Orgasmusprobleme beim Mann

Death Grip Syndrom: Er kommt nicht beim Sex?

Wenn er beim Sex keinen Orgasmus bekommt, kann das vielerlei Gründe haben. Einer davon ist das sogenannte Death Grip Syndrom. Das kann dahinterstecken, wenn dein Mann nicht kommen kann.

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Die vorzeitige Ejakulation ist ein gängiges Thema, wenn es um Sex geht. Aber auch das Gegenteil kann zu Komplikationen führen: Was ist, wenn dein Partner gar keinen Orgasmus beim Sex bekommen kann? Hier kommt das sogenannte "Death Grip Syndrom" ins Spiel. 

Dass Frauen beim Sex öfter nicht zum Orgasmus kommen, ist bekannt. Doch diese Problematik ist kein reines Frauenproblem, auch Männern können darunter leiden. Wenn Mann beim Sex nicht kommt, kann das natürlich ganz individuelle Ursachen haben - psychisch oder physisch. Stellen Orgasmus und Erektion in anderen sexuellen Momenten - zum Beispiel bei der Selbstbefriedigung - aber kein Problem dar, könnte es am Death Grip Syndrom liegen.

Was ist das Death Grip Syndrom?

Der Begriff "Death Grip Syndrom" (dt. Todesgriff-Syndrom) wurde von dem amerikanischen Sex-Kolumnisten und Autor Dan Savage geprägt und ist bisher nicht wissenschaftlich untermauert worden. Fachlich beziehungsweise medizinisch gesehen ist das DGS also kein offizielles Krankheitsbild, auch wenn es ganz danach klingt. Hinter dem "Syndrom" steckt die Annahme, dass eine zu harte und zu häufige Masturbation mit sehr festem Griff dazu führen könne, dass der Mann beim Sex nicht mehr zum Orgasmus kommen kann. 

Die Stimulation des Penis beim Sex mit einer Partnerin ist der männlichen Selbstbefriedigung gegenüber weniger intensiv, denn die Vagina kann natürlich nicht denselben Druck wie eine Hand ausüben. Zudem ist auch die Geschwindigkeit der Stimulation bei der Masturbation oft wesentlich höher, als das beim Sex überhaupt möglich sein kann. Hat sich das männliche Geschlechtsorgan also zu sehr an die Intensität und Geschwindigkeit einer festen und schnellen Masturbation gewöhnt, reicht die Stimulation durch die Vagina beim Sex nicht mehr aus, um einen Orgasmus hervorzurufen.

Übrigens: Ein ähnliches Phänomen kursiert übrigens auch auf Frauenseite - die Rede ist vom Dead Vagina Syndrom.

Mann kommt nicht beim Sex: Orgasmusprobleme beim Mann

Kann es wirklich passieren, dass man durch zu viel Selbstbefriedigung die Orgasmusfähigkeit beim Sex verliert? Keine Sorge: Nur weil man häufig masturbiert, heißt das nicht, dass die Nerven abstumpfen. 

Tatsächlich hat die Masturbation erst einmal den gegenteiligen Effekt: Du lernst durch Selbstbefriedigung deinen Körper besser kennen und lieben. Allerdings kann es bei Männern durchaus zu einer Art Gewöhnungseffekt kommen, wenn der Penis mit sehr starkem Druck fest angefasst wird. Eine derart intensive, harte und schnelle Reibung am Penis findet beim Geschlechtsverkehr schlichtweg nicht statt.

Die Gewöhnung tritt meist in Kombination von psychischer und physischer Art ein. Doch selbst wenn es Kopfsache ist, dass ein Mann beim Geschlechtsverkehr mit seiner Partnerin nicht  kommen kann, ist das Thema natürlich auch eine zunehmende Belastung für ihn, die Liebe oder jegliche sonstige sexuelle Beziehung, die sein bestes Stück betrifft.

Death Grip Syndrom behandeln: Hilft anders masturbieren oder eine Pause?

Wer das Death Grip Syndrom als Grund für den fehlenden Orgasmus beim Sex vermutet, kann die eigene Masturbationstechnik überdenken. Ebenso wie bei Frauen gibt es auch für Männer unzählig viele Varianten, einen Höhepunkt zu bekommen. Also einfach mal eine andere Art der Masturbation ausprobieren, um die Stimulation bis zur Ejakulation zu führen. Es kann schon helfen, sich Zeit zu nehmen, weniger Druck auszuüben und seine erogenen Zonen einmal neu zu entdecken.

Auch der zeitweilige Verzicht auf Onanieren kann die Orgasmusfähigkeit beim Sex zurückholen - denn dann wird zumindest dem Gewöhnungseffekt als Ursache für das fehlende Gefühl zeitweise der Stecker gezogen. Langfristig muss aber niemand auf die Selbstbefriedigung verzichten. Vielmehr kann sie ebenfalls in den Geschlechtsverkehr eingebunden werden, um gemeinsam zu erkunden, was beide Partner brauchen, um einen Orgasmus zu erleben.

Sollte es sich um ein längerfristiges Problem handeln, kann es empfehlenswert sein, damit zum Hausarzt/zur Hausärztin zu gehen oder eine urologische Praxis aufzusuchen. Denn medizinische Hilfe kann oftmals bei diesem Problem Abhilfe schaffen - sei es durch Medikamente oder auch eine Verhaltenstherapie.

Masturbations-Tipps: Dem Orgasmus mit viel Gefühl auf den Grund gehen

Wenn Masturbation das Problem verursacht, dann liegt die Lösung des Problems vermutlich genau dort. Mit diesen Tipps zur Selbstbefriedigung kannst du deine Stimulation variieren und dich und deinen Penis sensibilisieren. Ob allein oder mit Partnerin: Diese Techniken bieten sinnliche Abwechslung.

1. Nimm dir Zeit, kreiere ein Setting, in dem du dich entspannen und wohlfühlen kannst. Im Idealfall kann dich jetzt auch nichts und niemand stören oder unterbrechen.

2. Wenn du bei der Selbstbefriedigung immer Pornos schaust - lass sie weg und konzentrier dich ganz auf dich. Wenn du nie Pornos schaust oder dir anderweitig Anregungen holst, mach doch mal genau das: Tauch einfach mal in erotische Fantasien ab und lass dich fallen...

3. Nicht die ganze Hand benutzen, sondern nur zwei Finger (am besten Daumen und Zeigefinger) - dafür aber VIEL Gleitgel. Variiere den Druck und die Geschwindigkeit, aber starte sehr langsam und experimentiere...

4. Die ganze Hand benutzen - und zwar die rechte und die linke! Auch hier lautet das Zauberwort "Gleitmittel": Creme beide Hände gut ein und lege die flachen, gerade ausgestreckten Hände rechts und links am den Penis. Bewege sie mal auf und ab oder "mach ein Feuer": Reibe die Hände mit dem Penis dazwischen entgegengesetzt gegeneinander.

5. Beziehe andere Regionen mit ein: Der Mann hat, wie die Frau auch, viele erogene Zonen. Beim Sex wie bei der Selbstbefriedigung werden diese Regionen oft vernachlässigt. Spätestens bei Orgasmusproblemen wird es Zeit, Hoden, Anus, Damm und Co. mit in die Streicheleinheiten einzubeziehen und vielleicht den Penis, der oft das Hauptobjekt der Begierde ist, erst einmal außen vor zu lassen.

6. Melke den gesamten Penis oder "zupfe" an der Eichel: Beim Melken einfach die Hand um den Penis schließen (nicht zu fest!) und von der Peniswurzel bis zur Eichel gleiten lassen - mit viel Gleitgel... Das Zupfen kann zuerst am Schaft getestet werden - den größten Wow-Effekt hat es aber an der Eichel. Achtung: Die Penisspitze ist vor allem mit zurückgeschobener Vorhaut sehr empfindlich, taste dich hier also vorsichtig vor. Allein das Bewegen der Vorhaut über der Eichel kann ihn schon indirekt sehr gut stimulieren.

Extra-Tipp: Mehr spezielle Techniken für Fortgeschrittene gefällig? Goedele Liekens geht in ihrem Penis-Buch ins Detail und zeigt, wie vielfältig der Penis stimuliert werden kann:

7. Nutze magische Punkte, wie das Frenulum, den Jen-Mo-Punkt oder die Prostata und massiere hier gezielt: Prostata-Massage: Spezial-Orgasmus für den Mann

8. Nutze Sextoys! Die Lust-Industrie kennt mittlerweile kaum noch Grenzen - nutze das und probier dich aus! Du weißt nicht, wo du anfangen sollst? Hier kommen unsere Geheimtipps:

Er kommt nicht: Ist es wirklich das Todesgriff-Phänomen?

Orgasmusprobleme beim Mann sind leider so vielfältig, wie bei Frauen. Selbst, wenn man die psychische Komponente ausschließt, bleiben verschiedene mögliche Ursachen und Varianten der Problematik:

1. Lost Penis Syndrom

Auch das Lost Penis Syndrom kann dazu führen, dass der Mann beim Sex nicht zum Orgasmus kommt, weil er zu wenig Reibung verspürt. Die Ursachen für dieses Syndrom können sowohl bei ihm als auch bei ihr liegen. Mehr dazu erfährst du hier: Lost Penis Syndrom: Ist meine Vagina zu weit oder ist sein Penis zu klein?

2. Er kommt, aber fühlt nichts

Ejakulation: ja, Orgasmus: nein. Gemeint ist das Problem, dass er zwar einen Samenerguss hat, nach dem auch die Erektion erschlafft, dabei aber keinen Höhepunkt fühlt. "Diese Störung soll angeblich darauf zurückzuführen sein, dass die 'Orgasmusstoffe', die in seinem Gehirn bei der Ejakulation freigesetzt werden, nicht ausreichend produziert werden oder ganz fehlen." (Liekens: Penis-Buch, S. 131.)

3. Mann kommt beim Sex, aber ohne Samenerguss

Dieser Fall nennt sich "retrograde Ejakulation". Es bedeutet, dass das Sperma beim Erguss in die Blase gelangt, statt durch den Penis nach außen befördert zu werden. Der Grund dafür ist, dass der innere Verschlussmuskel der Harnröhre gestört ist (vgl. Liekens: Penis-Buch, S. 131). "Diese Erscheinung hat aber keinen Einfluss auf seinen Orgasmus. Darum wird sie auch als plaisir sec (=trockenes Vergnügen) bezeichnet. Mit bestimmten Medikamenten lässt sich dem Zustand abhelfen." (Liekens: Penis-Buch, S. 131.)

4. Mann kommt beim Sex, aber zu spät

Ein verzögerter Samenerguss (Ejaculatio retarda) klingt gar nicht so schlimm. Schließlich gibt es Techniken wie das Edging oder Peaking, die explizit damit spielen, den Höhepunkt herauszuzögern, um ihn umso intensiver werden zu lassen. Letzteres ist genau der Punkt, der die pathologisch verzögerte Ejakulation leider nicht erfüllt, im Gegenteil: Betroffene Männer nehmen den Höhepunkt erst so spät wahr, dass das Ergebnis unangenehm und alles andere als befriedigend ist (vgl. Sommer und Bertram: Men's Health Penis-Buch, Kapitel 3).

5. Er kommt und wird krank

Und noch ein Syndrom, dass zu ernsthaften Problemen führt: Wenn er kommt - und dann ein unangenehmes Wärme-/Hitzegefühl empfindet sowie grippeartige Symptome entwickelt, leidet er eventuell am Post-orgasmic Illness Syndrome (vgl. Liekens: Penis Buch S. 131). Dieses Syndrom wird auf eine allergische Reaktion zurückgeführt, die durch die beim Orgasmus beziehungsweise beim Samenerguss im Körper freigesetzten Stoffe entsteht.

Mehr dazu beschreibt Liekens in ihrem "Penis-Buch" ab S. 131 - hier sind noch sehr viele weitere Infos zu Penis-Problemen zu finden.

Vom Death Grip Syndrom bis zu Erektionsproblemen: Diese Ursachen können verhindern, dass er beim Sex kommt

Bevor man sich selbst ein Death Grip Syndrom diagnostiziert und eine intensive Masturbationstechnik vorschnell als Ursache für Probleme beim Sex festlegt, sollte abgeklärt werden, woher das Problem tatsächlich stammt. Bei länger anhaltenden Problemen sollte unbedingt mit einem Arzt/einer Ärztin gesprochen werden! Denn Probleme beim Sex und/oder Orgasmus sind vielfältig und können ebenso vielfältige Ursachen haben - manchmal weist ein Orgasmusproblem oder eine erektile Dysfunktion auf ein tiefergehendes gesundheitliches Problem hin. Probleme verursachen können zum Beispiel diese Dinge:

  • Stress/Ängste

  • Alkohol

  • Medikamente

  • Diabetes, Bluthochdruck und Co.

  • ein zu niedriger Testosteronspiegel

  • Probleme mit dem Beckenboden

Wenn du also mit Orgasmusproblemen zu kämpfen hast - oder du als Frau feststellst, dass dein Mann Probleme hat: Zögere nicht und hol ärztlichen Rat ein!

Quellen

  • Goedele Liekens: Das Penis-Buch. Heyne Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (12. März 2012), 252 Seiten.

  • Frank Sommer & Oliver Bertram: Das Men's Health Penis-Buch: Mehr Gesundheit, Potenz und Spaß im Bett. Südwest Verlag (23. April 2018), 176 Seiten.

Artikelbild und Social Media: grinvalds / iStock (Symbolbild)