Orgasmus beim Mann: Er kommt durchschnittlich schon nach wenigen Minuten - aber warum?

"Ich halte locker 30 Minuten durch!" Obwohl wir solche besonders "männlichen" Aussagen schon immer angezweifelt haben dürften, gibt es auch einen handfesten Beweis dafür, dass ein solcher Satz wohl so gut wie nie der Wahrheit entspricht.

Aber wie läuft der Orgasmus vom Mann eigentlich ab? Was passiert bei der Ejakulation? Wir haben uns den Samenerguss mal genauer angeschaut und erklären dir, was du wissen musst.

Der Orgasmus beim Mann hat viele Namen. Ejakulation, Samenerguss, Kommen, Klimax, Höhepunkt oder umgangssprachlich auch "Abspritzen". Dieser Name rührt daher, dass aus dem Penis das Ejakulat bzw. der Samen oder auch Sperma kommt - und manchmal auch mit recht viel Schwung, sodass das Sperma "spritzt". Ejakulation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet letztlich nichts anderes als "auswerfen" oder "herausschleudern" und ist sozusagen das wissenschaftlichere Pendant des Wortes.

Eine Ejakulation beim Mann kann auf verschiedene Wege herbeigeführt werden, zum Beispiel beim klassischen Sex, durch Masturbation bzw. Onanieren oder auch beim Oralsex, also dem sogenannten Fellatio. Es gibt viele verschiedene Wege mit und ohne Partner*in, um den Penis zur Ejakulation zu bringen.

Während der sexuellen Erregung, die vor dem männlichen Orgasmus stattfindet, wird der Penis immer stärker durchblutet. Daher hat ein Mann vor dem Samenerguss im Normalfall eine Erektion. Die Durchblutung ist kurz vor dem Höhepunkt am Höchsten, wie bei den weiblichen Geschlechtsorganen auch. Die sexuelle Spannung entlädt sich beim Orgasmus des Mannes dann mittels starker Muskelkontraktionen des Penis.

Während dieser Entladung wird auch das Ejakulat abgegeben, es kommt also zum Samenerguss. Es kommt aus der Harnröhre, doch schon vorher passieren einige Dinge. Das Sperma besteht nämlich aus zwei Dingen:

• Spermien: Werden im Hoden gebildet und während des Orgasmus des Mannes aus den Nebenhoden durch die Samenleiter in die Spritzkanäle befördert und kommen so in die Harnröhre.

• Seminalplasma: Wird den Spermien beim Orgasmus beigemischt und macht den Hauptteil des Ejakulats aus. Es wird in den sogenannten akzessorischen Drüsen wie u.a. der Prostata hergestellt.

Das Sperma wird herausgeschleudert, weil der ursprüngliche Sinn von Sex ja die Fortpflanzung ist. Das Sperma des Mannes ist leicht basisch, damit die Spermien im sauren Milieu einer Vagina überleben können. Insofern hat die Natur dafür gesorgt, dass der Sex von Mann und Frau zur Fortpflanzung möglichst effektiv abläuft.

Die Möglichkeit zur Ejakulation haben Männer übrigens recht früh im Leben - etwa ab der Mitte der Pubertät, denn dann wird das Sperma produziert. Das muss nicht unbedingt mit der ersten Erektion des Penis zusammenhängen.

Sollte mal das Problem auftreten, dass ER nicht zum Samenerguss kommt, empfehlen wir dir diesen Artikel. Du erfährst dort mehr über die Ursachen hinter dem Phänomen eines ausbleibenden Orgasmus:

Wie die Sex-Forscher Masters und Johnson schon in den 60er Jahren feststellten, braucht ein Mann durchschnittlich nicht länger als zwei bis drei Minuten, um zum Höhepunkt zu kommen - und das gilt noch heute. Zu diesem Ergebnis gelangten die Experten, nachdem sie den Sex von mehr als 1.000 Männern überprüften.

Es spielt übrigens keine Rolle, ob der Mann sich selbst befriedigt oder aber Sex mit einer anderen Person hat. Das Ergebnis ist immer das gleiche. Die Zeit bis zum Samenerguss lässt sich aber mit einigen Methoden wie der Stopp-Start-Technik und dem Miteinbeziehen des Jen-Mo-Punktes hinauszögern. Falls dein Partner beim Sex zu früh kommt, haben wir ein paar erste Schritte, was du tun kannst, und Infos zu möglichen Ursachen. Wenn du mehr Zeit beim Sex haben willst, bekommst du hier ein paar Tipps, wie sich der sexuelle Höhepunkt des Mannes nach hinten dehnen lässt:

Das Verlangen nach längerem Sex muss aber nicht unbedingt damit zusammenhängen, dass er zu früh kommt. Mehr Tipps gibt's hier.

Doch die Zeit beim Sex kann auch über Dinge hinwegtäuschen. Eine amerikanische Studie hat außerdem ergeben, dass viele Männer zwar denken, ihre Partnerin hätte einen Orgasmus gehabt, dies aber in Wahrheit gar nicht der Fall ist. In Zahlen: Während 64 Prozent der an der Untersuchung teilnehmenden Frauen angaben, zuletzt beim Sex einen Orgasmus gehabt zu haben, gingen 85 Prozent der Männer davon aus, dass SIE gekommen war.

Das Fiese: Frauen brauchen wesentlich länger, um zum Orgasmus zu kommen. Beim Sex mit einem Partner erreicht die Frau nach etwa 10 bis 20 Minuten ihren Höhepunkt. Wenn man sich selbst befriedigt, sind es dagegen nur vier Minuten. Das entspricht dann schon fast der Geschwindigkeit der Männer. Spannend ist natürlich, dass sich die Zeitspannen bei den Frauen hier so stark unterscheiden.

Männer, die keine Erektion bekommen, fühlen sich oft nicht besonders männlich, dabei sind Erektionsprobleme sehr häufig und haben viele Gründe. Wenn dein Partner keine Erektion bekommt, kannst du hier mehr darüber lesen - denn im Normalfall liegt es nicht an dir:

Interessant ist vor dem Hintergrund der angesprochenen Untersuchung nun aber vor allem zu erfahren, warum Männer denn so schnell zum Orgasmus kommen. Was ist der Grund dafür, dass sie so oft viel zu früh zur Ejakulation kommen? 

Wir haben mit der Gynäkologin Dr. Sheila de Liz gesprochen und sie fragt, woran es liegt, dass manche Männer so schnell zum Höhepunkt kommen. Eine mögliche Ursache ist ihrer Meinung nach, dass sich Männer teilweise schon in jungen Jahren - ob nun wirklich bewusst oder auch unbewusst - angewöhnen, schnell zum Orgasmus zu kommen. Die Ursachen seien vielfältig.

Dr. de Liz gibt aber auf jeden Fall auch schon einmal Entwarnung: Man kann etwas dagegen tun und den Orgasmus hinauszögern. Die ganze Antwort auf diese Frage gibt es in diesem Video.

Eine Sache, die weniger mit vorzeitigem Samenerguss zu tun hat, ist, dass Männer, die oft ejakulieren, ein deutlich geringeres Risiko für Prostata-Krebs haben sollen als jene, die nur selten kommen und den Penis sexuell wenig nutzen. Dabei sei es egal, ob es um Sex oder Masturbation geht - es geht um die generelle sexuelle Aktivität.

Die Erkenntnisse einer Studie mit 32.000 Teilnehmern, die über 18 Jahre lief, besagen nämlich, dass die Wahrscheinlichkeit für diese Krebsart um 20 Prozent sinkt bei den Männern, die sexuell am aktivsten sind. Es wird angenommen, dass schädliche Stoffe beim männlichen Orgasmus mit dem Sperma aus dem Körper gelangen.

Dennoch ist dies nicht unbedingt gesichert, denn andere Studien fanden hingegen keinen Zusammenhang. Es bleibt also erstmal nur eine Theorie.

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