Selbstbefriedigung in der Beziehung

Ich masturbiere lieber als Sex mit meinem Freund zu haben

Ich masturbiere lieber als Sex mit meinem Freund zu haben - aber was sagt es über meine Beziehung aus, wenn ich meinen Freund beim Sex am liebsten nicht dabeihabe? Familientherapeutin Marthe Kniep​ klärt auf.

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Partnerschaftlicher Sex ist nicht in jedem Fall das Nonplusultra. Aber das muss nicht immer daran liegen, dass der Sex mit dem Schatz keinen Spaß macht. Es gibt noch viele andere gute Gründe, warum manche Frauen es sich lieber selbst machen, statt ihren Liebsten einzubeziehen. Welche das sind und was das über die Beziehung aussagt, erfährst du hier.

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Masturbation in der Beziehung?

Läuft es grundsätzlich gut in der Beziehung und ist der Sex irgendwo zwischen gut und super, gibt es keinen Grund, mit der Selbstbefriedigung trotz Partnerschaft aufzuhören. Im Gegenteil. Denn sie hat so viele positive Effekte auf unseren Körper und unsere Psyche, dass es kein gültiges Gegenargument gibt. Außer natürlich, wenn Masturbation zur Sucht mutiert. Aber davon sind die meisten ja zum Glück weit entfernt.

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Warum Selbstbefriedigung manchmal besser ist…

Hat eine Frau den Dreh für sich herausgefunden, wie sie bei der Selbstbefriedigung gut zum Orgasmus kommt, wird dies recht bald ihr schnellster, bequemster, zuverlässigster und daher oft bevorzugter Weg zum Höhepunkt. Und der Mensch ist eben gern mal bequem. Daran ist nichts verwerflich. Zum Problem wird es erst, wenn der Sex mit dem Partner nur eine unliebsame Option ist und man fast ganz darauf verzichtet, weil es mit sich selbst noch am schönsten ist.

Bei Männern ist es aber durchaus auch so, dass sie es sich auf eine bestimmte Weise selbst machen, die zuverlässig und schnell funktioniert. Auch die Herren finden die Anbahnung, den Erektionsdruck und so weiter manchmal anstrengend. Und da Frauen in Sachen Anbahnung und Störungsanfälligkeit tatsächlich oft anspruchsvoller oder aufwändiger sind als Männer, ziehen auch die Kerle manchmal vor, die Sache respektive ihren Penis in die eigene Hand zu nehmen. So sitzen beide oft im selben Boot, ohne es voneinander zu wissen. Denn viele Paare weihen sich nicht darüber ein, wann sie sich allein befriedigen.

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Kein Orgasmus durch den Penis!?

Bei vielen Frauen ist die Orgasmus-Wahrscheinlichkeit beim Sex mit sich selbst weit höher als beim Sex mit dem Partner. Das liegt unter anderem daran, dass Frauen sich bei der Selbstbefriedigung ganz anders stimulieren, als es ein Mann es bei der Frau mit seinem Penis kann. Sehr viele Frauen kommen bei der Penetration durch den Mann überhaupt nicht zum Orgasmus. Und das wird nicht nur (von beiden) als frustrierend erlebt, sondern oft auch nicht ausgesprochen. So macht der Sex mit dem Partner auf Dauer wenig Spaß. Leider trauen sich viele Frauen nicht es ihrem Partner zu sagen. Oftmals aus er Ratlosigkeit heraus, wie man daran etwas ändern könnte. Auf Dauer wird es jedoch zu Frust führen, den Mangel an gutem zweisamem Sex mit Masturbation ausgleichen zu wollen.

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Was beim Solosex fehlt…

Über kurz oder lang wird es ziemlich sicher nicht erfüllend sein, die Masturbation dauerhaft dem Mann vorzuziehen. Denn Sex mit ihm kann auch ohne Orgasmus eine besondere Qualität haben und die Bindung stärken. Sex mit Penetration (Penis in Scheide) kann also eine Nähe schaffen, die andere Lebensbereiche in dieser Form nicht herstellen können. Das wirkt dann mehr auf der Beziehungsebene als auf der Körperebene. Gibt es nur noch wenig oder keinen Sex zu zweit und auch keine andere Körperlichkeit, kann leichter ein Gefühl von Distanz zum anderen entstehen. Das muss nicht heißen, dass die Beziehung schlecht oder bald zu Ende ist. Aber es verändert die Partnerschaft, wenn körperliche Anziehung und Erregung keine gemeinsamen Themen mehr sind.  

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Warum wir das Gespräch über den Sex meiden…

Als Paar zu besprechen, dass der Sex nicht sehr erfüllend ist und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, ist auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft noch extrem schambehaftet. Keiner möchte dem anderen das Gefühl geben, dass er oder sie etwas falsch macht oder es „nicht bringt“. Man hat nicht gleich eine Lösung oder ist unsicher, wenn es darum geht, neue Sachen auszuprobieren. So geht es ganz vielen und statt offen damit zu sein, laviert man sich so durch. Und das ist schade. Denn oft kann man mit offenen Worten und der Bereitschaft etwas dazuzulernen auch den zweisamen Sex verbessern.

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Wenn die Anstrengungsbereitschaft nachlässt…

Es kann aber auch sein, dass die Beziehungsqualität auf eine Weise nachgelassen hat, dass einer oder beide nicht mehr bereit sind, die mit der Anbahnung von zweisamem Sex verbundenen Anstrengungen auf sich zu nehmen. Sich pflegen, flirten, an den anderen ranrobben oder ihn umgarnen und verführen, dann mittelmäßigen Sex erleben und hinterher noch duschen müssen, um sich wieder frisch zu fühlen – da stehen Aufwand und Nutzen in keinem guten Verhältnis. Das klingt zwar betriebswirtschaftlich. Aber manchmal läuft es eben auch in Beziehungen so. Und da ist der Quickie mit sich selbst kurzfristig einfach die bessere Alternative.

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Wer allerdings merkt, dass er eigentlich Lust auf den Mann hätte, der Sex aber so unbefriedigend ist, dass der Vibrator bevorzugt wird, sollte das schon ernst nehmen und das offene Gespräch suchen. So geht es schließlich vielen Paaren, auch wenn nur wenige darüber reden. Und auch beim Sex ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Es gibt einiges an guter Fachliteratur dazu, wie Frauen auch beim Sex mit dem Partner einen Höhepunkt kriegen können. Wir empfehlen „In 10 Schritten zum Orgasmus“ von der Schweizer Sexualtherapeutin Dania Schiftan. Hilfreich ist auch eine persönliche Beratung bei einem Paar- oder Sexualtherapeuten, weil er oder sie individuell auf die Probleme eingehen kann.

Für alles Mögliche besuchen wir Berater und Seminare. Warum also nicht für guten Sex!?

Autorin: Marthe Kniep

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