Hirsutismus: Mehr als nur ein Frauenbart
Wenn Frauen unter Hirsutismus leiden, hat das eine starke Behaarung mit einem männlichen Verteilungsmuster zur Folge. Von einem Frauenbart bis hin zu einer dichten Brustbehaarung ist jede Ausprägung möglich. Alles rund um die krankhafte Körperbehaarung.
Ob eine vermehrte Körperbehaarung nicht mehr normal, sondern eine krankhafte Ausprägung angenommen hat, ist zum Teil auch von der Einschätzung der betroffenen Person abhängig. Doch wo ist die Grenze zwischen einer starken Körperbehaarung und Hirsutismus? Welche Ursachen hat diese Krankheit? Wir klären auf.
Was versteht man unter Hirsutismus?
Unter Hirsutismus versteht man die Behaarung von Frauen, die einem männlichen Verteilungsmuster folgen. Die Ausprägung kann sowohl milde, als auch starke Ausmaße annehmen. Klassisch findet sich die Behaarung vor allem an Kinn, Oberlippe, Hals, Rücken und Brust. Hier sind nicht einzelne Härchen an der Oberlippe, sondern ein männlich anmutendender Bart gemeint.
Hirsutismus kann zusammen mit anderen Störungen auftreten. Die vermehrte Körperbehaarung kann unter anderem in Kombination mit Regelzyklusstörungen, fettiger Haut oder einem verringerten Kopfhaar einhergehen.
Welche Ursachen kann Hirsutismus haben?
In der Regel wird der Hirsutismus durch eine hormonelle Störung oder auch durch Medikamente ausgelöst. Es kann zudem ein Symptom eines anderen Krankheitsbildes sein.
Wenn es keine hormonelle Störung ist: Hypertrichosis: Wenn die Körperbehaarung zu stark ist
Veränderungen des Hormonstoffwechsels
Testosteron ist eines der bekanntesten männlichen Hormone. Eher unbekannt ist dabei die Tatsache, dass es auch von Frauen gebildet wird, aber natürlich in deutlich geringeren Mengen, als beim Mann. Liegt schlussendlich ein Überschuss an Testosteron vor, kann dies unter anderem zum Hirsutismus führen.
Im Hormonstoffwechsel von Frauen erfüllen die Androgene (männliche Hormone), wie Testosteron, zwei Funktionsweisen.
- Androgene werden in Östrogene (weibliche Hormone) umgewandelt.
- Männlich Hormone entfalten ihre Wirkung über einen Rezeptor.
Beide Funktionsweisen können gestört sein. Die Umwandlung von Androgenen in Östrogene findet nur in geringem Maß statt oder der Rezeptor weißt eine gesteigerte Aktivität auf. Diese Störungen tragen dann zum Hirsutismus bei.
Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, dass der Abbau der Androgene in einem zu geringen Umfang stattfindet, was ebenfalls zu einem Testosteronüberschuss führen würde. Normalerweise werden die männlichen Hormone an Eiweiß-Moleküle gebunden und anschließend abtransportiert. Ist die Bindung zwischen Hormon und Molekül gestört, kann die Folge eine krankhafte Körperbehaarung zur Folge haben.
Teil des Krankheitsbildes vom "nicht-klassischen AGS"
Das „nicht klassische AGS“ gehört zu der Gruppe von Cortisolbildungsstörungen der Nebenniere. Dieses Syndrom wird meist erst in der Pubertät diagnostiziert, da meist erst dann die ersten Symptome, wie der Hirsutismus, auftreten.
Das "PCO-Syndrom" als Ursache des Hirsutismus
Bei dem Syndrom der polyzystischen Ovarien werden Androgene im Eierstock gebildet, was zu einem Überschuss an männlichen Hormonen führt. Dieser Hormonüberschuss ist dann die Ursache für den Hirsutismus.
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Hirsutismus als Begleiterscheinung eines Tumors
Eierstock- und Nebennierentumore können zu einer vermehrten Produktion von Androgenen führen. Allerdings gehören Tumore eher selten zu Ursache für Hirsutismus.
Hirsutismus: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Wie bei den meisten Krankheiten ist auch hier die Ursache relevant, um die richtige Therapiemöglichkeit zu finden. Um die Ursache des Hirsutismus zu finden, werden ausführliche Gespräche mit den Patientinnen geführt. Danach folgen in der Regel Blutabnahmen, Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke, hormonelle Funktionstests und eventuelle genetische Untersuchungen.
Für jede Patientin wird eine individuelle Therapie gesucht, nicht nur um dem jeweiligen Beschwerdebild gerecht zu werden, sondern auch um den Lebensumständen gerecht zu werden, die durch die Nebenwirkungen beeinflusst werden können.
So kann beim „nicht-klassischen AGS“ und dem damit verbundenen Hirsutismus durch die Einnahme von Cortisol Linderung verschafft werden. Durch das Hormon kann die Produktion der Androgene in der Nebenniere abgebremst werden.
Es gibt auch verschiedene Medikamente, die den Transport oder die Wirkung von männlichen Hormonen beeinflussen.
Beim „PCO-Syndrom“ wird in der Regel die Zufuhr von Östrogenen empfohlen. Dies kann zum Beispiel in Form der Antibabypille erfolgen. Dazu wird ein Gelbkörperhormon kombiniert, um auch die Testosteronwirkung am Rezeptor zu blockieren.
Bei Tumoren an den Eierstöcken oder an den Nebennieren wird dieser durch einen chirurgischen Eingriff entfernt und somit gleichzeitig die Quelle der Androgene.
Wichtig ist jedoch, immer zum Arzt zu gehen, wenn Frau der Meinung ist unter einer unnormal starken Körperbehaarung zu leiden.
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