Schwangerschaft verläuft ganz individuell, auch mit Zwillingen. 

Wie viel nehme ich in einer Zwillingsschwangerschaft zu?

Bei einer Zwillingsschwangerschaft nimmt man mehr zu, als bei einer Einlingsschwangerschaft. Klar, denn es handelt sich ja auch um zwei Kinder. Allerdings haben die Zwillinge meist ein geringeres Geburtsgewicht. In der Regel nimmt eine Zwillingsmama zwischen 15,9 und 20,4 Kilo zu. Das ist aber auch nur ein Richtwert und hängt ganz individuell davon ab, wie viel du vor der Geburt gewogen hast, wie die Schwangerschaft verläuft und wie du dich ernährst. Denn auch für Zwillingsmütter gilt: Gesund und ausgewogen sollte die Ernährung sein. Für drei müsst ihr aber nicht essen. 

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Werde ich bei einer Zwillingsschwangerschaft öfter untersucht?

Eine Mehrlingsgeburt fällt unter die Kategorie Risikoschwangerschaft. Bei Zwillingsschwangerschaften gibt es drei verschiedene Formen. Zweieiige Zwillinge (Gemini) leben in zwei verschiedenen Systemen in der Gebärmutter. Jedes Kind hat eine eigene Plazenta und eine eigene Fruchthöhle. Eineiige Zwillinge teilen sich, je nach Zeitpunkt der Zellteilung die Plazenta. Teilen sich die Babys die Plazenta (Monochoriale) kann es während der Schwangerschaft zu einem sogenannten Fetofetalen Transfusionssyndrom kommen. Dann wird das eine Kind durch die Plazenta besser versorgt als das andere. Teilen sich die Babys Plazenta und Fruchthöhle handelt es sich um eine Monochorial-monoamniote Zwillinge. Diese Konstellation ist besonders risikoreich, weil sich die Kinder mit ihren Nabelschnüren verheddern können. Von daher werden Zwillingsschwangerschaften in der Regel engmaschiger begleitet als eine normale Schwangerschaft. Meist alle zwei Wochen. 

Kann ich mit Zwillingen früher in den Mutterschutz gehen?

Der Mutterschutz beginnt wie bei Einlingsschwangerschaften sechs Wochen vor der Geburt, dauert jedoch nach der Geburt vier Wochen länger, also insgesamt 12 Wochen. Das Mutterschaftsgeld bei Zwillingen wird leider nicht mehr verdoppelt. Stattdessen wird für das zweite Kind ein Mindestelterngeld von 300 Euro gezahlt. Und natürlich wird das Kindergeld doppelt gezahlt. 

Wie läuft eine Geburt bei Zwillingen ab?

Zwillinge müssen nicht automatisch per Kaiserschnitt zur Welt kommen. Je nachdem, wann die Kinder zur Welt kommen und wie sie im Mutterleib liegen, können sie auch vaginal geboren werden. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt höher. Zwillingsmütter sollten sich also mit beiden Szenarien auseinandersetzen. 

In welcher SSW werden Zwillinge geboren?

Die meisten Zwillinge werden nach der 36. Schwangerschaftswoche geboren. Etwa 7 Prozent der Kinder kommen als Frühgeborene vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt. Zweieiige Zwillinge (Gemini) werden meist nach der 38. Schwangerschaftswoche geboren. Eineiige Zwillinge werden oft bis Ende der 36. Woche ausgetragen und Monochorial-monoamniote Zwillinge bis zum Ende der 34. Woche. Hierbei handelt es sich um Durchschnittswerte. 

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Welche Komplikationen können bei einer Zwillingsschwangerschaft auftreten?

Eine Frühgeburt, also vor der 37. Schwangerschaftswoche, kommt bei etwa der Hälfte der Zwillingsschwangerschaften vor. Vertrau auf deinen Instinkt, wenn du das Gefühl hast, etwas stimmt nicht, geh sofort zum Arzt. Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig. 

Eine Präeklampsie, eine sogenannte Schwangerschaftsvergiftung tritt bei Zwillingsschwangeren ebenfalls häufiger auf. Hierbei handelt es sich um eine gefährliche Komplikation, bei der sofortige medizinische Hilfe benötigt wird. Eine Präeklampsie wird normalerweise durch Blutdruckmessung und Urinkontrolle festgestellt. Treten jedoch diese Symptome auf, solltest du sofort zum Arzt gehen: 

  • Schmerzen im Oberbauch
  • Erbrechen
  • Starke Kopfschmerzen 
  • Sehstöhrung (verschwommener Blick)
  • Plötzliches Anschwellen der Füße, der Fußgelenke, des Gesichts und der Hände sowie starke und rasante Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen. 

Kann ich meine Zwillinge stillen?

Zwillinge können auf jeden Fall gestillt werden. Der Körper bereitet sich in der Schwangerschaft darauf vor und produziert genug Muttermilch für zwei Babys. Kommen die Kinder jedoch zu früh zur Welt, kann es sein, dass sie noch zu schwach zum Saugen sind. Dann wird die Muttermilch mithilfe einer Milchpumpe abgepumpt und mit der Flasche gefüttert. Sind die Kinder stabil und stark genug, kannst du ganz normal aufs Stillen umsteigen. Trotzdem kann es sein, dass die Milch nicht reicht, dann fütterst du einfach mit Milchpräparaten zu. 

Wie sieht die Nachsorge mit Zwillingen aus?

Die Nachsorge hängt davon ab, wann und wie die Kinder geboren wurden. Die Nachsorge nach einem Kaiserschnitt sieht ein bisschen anders aus als bei einer vaginalen Geburt. Mit dem Rückbildungskurs sollte bei einem Kaiserschnitt beispielsweise erst acht bis zwölf Wochen nach der Geburt begonnen werden. Auch das Wachstum bei Zwillingen verläuft in anderen Maßstäben als bei Einlingen. Hier wird dich deine Hebamme beraten. 

Eine Zwillingsschwangerschaft ist zwar eine kleine Herausforderung, am Ende hält man aber auch das doppelte Babyglück in den Armen. Es ist die Strapazen also auf jeden Fall wert. 

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