Umstrittene Diagnose

KISS-Syndrom: Diagnose und Behandlung der Halswirbel-Fehlstellung

Das KISS-Syndrom gehört zu den umstrittensten Diagnosen bei Säuglingen. Die Kopfgelenk-induzierte-Symmetrie-Störung, kurz KISS, soll die Ursache vieler Entwicklungsstörungen bei Kindern sein. 

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Seit Jahren wird das KISS-Syndrom unter Ärzten und Alternativmedizinern heiß diskutiert. Alternativmediziner sehen in der Fehlstellung die Ursache für viele Entwicklungsstörungen, Ärzte zweifeln an der KISS-Theorie, da die Folgen wissenschaftlich nicht belegt sind. Doch was ist das KISS-Syndrom eigentlich? Wir klären auf.

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Was ist das KISS-Syndrom?

Das KISS-Syndrom ist die Abkürzung für Kopfgelenk-induzierte-Symmetrie-Störung. Streng genommen ist das KISS-Syndrom keine Krankheit, sondern eine Steuerungsstörung. Es handelt sich dabei um eine Fehlstellung der ersten beiden Halswirbel, welche die Wirbelsäule mit dem Kopf verbinden. 

Das KISS-Syndrom führt zu einer asymmetrischen Haltung. Die Folgen können eine Überstreckung der Wirbelsäule, eine Gesichtsasymmetrie und ein asymmetrischer Einsatz von Armen und/oder Beinen sein. 

Was sind die Ursachen des KISS-Syndroms?

Die Steuerungsstörung wird vor allem mit traumatischen Geburtserlebnissen in Verbindung gebracht, wie zum Beispiel: 

  • einer Zangen- oder Saugglockengeburt
  • einem Not-Kaiserschnitt
  • bei Mehrlingsgeburten
  • bei einer besonderen Belastung auf die Halswirbelsäule des Kinders bei der Geburt (Steißlage) 
  • bei einem Geburtsgewicht von über 4.000 Gramm

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Woran erkenne ich, ob mein Baby das KISS-Syndrom hat?

Babys mit dem KISS-Syndrom können eine starke Schiefhaltung des Kopfes haben, früher wurde dies oft als Schiefhals betitelt. Eine Schiefhaltung des Rumpfes sowie eine asymmetrische Schädelform mit abgeplattetem Hinterkopf sind ebenfalls typische Symptome. Babys, die unter dem KISS-Syndrom leiden, meiden meist die Bauchlage und krabbeln ungern.

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Weitere typische KISS-Syndrom-Symptome sind außerdem: 

  • eine asymmetrische Kopfhaltung 
  • eine Schieflage beim Schlafen
  • Schluckprobleme beim Trinken und häuftiges Sabbern
  • unruhiger Schlaf und häufiges Aufwachen
  • Berührungsempfindlichkeit beim Hochheben
  • Kopfhalte- und Kopfdrehschwäche
  • einseitige Stillprobleme (5 schnelle Tipps gegen Stillprobleme)
  • Dreimonatskoliken
  • Fehlstellung der Füße
  • unreifes Hüftgelenk 
  • bevorzugte Blickrichtung

Die KISS-Syndrom-Symptome treten nicht alle gleichzeitig auf und können natürlich auch die Folge anderer Entwicklungsstörungen oder Erkrankungen sein.

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Wie wird das KISS-Syndrom behandelt?

Hast du die Vermutung, dein Baby könnte unter dem KISS-Syndrom leiden, solltest du deinen Kinderarzt aufsuchen und ihm deine Bedenken mitteilen. Er wird dein Kind eingehend untersuchen und möglicherweise röntgen. Erkennt dein Arzt das KISS-Syndrom an, wird er eine Manualtherapie oder Osteopathie empfehlen.

Was ist eine Manualtherapie?

Grundsätzlich sollte eine KISS-Therapie nur von erfahrenen und qualifizierten Heilpraktikern durchgeführt werden. Die Therapie zielt darauf ab, Blockaden und Verspannungen der Kopfgelenke durch sanften Druck und mobilisierende Griffe zu lösen.

Eine Sitzung dauert im Durchschnitt 30 Minuten. Manuelle Therapien werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen, eine osteopathische Behandlung muss dagegen oft selbst bezahlt werden.

Bei den meisten betroffenen Kindern mit dem KISS-Syndrom reicht eine einmalig erfolgende manuelle Therapie, um ein überzeugendes Ergebnis zu erzielen.

Hat die manuelle Therapie keinen Erfolg, folgt in der Regel Krankengymnastik. Diese sollte jedoch fühestens vier Wochen nach dem Ende der manuellen Therapie beginnen. 

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