Gesundheits-Mythos

Rotwein: Gesund dank Resveratrol?

Rotwein soll gesund sein. Doch stimmt das wirklich? An diesem Mythos gibt es heute erhebliche Zweifel.

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Rotwein - gesund, besonders durch Resveratrol. Das liest sich schon seit Jahrzehnten und es gibt auch immer wieder Studien, die scheinbar genau das bestätigen. Rotwein gegen Herzinfarkt, Rotwein macht schlank. Leider stimmt das nicht so ganz.

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Rotwein: Gesund oder ungesund?

Ein Gläschen Rotwein am Tag tut gut, heißt es immer wieder. Das verleitet viele Menschen dazu, gerne mal ein oder zwei Viertel Rotwein zu genießen - schließlich soll es schlank halten und gleichzeitig das Herz stärken. Ein besseres Genussmittel könnte es also kaum geben. Oder?

Leider ist es wie so oft - das ist nur die halbe Wahrheit. Der geheime Stoff im Glas Wein soll das sogenannte Resveratrol sein, dem eine besonders gute Wirkung auf die Gesundheit nachgesagt wird. Über Jahrzehnte hat sich dieser Mythos vom gesunden Glas Rotwein gehalten, bis heute gilt Wein vielen als gesund, gerade im Vergleich mit Bier oder Schnaps.

Besonders gesund soll in dieser Hinsicht der Rotwein sein, da Weißwein kein Resveratrol enthält. Alte Studien werden aber auch immer wieder überprüft. Was Helmut Karl Seitz vom Alkoholforschungszentrum der Universität Heidelberg gegenüber der Süddeutschen Zeitung anmerkt, zerstört den Mythos vom gesunden Glas Rotwein - denn Alkoholkonsum ist tatsächlich niemals wirklich gesund.

Resveratrol gehört zu den Polyphenolen. Wenn du Wein trinkst, nimmst du also die sogenannten Polyphenole – aromatische Verbindungen im Rotwein wie Tannine – zu dir. Bei Polyphenolen handelt es sich um pflanzliche Stoffe, denen wissenschaftlich nachgewiesen wurde, dass sie vor einem Herzinfarkt schützen. Sie verbessern nicht nur die Blutzirkulation und steigern somit die Durchblutung des Herzmuskels, sondern beugen gleichzeitig auch Entzündungen, Thrombosen und Herzkreislauf-Erkrankungen vor. Klingt doch super, oder? Ja, aber die Wirkung gibt's nicht im Wein - eher noch in Schokolade.

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Rotwein: Gesund dank guter PR

Die alten Studien, denen zufolge Rotwein gesund sein sollte, verglichen oft die Gesundheitswerte der moderaten Trinker und denen von Abstinenzlern. Sie waren oft weniger krank und lebten länger.

Die damals beobachteten Vorteile des Weins seinen allerdings mit Vorsicht zu genießen, wie Helmut Karl Seitz in der SZ anmerkt - wenn berücksichtigt wird, dass in die Abstinenzler-Gruppe die Personen fallen, die aufgrund einer Alkoholabhängigkeit keinen Alkohol trinken oder eben weil sie krank sind, keinen Alkohol zu sich nehmen. Und Schwupps, gibt es keine Unterschiede mehr, der vermeintlich gesunde Rotwein erweist sich als Luftschloss.

Auffällig ist zudem, dass viele Studien aus Ländern stammen, die als Weinbaugebiete bekannt sind - das macht es nicht gerade besser.

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Was vom Mythos des gesunden Rotweins bleibt

Die positiven Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System konnten dem Stoff Resveratrol auch nur bei Ratten und im Labor nachgewiesen werden - beim Menschen sind die Ergebnisse leider ernüchternd, wie das Ärzteblatt schon 2014 berichten konnte.

Was eher gesagt werden kann ist, dass Alkohol den Wert des "guten" HDL-Cholesterins hebt, den des schlechten LDL-Cholesterins hingegen senkt. Ist also ausgerechnet das Nervengift Alkohol "schuld" am guten Ruf des Weins? Studien legen es heutzutage zumindest nahe, wie unter anderem die Pharmazeutische Zeitung schreibt.

Trotzdem ist jeder Schluck Alkohol ein Risiko - offizielle Stellen wie "Kenn dein Limit" empfehlen schließlich auch alkoholfreie Tage in der Woche. Wirklich gesenkt wird das Risiko für Erkrankungen durch Rotwein bzw. Alkohol - wenn überhaupt - bei Menschen über 50 und nach einem Herzinfarkt. Jüngere Menschen haben nachweislich keine Vorteile vom Alkoholkonsum.

Das Problem ist, dass jedes Gramm Alkohol Schäden verursacht, egal ob in der Mundhöhle, der Speiseröhre oder im Magen - es führt dazu, dass die Schleimhäute angegriffen werden und das Risiko für gewisse Krebserkrankungen stetig steigt. Langjähriger Alkoholkonsum kann am Ende zu Krebs führen, auch in moderaten Mengen. Ob da ein Gläschen Wein am Tag also wirklich so gut für die Gesundheit ist, ist also sehr fraglich.

Gerade für Frauen gilt: ein Viertel Wein am Tag ist schon zu viel, denn das schafft die Leber auf Dauer nicht - es sollten maximal 0,125 Liter sein, also ein Achtelliter. Die Leber kann maximal 12 Gramm reinen Alkohol am Tag verarbeiten, ohne ihre Grundfunktion nicht zu vernachlässigen und zu verfetten. Liegen deine Werte über diesem, bist du über der Schwelle für risikoarmen Alkoholkonsum.

Forscher um David Nelson vom National Cancer Institute der USA in Bethesda weisen in einer Studie zudem darauf hin, dass rund 30% der US-Krebstoten durch Alkohol auf einen Konsum von weniger als 20 Gramm Alkohol am Tag zurückzuführen sind.

Wichtig: Es ist dabei egal, ob du die Wochenmenge an einem Tag oder mehreren zu dir nimmst. Es bringt deiner Gesundheit nichts, unter der Woche abstinent zu sein und am Wochenende dann etwas mehr zu trinken. Denn letztlich ist Alkohol ein Grund für Krebs.

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Rotwein gegen Herzinfarkt? Es gibt Alternativen

Wenn du Alkohol aus unterschiedlichen Gründen nicht zu dir nimmst, kannst du auch zum alkoholfreien Rotwein-Pulver greifen, welches ebenfalls die hilfreichen Polyphenole enthält - oder aber einfach Obst und Gemüse essen, denn da sind die guten Stoffe auch enthalten. Dafür braucht es also keinen Pinot Noir.

Dem guten Resveratrol hingegen konnte - wie schon erwähnt - keine gesundheitliche Wirkung beim Menschen durch Genuss von Wein nachgewiesen werden. Falls du nicht darauf verzichten willst, kannst du auch einfach Weintrauben naschen - der Stoff befindet sich in Schalen und Kernen, aber auch in Erdnüssen und Pflaumen. Allerdings schützt es wohl vor allem die Früchte selbst vor Krankheiten.

Und letztlich kommt es auch auf den gesamten Lebensstil an: Wein, Bier oder lieber ein Stamperl - in Maßen ist das alles in Ordnung, solange du nicht abhängig bist. Wenn du rauchst, ist dein Risiko für Erkrankungen durch Alkoholkonsum um ein Vielfaches erhöht, auch ungesunde Ernährung hilft nicht dabei.

Rotwein: Nicht für jeden geeignet und nur in Maßen

So gesund manche im tiefroten Rebensaft enthaltenen Pflanzenstoffe auch sein mögen – der Konsum von Rotwein ist nie die optimale Lösung, wenn du einem Herzinfarkt vorbeugen und gesund bleiben willst. Solltest du beispielsweise mit Nierenleiden zu kämpfen haben, Diabetikerin oder schwanger sein, ist die Flüssigkeit nicht die geeignete Wahl für dich. Und auch wenn es lecker schmeckt solltest du nicht vergessen, dass Alkohol letztendlich ein Nervengift ist, das in großen Mengen den Körper, insbesondere die Leber und die Bauchspeicheldrüse, schwer schädigen kann.

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