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Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft ist kein Problem: Worauf du achten solltest

Manchmal hast du Lust zur Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft? Kein Problem, wenn du ein paar Dinge im Blick hast.

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Viele Frauen haben in der Schwangerschaft keine Lust mehr auf Sex, andere wiederum mehr denn je und bei wieder anderen ist es fast so wie vor der Schwangerschaft. Egal, wie es bei dir ist, beides ist völlig in Ordnung und du brauchst dir darüber keine Gedanken machen, ob das "okay" ist. Um sich langsam an das ranzutasten, was dir momentan gefällt, oder weil du mehr Lust hast als dein Partner: Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft ist nicht nur legitim, sondern in den meisten Fällen auch unbedenklich.

Hier verraten wir dir, was es damit auf sich hat und wann es besser ist, darauf zu verzichten. Dafür haben wir mit Dr. med. Markus Valk ausführlich über das Thema gesprochen. Der Leiter der Arbeitsgruppe Sexualmedizin beim Berufsverband der Frauenärzte (BVF) ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Sexualtherapeut und Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wesel.

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Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft: Unbedenklich oder nicht?

Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft ist ein Tabuthema, über das also nicht viel gesprochen wird. Dabei beschäftigt es zahlreiche Frauen und sorgt für viele Fragen. Dabei sei eines vorweg gesagt: solange es dir guttut, spricht nichts dagegen.

"Grundsätzlich spricht überhaupt nichts dagegen", sagt Dr. Valk. Warum eine Frau während der Schwangerschaft gerne masturbiert oder nicht, hänge auch ein wenig damit zusammen, welche Beweggründe dahinterstünden: "Das hat mit Leistungsfähigkeit, Rückzug, Selbstbestimmung oder auch Wohlfühlen zu tun – die Motivationen sind von Frau zu Frau unterschiedlich." Doch was auch immer dein Antrieb fürs Masturbieren in der Schwangerschaft ist, es ist okay.

Eine Frage, die sich Frauen zum Thema stellen, ist, in welcher Schwangerschaftswoche die Libido am höchsten ist, denn hier erleben Frauen immer wieder Schwankungen. Bei der sexuellen Lust lohnt sich ein Blick zurück, um zu verstehen, dass es - wie in vielen Bereichen der Medizin rund um den weiblichen Körper - zunächst falsche Annahmen gegeben hat. "Früher war man der Meinung, dass die Frau im ersten Schwangerschaftsdrittel eine niedrige Libido hat, im zweiten Schwangerschaftsdrittel eine hohe Libido und im dritten Schwangerschaftsdrittel wiederum eine niedrige Libido", sagt der Arzt beim Blick in die Vergangenheit. "Neuere Studien zeigen eher, dass es eine stetige Abnahme gibt. Aber wenn eine Frau am Anfang ständig unter Übelkeit leidet, dann ist da natürlich auch keine Lust da."

Doch wie so oft lässt sich diese Erkenntnis aus der Forschung nicht pauschal auf alle Frauen umlegen, was auch Dr. Valk zu bedenken gibt: "Grundsätzlich ist die Aussage schwer in ein Schema zu packen und sehr individuell, da es erhebliche Schwankungen gibt. Ich habe beispielsweise viele Patientinnen, die es genau umgekehrt beschreiben und sagen, je näher sie an die Entbindung kamen, desto mehr Lust hatten sie." Sollte es also bei dir anders sein als bei anderen Frauen, musst du dir deswegen keine Sorgen machen.

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Kann Masturbation oder ein Orgasmus Wehen auslösen?

Ob ein Orgasmus Wehen auslösen kann, darüber kannst du im Internet viele verschiedene Informationen finden. So sollst du zum Beispiel durch die Kontraktionen der Gebärmutter während des Orgasmus in die Wehen gelangen können - doch wer behauptet, dass die Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft Wehen auslösen könnte, erzählt wohl eher Märchen und keine Fakten. "Das Einzige, was wir wissen, ist, dass die Befürchtung, dass man dadurch vorzeitige Wehen auslösen könnte, wohl unberechtigt ist. Selbst der Versuch der Selbstbefriedigung zur Geburtseinleitung ist nur dünn belegt", erklärt der Mediziner. "Selbst vor der Geburt ist Selbstbefriedigung kein Problem. Manchmal hilft es auch wirklich, das hat dann allerdings mit Entspannung und Schmerzlinderung zu tun."

"Wahrscheinlicher als Auslöser ist eher, mit dem Partner zu schlafen, da dann das Prostaglandin aus dem menschlichen Sperma geburtseinleitend wäre und nicht die Entspannung selbst", erklärt er. Bei dem Stoff handelt es sich um ein Eiweiß, das in synthetischer Form u.a. auch zur Geburtseinleitung verwendet wird.

Orgasmus bei Geburt: Wie es dazu kommen kann

Auch wenn die Selbstbefriedigung samt Orgasmus wohl keine Wehen auslösen kann, berichten viele Frauen im Netz von einem besonderen Phänomen: dem Orgasmus bei der Geburt. Dass es zu diesem Erlebnis kommen kann, ist allerdings gar nicht abwegig. Solltest du dich also fragen, wie es bei dir oder anderen Frauen zu einem Orgasmus bei der Geburt kommen konnte - es kann vorkommen und ist erklärbar.

"Es sind wahrscheinlich zwei Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen. Sexualität hat ja etwas mit Reproduktion, Lust und Bindung zu tun. Gerade der Durchtritt des Kindes ist vom Bindungserleben her eines der sensationellsten Erlebnisse, die eine Frau haben kann", erklärt er. "Wenn damit dann noch verbunden ist, dass im Scheideneingangsbereich und im ganzen kleinen Becken überall eine verstärkte Durchblutung, Dehnung und Reibung stattfindet, ist es vorstellbar, dass in Kombination von mechanischer Stimulierung und der Bindungsstimulierung im Gehirn mit den entsprechenden Oxytocinausschüttungen so etwas wie ein orgastisches Erleben berichtet wird."

Kommt ebenfalls selten vor, ist aber was anderes: die Glückshaube bei der Geburt eines Kindes.

Selbstbefriedigen während der Schwangerschaft: Einfluss auf den Fötus

Wenn eine Schwangere masturbiert, stellt sich für manche Frauen zudem die Frage, welchen Einfluss das auf das heranwachsende Leben in ihr haben könnte. Aber auch beim Baby brauchst du dich nicht zu sorgen, denn wenn es einen Einfluss gibt, dann ist er laut Dr. Valk keinesfalls negativ. "Wenn wir das Wohlbefinden der Mutter betrachten, dann kommt das direkt beim Fötus an. Die Substanzen, die ausgeschüttet werden, sind grundsätzlich nur positive Substanzen, die dem Kind im Zweifelsfall zugutekommen würden." Er merkt allerdings auch an, dass dies nicht messbar sei.

Die Substanzen, die der Arzt anspricht, sind die ausgeschütteten Hormone: "Es sind drei Hormone im Vordergrund: Prolaktin, Oxytocin und teilweise Dopamin, auch als Belohnungshormon bekannt. Oxytocin ist das wichtigste und das sogenannte Bindungshormon, es wird hauptsächlich beim Orgasmus ausgeschüttet. Prolaktin hat in erster Linie mit Entspannung zu tun." Mehr passiert also nicht und mehr kann auch nicht bei deinem Kind im Bauch ankommen.

Schwanger masturbieren: Wann du es nicht tun solltest

Obwohl das Selbstbefriedigen in der Schwangerschaft für die meisten Frauen kein Problem darstellt, gibt es ein paar Ausnahmen, in denen besser auf die Masturbation verzichtet werden sollte - oder zumindest auf einen Orgasmus. In einigen Fällen ist es wiederum besser, gewisse Arten der Selbstbefriedigung auszulassen.

Die Hauptgründe seien laut Dr. Valk Blutungen, die Gefahr von Blutungen oder einer Frühgeburt. "Das wäre zum einen bei einer Placenta praevia, also wenn die Plazenta direkt vor dem Muttermund liegt, aber auch Blutungen in der Frühschwangerschaft und wenn man dramatische Frühgeburtstendenzen hat. Da sollte versucht werden, den Kontakt zum Muttermund zu vermeiden."

Ein weiterer Punkt sei begründet durch den Fakt, dass Frühgeburtlichkeiten zum Teil durch Infektionen hervorgerufen werden könnten. Bei der Einführung der Hand oder von Gegenständen solltest du in diesem Fall also sehr vorsichtig sein. Doch wie bei diesem Tabuthema leider so häufig, gibt es auch hier nicht viele wissenschaftliche Erkenntnisse. "Die Datenlage dazu ist dünn, daher ist es eher ein 'besser nicht'. Es gibt keine belastbare Studie, aufgrund derer ich sagen könnte, das darf auf keinen Fall gemacht werden. Dazu wissen wir zum Beispiel viel zu wenig darüber, welche Frau eine Frühgeburt bekommt und welche nicht. In den genannten Fällen wäre ich aber der Logik nach eher vorsichtig, zumindest was den Orgasmus betrifft. Die Selbstbefriedigung selbst kann wahrscheinlich nicht schaden", schränkt der Gynäkologe ein.

"Letztlich kann man aber sagen: ‚Hör auf dich und deinen Körper. Wenn es dir guttut, dann kann es in der Regel nicht ganz verkehrt sein.‘", erklärt er. "Wenn eine Frau aber merkt, dass der Bauch nach der Selbstbefriedigung hart wird oder sie eine Blutung bekommt, sollte sie es in Zukunft besser lassen."

Vibrator in der Schwangerschaft: Meistens kein Problem

Neben der Hand benutzen viele Frauen auch Sextoys zur Selbstbefriedigung. Hierbei gibt es eine große Auswahl, vom Dildo über Auflegevibratoren, mit denen du die Klitoris stimulieren kannst, bis hin zu klassischen Vibratoren zum Einführen - oder auch einen Hybrid aus den beiden letzteren. Doch keine Angst - die Vibration schädigt dein Kind nicht. Zu möglichen Gefahren einer Anwendung eines Vibrators in der Schwangerschaft gebe es aber leider ebenso keine klassischen Studien, wie Dr. Valk berichtet. Dennoch ist es in einer komplikationsfreien Schwangerschaft kein Problem, Sexspielzeug zu verwenden.

"Wir sind uns heute relativ einig, dass Auflegevibratoren keine Problematik darstellen, auch wenn sie remote bedient werden – das schadet dem Kind nicht. Bei den Einführungsvibratoren sollte man allerdings etwas vorsichtig sein, da es hier einige Kontraindikationen gibt, wie bei der Selbstbefriedigung", weist er auf mögliche Gefahren von Blutungen, bei einer Placenta praevia oder auch einer Infektion hin. "Daher ist es wichtig, dass man saubere Toys benutzt, im Zweifelsfall mit Gleitmittel – und auf gar keinen Fall defekte Toys."

Die richtige Desinfektion der Sextoys zur Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft ist hierbei das A und O, um einer Infektion vorzubeugen. Dabei komme es vor allem aufs Material an, wie der Arzt betont: "Plastik und Glas kann man einmal richtig heiß abspülen und abwischen, Holz desinfiziert sich auf diese Weise auch. Bei Silikon sollte man etwas vorsichtiger sein. Das kann man ab und zu mal desinfizieren, würde ich aber in der Regel nicht machen. Ein Penis wird vorher auch nicht desinfiziert. Heiß abspülen und saubermachen nach Verwendung reicht aus."

Abgesehen von den angesprochenen Ausnahmen ist die Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft also keine Sache, wegen der du dir Gedanken machen musst. Wenn es dir guttut, dann mach es – es ist aber auch ganz normal, wenn du so gar keine Lust darauf hast.

Artikelbild und Social Media: GettyImages/Westend61 (Themenbild)

Zur Person

Dr. med. Markus Valk
Foto: Dr. med. Markus Valk

Dr. med. Markus Valk ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Sexualtherapeut und Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wesel. Er ist zudem Leiter der Arbeitsgruppe Sexualmedizin im Berufsverband der Frauenärzte (BVF).

Wir danken der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) für die Vermittlung.