Zu hohe Werte

Cholesterin senken: Ernährung, Therapie und ob es Hausmittel gibt

Cholesterin senken geht oft mittels Ernährung und Therapien. Es kommt letztlich auf individuelle Umstände an.

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Cholesterin schnell senken ist eine Sache, die sich viele Menschen wünschen, aber ist das einfach so möglich? Das kommt ganz auf die individuellen Umstände an, betont auch Professor Dr. Amir A. Mahabadi. Er ist Leiter der Lipidambulanz der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Essen und hat mit uns ausführlich übers Cholesterinsenken gesprochen.

Cholesterin senken: Was ist Cholesterin und warum ist es im Blut?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass wir Cholesterin im Körper brauchen, doch zu viel ist langfristig problematisch. Aber was ist Cholesterin überhaupt?

"Cholesterin ist einer der Blutfettwerte und ein Baustein für die Zellmembranen von Körperzellen. Es wird überwiegend in der Leber produziert oder durch bestimmte Lebensmittel aufgenommen", erklärt Prof. Dr. Mahabadi. Die Höhe des Cholesterinspiegels sei dabei von Patient zu Patient unterschiedlich. Ebenso gebe es nicht die eine Ursache für einen erhöhten Cholesterinspiegel: "Die Ursachen für erhöhte Cholesterinwerte sind vielfältig, häufig sind diese durch Lebensstil und Ernährung verursacht. Bei anderen Menschen spielen genetische Faktoren und familiäre Vorerkrankungen eine wichtige Rolle."

Warum das Cholesterin erhöht ist, sei für den Körper aber insofern egal, weil "in allen Fällen gilt: Wird eine Erhöhung des Cholesterinwerts festgestellt, so kann dies langfristig gesundheitliche Folgen für Betroffene bedeuten."

Das Cholesterin zu senken, sei dann wichtig - ob über Ernährung oder eine medikamentöse Therapie, müsse mit dem Arzt besprochen werden. Doch Cholesterin ist nicht gleich Cholesterin, denn es gibt zwei verschiedene Varianten im Blut:

LDL-Cholesterin

LDL-Cholesterin steht für "Low-Density Lipoprotein", also ein "Lipoprotein mit niedriger Dichte". "LDL-Cholesterin hat im Körper die Aufgabe, die Zellen mit Cholesterin aus der Leber zu versorgen", beschreibt der Experte den Zweck dieses Cholesterins. Besonders der Wert des LDL-Cholesterins im Blut sei bei hohen Cholesterinwerten wichtig. "Eine Erhöhung dieses Werts kann zu Ablagerungen in den Gefäßen führen. Erhöhtes LDL-Cholesterin kann gesundheitliche Schäden, vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, zur Folge haben", fasst er zusammen.

HDL-Cholesterin

HDL-Cholesterin steht für "High-Density Lipoprotein", also ein "Lipoprotein mit höherer Dichte". "Das HDL-Cholesterin hat den Job, überflüssiges Cholesterin im Blut wieder in die Leber zu transportieren", erklärt Prof. Mahabadi.

Doch die einstige Lehre vom "guten" (HDL) und "schlechten" (LDL) Cholesterin gelte heutzutage nicht mehr, wie er betont. Das habe auch Auswirkungen aufs Cholesterinsenken. "Mittlerweile sind Studien in diesem Bereich zu neuen und anderen Erkenntnissen gekommen, was bedeutet, dass Mediziner hohe HDL-Werte nicht überbewerten dürfen. Es sollte der Fokus darauf gelegt werden, den LDL-Wert in einem gesunden, möglichst niedrigen Bereich zu halten."

Cholesterin senken: Ab wann zu hohe Werte bedenklich sind

Denken wir an einen zu hohen Cholesterinspiegel (med. Hypercholesterinämie), kommen uns oftmals schnell Begriffe wie "Herzinfarkt" & Co. in den Sinn. Die Werte können dabei ein wenig schwanken und sind durch unterschiedliche Faktoren beeinflussbar. So kann der Zahlenwert zwischen zwei Messungen schon mal um 10 oder 20 Milligramm pro Deziliter schwanken. Eine mögliche Ursache für kurzfristig höhere Werte ist die Ernährung, also das, was wir in den vergangenen Tagen gegessen haben", erklärt Professor Mahabadi.

Dennoch hängt ein zu hoher Cholesterinspiegel mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen: "Sind die Werte aber dauerhaft erhöht, können sie Gefäßablagerungen hervorrufen und dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern."

Wie hoch das Risiko für einen zu hohen Cholesterinspiegel ist, hängt vor allem vom einzelnen Menschen ab: "Ein besonderes Augenmerk auf einen niedrigen Cholesterinwert sollten all diejenigen haben, die als Patienten mit erhöhtem Risiko eingestuft werden." Ein besonders hohes Risiko trügen u.a. Personen mit einem ungesunden Lebensstil und -wandel sowie jene mit familiären Vorbelastungen. Sollten also in der Familie gehäuft Probleme mit der Herz-Kreislauf-Gesundheit aufgetreten sein, kann der Cholesterinspiegel nochmal eine höhere Relevanz haben als bei Menschen, die diese Vorbelastungen nicht haben. Ebenfalls gehören Patienten, bei denen es schon zu einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems gekommen ist, zur Gruppe der Patienten mit sehr hohem Risiko.

Weitere Risiken müssten individuell abgeklärt werden. Dabei komme es nicht darauf an, einen Menschen auf Daten & Laborwerte zu reduzieren, sondern ihn als Ganzes zu betrachten. "Dennoch können erhöhte Werte, wie zum Beispiel die des Blutfettes Lipoprotein(a), das durch Lebensstil und Ernährung nicht beeinflusst werden kann, Anlass dazu geben, Cholesterinwerte ab einem früheren Alter und regelmäßig prüfen zu lassen."

Einen Einfluss auf den Cholesterinspiegel der Frau hat auch der Zyklus. "Da der Cholesterinwert, wie erwähnt, nicht stetig ist, kann er aus verschiedenen Gründen schwanken. Auch Schwankungen im Rahmen des Zyklus sind möglich." Daneben könnten aber auch aktuelle Ernährungsweisen, der Tagesverlauf und weitere Faktoren relevant sein.

Wenn du allerdings glaubst, dass dein Cholesterinwert in jungen Jahren über längere Zeit erstmal nicht so wichtig ist und du das später noch "regeln" kannst, kann es schon zu spät sein, insbesondere wenn in der Familie Herz-Kreislauf-Erkrankungen schon im relativ jungen Alter wiederholt aufgetreten sind: "Bei erhöhten Cholesterinwerten über Jahrzehnte steigt das Lebenszeitrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen."

Betroffen von einem hohen Cholesterinwert sind in manchen Altersgruppen bis zu 70 Prozent aller Menschen in Deutschland, erhöhte Cholesterinwerte seien also ein häufiges Problem. "Das Problem an der Erkrankung ist: Schlechte Cholesterinwerte tun uns nicht weh. Heißt also: Patienten bemerken sie nicht", erzählt uns der Mediziner. "Wir raten deswegen dazu, die Werte ab einem gewissen Alter regelmäßig prüfen zu lassen. Frauen sollten ab einem Alter von 50 Jahren, Männer ab ca. 45 Jahren regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen." Gebe es in der Familie bekannte Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in jungen Jahren, sei ein früherer Beginn der Vorsorge allerdings ratsam.

Cholesterin senken: Gibt es Hausmittel? Was wem wirklich hilft

Letztlich stellt sich die Frage, wie wir unseren Cholesterinspiegel senken können. Gibt es Hausmittel und cholesterinsenkende Lebensmittel, die vielleicht auch zu Unrecht verschrien sind? Darauf konkrete Antworten geben kann niemand - auch unser Experte nicht. "Fundierte medizinische Aussagen zu Hausmitteln können nicht getroffen werden", stellt er klar, was im Umkehrschluss viele Artikel im Netz zum Thema hinfällig macht. Dennoch spielt die richtige Ernährung eine große Rolle.

"Der erste Ansatz, erhöhte Cholesterinwerte wieder zu senken, geht über die Ernährung und Ausdauersport. Das kann vor allem bei denjenigen Betroffenen helfen, deren Werte durch den Lebensstil erhöht sind", weiß Prof. Dr. Mahabadi. "Wer allerdings genetisch vorbelastet ist, der kommt häufig nicht um eine medikamentöse Therapie herum. Aber auch hier kann ein gesunder Lebensstil die Therapie unterstützen."

Cholesterin senken: Wie die Ernährung aussehen sollte & ob Nahrungsergänzungsmittel helfen

Wie deine Therapie bei erhöhtem Cholesterin letztlich aussieht, musst du gemeinsam mit deinem Arzt entscheiden. Sollte für dich eine Ernährungsumstellung infrage kommen, ist eine cholesterinbewusste Ernährung dein Schlüssel zur Senkung der Blutfettwerte.

Doch was ist die "richtige" bzw. "gesunde Ernährung" überhaupt? "Generell sollten sich die Menschen ausgewogen und vielfältig ernähren. Das wirkt sich insgesamt positiv auf den Cholesterinwert aus. Um den Wert zu senken, kann eine besonders fischreiche Ernährung helfen oder die sogenannte mediterrane Ernährungsweise. Am wichtigsten ist es jedoch, abwechslungsreich, gesund und nicht zu einseitig zu essen", erklärt der Professor.

Ausgewogen heißt, dass nichts absolut verboten ist, aber bestimmte Lebensmittel nicht im Übermaß konsumiert werden sollten. Betroffene sollten besser auf große Mengen rotes Fleisch sowie den übermäßigen Verzehr von Eiern verzichten. "Auch Frittiertes und generell Lebensmittel, die den Ruf haben 'ungesund' zu sein, sind es meistens auch und sollten vermieden werden. Aber wie bei allem gilt: Die Dosis macht das Gift", umreißt der Arzt die Problematik. "Der Fokus liegt auf einer abwechslungsreichen Ernährung."

Doch wie gesagt ist eine Umstellung auf eine gesunde Ernährung allein nicht für alle Menschen ausreichend. "Bei deutlich erhöhten Werten werden sich diese durch eine reine Ernährungsumstellung meist nicht alleine normalisieren lassen", so der Experte. Hier werden dann Cholesterinsenker benötigt.

Was auf jeden Fall nicht hilft, sind Nahrungsergänzungsmittel: "Spezielle cholesterinsenkende Nahrungsergänzungsmittel gibt es nicht."

Omega-3-Fettsäuren: Lebensmittel mit alpha-Linolensäure, EPA & DHA

Cholesterinsenken mit medikamentöser Therapie: Viele Möglichkeiten der Behandlung

Die Ernährung kann jedoch Patienten unterstützen, die nicht allein durch eine Umstellung ihres Lebenswandels eine ausreichende cholesterinsenkende Wirkung erzielen können. Doch diese müssen ihr Cholesterin mittels medikamentöser Therapie senken. Diese Medikamente sind als Cholesterinsenker bekannt. Die Behandlung mit cholesterinsenkenden Medikamenten sollte individuell auf die einzelne Patientin abgestimmt sein. Hierbei böten sich allerdings zahlreiche Optionen, betont Professor Mahabadi.

"Hoch im Kurs bei lipidsenkenden Therapien stehen die Statine. Statine sind eine hochwirksame Therapie, die von vielen Patienten sehr gut vertragen wird", erklärt er. Die Statine hemmen die HMA-CoA-Reduktase, ein Enzym, wodurch quasi ein Mangel in den Zellen entsteht. Diese ziehen sich das benötigte LDL-Cholesterin (das einstmals "gute Cholesterin") dann aus dem Blut und senken so den Cholesterinspiegel. Statin-Medikamente enden immer auf den Namen "-statin".

"Manchmal kann es notwendig sein, die Statine durch weitere Medikamente, wie etwa Ezetimib, zu ergänzen", erläutert Mahabadi die Vielfalt des Spektrums. Zudem gebe es in den letzten Jahren viele Neuerungen in diesem Bereich: "Dank neuer Wirkstoffe wie etwa der Bempedoinsäure haben wir weitere Möglichkeiten, die Cholesterinwerte mit Tabletten einzustellen. Auch eine Injektionstherapie mit PCSK9-Hemmern ist eine Therapieoption, kommt aber nicht für jeden infrage. Je nach Erkrankungsverlauf und Wunsch der Patienten können wir auch einzelne Präparate aus den Kombinationstherapien herauslösen und so eine individuelle Therapie zusammenstellen."

Cholesterin senken: Lipidambulanzen können helfen

Ein besonderes Augenmerk bei der Senkung von hohem Cholesterin im Blut haben spezielle Einrichtungen verdient. "In sogenannten Lipidambulanzen, wie sie auch die Universitätsmedizin Essen bietet, werden Patienten individuell beraten und therapiert", erzählt Prof. Dr. Mahabadi von seiner Abteilung. "Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen (DGFF) e.V. listet online zertifizierte Lipidambulanzen in ganz Deutschland auf. Betroffene können unter lipid-liga.de nachsehen, welche Lipidambulanz in ihrer Nähe ist."

Hohem Cholesterinspiegel vorbeugen: So geht's!

Ist es geschafft, den Cholesterinspiegel so zu senken, dass auch die Ärzte zufrieden sind, kannst du allerdings nicht einfach wieder zu alten Gewohnheiten zurückkehren. "Nur eine dauerhafte Umstellung der Lebensweise wirkt sich hier auch langfristig positiv aus. Sobald Betroffene wieder anfangen, sich ungesund zu ernähren, steigen auch die Cholesterinwerte wieder an. Gleichzeitig können sie gesenkt werden, wenn sie sich gesund ernähren", sagt der Arzt. Mit der Mär, dass die Leber das gesunkene Cholesterin nachbilde, räumt der Arzt auch auf: "Dem ist nicht so."

Auch, wenn du kein hohes Cholesterin im Blut hast oder hattest, ist es gut, ihm vorzubeugen, wie der Professor zu bedenken gibt: "Es ist immer sinnvoll, sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Das gilt auch für diejenigen, die nicht von erhöhten Cholesterinwerten betroffen sind." Dann bleibst du zumindest von einer cholesterinbedingten Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems, wie bspw. einem Herzinfarkt, verschont.

Zur Person:

Professor Dr. med. Amir A. Mahabadi
Foto: Universitätsmedizin Essen

Professor Dr. med Amir A. Mahabadi ist Leiter der Lipidambulanz der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Essen. Er ist zudem Professor für Kardiovaskuläre Präzisionsmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Artikelbild und Social Media: Rasi Bhadramani/iStock (Themenbild)