Frauenheilkunde

Mönchspfeffer: Wirkung und Produkte des pflanzlichen Heilmittels

Keuschlamm (Mönchspfeffer) zählt zu den wichtigsten Heilpflanzen der Frauenmedizin. Wie sich die Tees, Kapseln und Co. auf den Zyklus oder die Wechseljahre auswirken, erfährst du hier!

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Ob Regelschmerzen, unregelmäßige Blutungen, Kinderwunsch oder Hitzewellen – in jeder dieser Situationen kann die Heilpflanze Mönchspfeffer (Vites Agnus-Castus) Frauen unterstützen. Wie das möglich ist und was dabei beachtet werden muss, verraten wir dir hier.

Mönchspfeffer: Wirkung auf dein hormonelles Gleichgewicht

Eine Heilpflanze mit langer Tradition ist der Mönchspfeffer. Über die Wirkung des Keuschlamms oder Vitex Agnus-Castus, wie das Heilmittel auch genannt wird, wird schon seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. berichtet. Hippokrates empfahl den Frauen damals, bei Menstruationsbeschwerden oder der Geburt, auf die Einnahme der mit Wein vermischten Blätter und Früchte der Pflanze zu setzen, um Blutungen zu regulieren und die Nachgeburt zu beschleunigen.

Bis heute gehört der Mönchspfeffer zum festen Bestandteil innerhalb der Frauenmedizin. Kapseln, Tees und Tropfen greifen dabei ins Zyklusgeschehen ein und können vom prämenstruellen Syndrom über den Kinderwunsch bis hin zu den Wechseljahren helfen und für Besserung sorgen.

Mönchspfeffer als Strauch in der Natur
Innerhalb der Frauenmedizin nicht mehr wegzudenken: Mönchspfeffer Foto: iStock/Carmen Hauser

Anwendungen und Wirkung von Mönchspfeffer

Wie die Autorinnen Andrea Haselmayr, Denise Rosenberger und Verena Haselmayr in ihrem Buch "Eat like a Woman" schreiben, zählt Mönchspfeffer zu den Phytotherapeutika und enthält progesteronähnliche Phytohormone (vgl. S. 29). Diese regen die natürliche Produktion des Gelbkörperhormons Progesteron an, welches die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle vorbereite.

Die Gynäkologin Dr. med. Judith Bildau erläutert ergänzend, dass die Phytotherapie nicht zur Homöopathie zählt, da sie "auf Wirksamkeitsnachweisen und der Auswertung wissenschaftlicher Studien" beruhe. Des Weiteren können Phytotherapeutika, wie Mönchspfeffer, "Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben und sollten deshalb nur nach ärztlicher Absprache eingenommen werden" (vgl. S. 27, "Raus aus dem Hormonkarussell").

Auch wenn der Wirkmechanismus der Heilpflanze nicht vollständig geklärt ist, so sind sich Experten sicher, dass die Keuschlammfrüchte ausgleichend-regulierend sind. Außerdem tragen sie wärmend, kräftigend, antientzündlich und fruchtbarkeitsfördernd zum weiblichen Zyklus und weiteren Beschwerden bei. Welche genau? Die verschiedenen Anwendungsgebiete und Wirkweisen von Vitex Agnus-Castus erfährst du im Folgenden.

Wirkung von Mönchspfeffer bei PMS

Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist bei vielen Frauen ein leidiger Begleiter während des Menstruationszyklus. Es kommt zu Stimmungsschwankungen, Brustspannen und Kopfschmerzen, was die Betroffenen teilweise mehr als nur einschränkt. Bist du auch von starken PMS-Symptomen geplagt, können Mönchspfeffer-Arzneimittel Linderung versprechen. Dabei reguliert die Heilpflanze den erhöhten Prolaktin-Spiegel im Blut, der für eine Gelbkörperschwäche verantwortlich ist. Mönchspfeffer wirkt wie der körpereigene Botenstoff Dopamin und gleicht die Ausschüttung des Hormons Prolaktin aus. Dadurch wird dein Zyklus regelmäßiger und deine Schmerzen nehmen ab.

Weiterer Pluspunkt: Darmprobleme und Blähungen, die der Periode geschuldet sind, werden ebenfalls minimiert. Und kalte Füße hast du dank der Einnahme des Keuschlamms ab jetzt nie mehr.

Sowohl bei PMS als auch durch PMS ausgelöste Schlafstörungen empfiehlt Dr. med. Judith Bildau drei Monate lang täglich 40 mg Mönchspfefferextrakt einzunehmen und eine anschließende Therapiekontrolle. Bei Bedarf dürfe ein neuer Therapiezyklus begonnen werden, wahlweise nur in der zweiten Zyklushälfte mit einem Beginn sieben Tage vor Menstruationsbeginn oder nur bei Beschwerden (vgl. S. 54, "Raus aus dem Hormonkarussell"). Gegen das PMS-Symptom Brustspannen soll laut Dr. med. Judith Bildau eine tägliche Dosis von 3,2 bis 4,8 mg für drei Monate mit anschließender Therapiekontrolle helfen (vgl. S. 49, "Raus aus dem Hormonkarussell").

Mönchspfeffer: Wirkung beim Polyzystischen Ovar-Syndrom (PCOS)

Beim Polyzystischen Ovar-Syndrom handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die den Hormonhaushalt massiv stört. Auch hier sind wieder vor allem Frauen betroffen, die mit einem erhöhten Androgenspiegel, Zyklusstörungen oder Unfruchtbarkeit zu kämpfen haben. Die Einnahme von Mönchspfeffer-Präparaten gleicht die Dysbalance aus und verspricht Linderung der PCOS-Symptome.

Mönchspfeffer: Wirkung bei Kinderwunsch

Tritt ein Mangel an Gelbkörperhormonen (Progesteron) auf, kann Mönchspfeffer ebenfalls helfen. Das weibliche Hormon bereitet die Gebärmutterschleimhaut unmittelbar nach dem Eisprung auf die Einnistung einer Eizelle vor. Eigentlich. Denn ist Progesteron kaum vorhanden, kann keine Einnistung stattfinden. Die Frau wird also nicht schwanger. Durch die Einnahme des Keuschlamms wird der Progesteronwert reguliert und das Gleichgewicht mit dem ebenfalls vorhandenen Östrogen wiederhergestellt, was bei einer Schwangerschaft zwingend notwendig ist.

Mönchspfeffer: Wirkung in den Wechseljahren

Die Wechseljahre und deren Symptome sind die Vorboten zur eintretenden Menopause. Bei vielen Frauen zieht sich diese Phase über mehrere Jahre und bringt ein Wechselbad der Gefühle mit sich. Nicht nur Stimmungsschwankungen, sondern auch Depressionen können damit einhergehen. Die klassischen Hitzewallungen, sexuelle Unlust oder Schlafstörungen sind weitere Faktoren. Auch hier hilft Mönchspfeffer, der gegen Hitzewallungen, Schwitzen und Schlafstörungen besonders wirksam ist, schreibt Dr. Mandy Mangler im "Große(n) Gyn Buch" (vgl. S. 293).

Mönchspfeffer: Was bewirkt er genau?

In den Samenkapseln des Keuschlamms stecken bestimmte Stoffe, die sich auf die Hirnanhangdrüse, die Hypophyse, auswirken. Diese reguliert unseren Hormonspiegel und setzt genau die Hormone frei, die die Fortpflanzung begünstigen. Sollten bei dir zyklusspezifische Probleme wie Periodenschmerzen, ein unerfüllter Kinderwunsch oder Wechseljahres-Beschwerden auftreten, reguliert das Kraut die Ausschüttung des Hormons Prolaktin. Stattdessen wird die Bildung des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und von Östrogen begünstigt, die positiv auf den Zyklus einzahlen und Beschwerden lindern.

Die Gynäkologin Judith Bildau betont jedoch in ihrem Buch "Raus aus dem Hormonkarussell", dass es wichtig sei zu wissen, dass Mönchspfeffer und Mikronährstoffe zusammen zwar eine effektive Kombination seien. Nicht sinnvoll dagegen wäre "die gleichzeitige Einnahme von Agnus castus und bioidentischen Hormonen (wie beispielsweise transdermalem Estradiol und mikronisiertem Progesteron). Dasselbe gilt für die Kombination von Mönchspfeffer mit hormonellen Verhütungsmitteln (außer der Gestagenspirale)" (vgl. S. 26 f.).

Wann setzt die Wirkung von Mönchspfeffer ein?

Da es sich bei den Präparaten um rein pflanzliche Produkte handelt, musst du dich in Sachen Wirkung etwas gedulden. Bis eine Wirkung wirklich abgeschätzt und bewertet werden könne, dauere es bis zu drei Monate, schreibt die Gynäkologin Dr. Mandy Mangler (vgl. S. 293, "Das große Gyn Buch"). Daher solltest du Mönchspfeffer auch immer über einen längeren Zeitraum einnehmen, um optimale Verbesserungen wahrzunehmen.

Wie dosiere ich Mönchspfeffer?

Da es aktuell viele unterschiedliche Darreichungsformen des pflanzlichen Arzneimittels gibt, gibt es auch viele Präparate, die auf die speziellen Beschwerden ausgelegt sind. Bei Menstruationsproblemen sind 40mg Mönchspfeffer pro Tag völlig ausreichend, was auch zur Erhöhung der Fruchtbarkeit empfehlenswert ist (vgl. S. 42, "Raus aus dem Hormonkarussell"). Zur Regulierung der Wechseljahre-Symptome darf es hingegen etwas mehr sein: 40 bis 80 mg haben sich hier bewährt. 

Unser Tipp: Hast auch du Zyklusprobleme oder mit den Vorboten der Menopause zu kämpfen, solltest du auch immer deine Ärztin oder deinen Arzt aufsuchen, die*der dir bei der Suche und Auswahl des richtigen Präparats behilflich sein kann.

Mönchspfeffer-Nebenwirkungen: Womit muss ich rechnen?

Mönchspfeffer ist ein Anaphrodisiakum: "Im deutschsprachigen Raum ist die Heilpflanze auch als Keuschlamm bekannt. Diese Bezeichnung rührt von einer bekannten Nebenwirkung des Mönchspfeffers", erklärt die Gynäkologin Dr. med. Judith Bildau: "Er kann lustmindernd, also libidosenkend, wirken. Deshalb war er im Mittelalter auch ein beliebtes Hausmittel von Nonnen und Mönchen" (vgl. S. 26 f., "Raus aus dem Hormonkarussell").

"Zudem können diese pflanzlichen Präparate, vor allem wegen der dauerhaften Einnahme, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben und die Leber beeinträchtigen", warnt Dr. Mandy Mangler. "Auch Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Hautausschläge und Bauchschmerzen kommen vor. Deshalb sollte nur nach Rücksprache mit einer Ärztin darauf zurückgegriffen werden", rät die Gynäkologin (vgl. S. 293, "Das große Gyn Buch").

Welche Arten von Präparaten gibt es?

Zum Schlucken, Verdünnen und Trinken: Die Heilpflanze gibt es in folgenden Einnahmevarianten:

  • Mönchspfeffer-Kapseln gelten als Klassiker und sind gleichzeitig die beliebteste Darreichungsform.

  • Mönchspfeffer-Tee aus Samen ist im Handel oftmals als Mischung mit weiteren Heilpflanzen zur Frauengesundheit zu kaufen.

  • Als Filmtabletten wird die tägliche Einnahme zum Kinderspiel.

  • Liegen Allergien gegen Bindemittel usw. vor, kommen auch Mönchspfeffer-Tropfen in Frage, die sich gut dosieren lassen.

  • Als Globuli setzen überwiegend Heilpraktiker auf die Wirkung des Krauts und verabreichen diese je nach Krankheitsbild in unterschiedlicher Potenz.

Wo wächst Mönchspfeffer?

Ursprünglich kommt der Mönchspfeffer aus klimatisch begünstigten Regionen von Südeuropa bis Westasien und hat es auch in Deutschland geschafft, sich zu etablieren. Auch wenn das Eisenkrautgewächs höhere Temperaturen liebt, gegen reichlich Wasser hat die Heilpflanze überhaupt nichts einzuwenden. Lediglich auf Staunässe möchte das Kraut mit seinen Pfefferfrüchten verzichten und bevorzugt wasserdurchlässige Böden wie Schotter, Lehm und groben Sand, was es bei der Bepflanzung im heimischen Garten zu beachten gilt.

Quellen

  • Verena Haselmayr, Andrea Haselmayr, Denise Rosenberger: Eat like a Woman: Rezepte für einen harmonischen Zyklus. Brandstätter: 1. Auflage (2023). 248 Seiten.

  • Dr. med. Judith Bildau: Raus aus dem Hormonkarussell. Die besten Hormonhacks für Frauen ab 35. Soforthilfe bei PMS, Regelschmerzen, psychischen Tiefs, Schlafstörungen und Gewichtszunahme. Gräfe und Unzer Verlag: 1. Auflage (2024); 256 Seiten.

  • Mandy Mangler: Das große Gyn Buch. Selbstbewusst für den eigenen Körper entscheiden. Sex, Zyklus, Wechseljahre aus weiblicher Sicht neu verstehen. Krankheiten erkennen und therapieren. Insel Verlag: 1 Auflage (2024). 496 Seiten.