"Ich will mehr Sex als mein Mann" - wie ihr die Libido-Krise lösen könnt

Phasen mit wenig Sex in der Ehe oder Partnerschaft sind den meisten Paaren in einer Langzeitbeziehung bekannt. Doch während die Lustlosigkeit bei Frauen gesellschaftlich akzeptiert zu sein scheint, sieht es umgekehrt anders aus. Dass sie mehr Sex will als er, das scheint seltener thematisiert zu werden.

Gleichzeitig ist das klischeehafte Bild des Mannes, der seine Lust quasi auf Knopfdruck anschalten kann, noch immer tief in den Köpfen verwurzelt. Beide Denkweisen kombiniert, können eine Beziehung belasten.

Wir haben Paar- und Sexualtherapeutin Julia Henchen gefragt, wie Paare am besten damit umgehen können, wenn 'Frau' mehr Sex will als ihr Mann und wie ihr zu einem glücklichen Sexleben (zurück-) findet.

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Neben allgemeinen Konflikten und Streit in der Partnerschaft, körperlichen Ursachen, wie zum Beispiel Erektionsstörungen, gibt es unterschiedliche Gründe für Lustlosigkeit in der Beziehung, aber auch Lösungen dafür, wenn dein Mann nicht mehr mit dir schlafen will.

Julia Henchens Erfahrung nach, sind die "Gründe für Lustlosigkeit [...] häufig die Herausforderungen einer Langzeitbeziehung. Menschen in monogamen Beziehungen erleben früher oder später Phasen, in denen weniger oder kein Sex stattfindet. Das gilt übrigens auch für Singles, da es im Leben immer wieder Phasen gibt, in denen Sex einfach weniger Raum einnimmt, abhängig davon, was gerade ansteht."

und weiter "Neben der Langzeitbeziehung sind Stress und Zeitmangel weitere Faktoren, die dazu führen, dass kein Sex mehr stattfindet. Auch Langeweile spielt eine Rolle – Studien zeigen, dass vor allem Frauen in Langzeitbeziehungen schneller das Interesse am gemeinsamen Sex verlieren und dadurch Lustlosigkeit entwickeln.

Ein weiterer Grund kann sein, dass der Sex einfach die eigenen Bedürfnisse nicht erfüllt und es sich deshalb nicht lohnt, Sex zu haben. Es gibt natürlich auch körperliche Ursachen wie Endometriose, oder das Ausbleiben des Orgasmus, die zur Lustlosigkeit führen können."

"Frauen sind oft häufiger lustlos, da sie gesellschaftlich gelernt haben, dass ihre Sexualität und ihr Orgasmus weniger wichtig sind. Männer hingegen sind häufig aus bindungsrelevanten Gründen lustlos, etwa durch zu viel Nähe oder zu wenig Distanz. Psychische Themen wie Depression oder Stress spielen ebenfalls eine Rolle."

Weitere mögliche Gründe für eine ungleiche Libido können sein:

• Wenn eure Lebensumstände sich verändert haben, zum Beispiel, wenn ihr gerade Eltern geworden seid

• Eine fehlende emotionale Nähe kann auch zur fehlenden körperlichen Nähe führen

• Stress im Beruf und im Alltag

• Unausgesprochene Beziehungsprobleme können sich auf das Sexleben auswirken

• Die sexuelle Anziehung ist im Laufe der Jahre geringer

• Mit dem Älterwerden verändert sich auch die sexuelle Lust

• Einige Medikamente können die Lust hemmen

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Kommunikation ist der Schlüssel zu einer gesunden und erfüllten Beziehung. Das gilt natürlich auch für euer Sexleben. .

So bestätigt auch die Sexualtherapeutin: "Wichtig ist, darüber zu sprechen. Ich mache die Erfahrung, dass das Thema "lustloser Mann" viel stärker tabuisiert ist und viele Männer, die wenig Lust verspüren, ungern darüber reden.

Das stellt für Frauen oft eine große Belastung dar. Spannend ist auch, dass Männer sich häufiger trennen, wenn die Frau lustlos ist, als umgekehrt. Kommunikation ist das A und O, um die Gründe für die unterschiedliche Lust herauszufinden und dann gemeinsam eine Lösung zu suchen.

Das gelingt besonders gut in einer Paartherapie. Wenn der Mann jedoch nicht dazu bereit ist, empfehle ich, eine Beratung allein in Anspruch zu nehmen.[...] da dieses Thema viele Frauen betrifft, aber wenig darüber gesprochen wird."

Übrigens: Die Paartherapeutin hat genau zu dem Thema "Unlust" der Partner*in einen speziellen Audio-Kurs entwickelt. Mehr Infos gibt es hier.

Sexwünsche zu äußern fällt vielen Menschen schwer. Schließlich will niemand ausgerechnet die Person, die man liebt vor den Kopf stoßen oder gar verletzten. Doch sprichst du deine Unzufriedenheit gar nicht erst an, ändert sich auch nichts an der Situation und du wirst immer frustrierter.

Die Therapeutin rät: "Wichtig ist, sich nicht selbst zurückzuhalten aus Angst, die Gefühle des Partners zu verletzen – die eigenen Gefühle sind ebenfalls wichtig.

Eine einladende Kommunikationsweise ist hilfreich, etwa: „Ich möchte das lösen, weil du mir wichtig bist, und ich das gern gemeinsam mit dir tun würde.“ So fühlt sich das Gespräch wertschätzend und offen an, ohne Vorwürfe oder Erwartungen."

"Es ist wichtig, darüber zu sprechen und dem Partner mitzuteilen, dass man verletzt ist und wie es einem mit der Zurückweisung geht. Die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und gemeinsam eine Lösung zu finden, ist hier sehr wichtig." so die Expertin und weiter:

"Passiert dies nur einmal oder immer wieder? Falls es häufiger vorkommt, empfehle ich eine Paartherapie. Ein wichtiger Reminder dabei: Niemand ist für die Lust und Sexualität des anderen verantwortlich. Das heißt, niemand "schuldet" dem anderen Sex – das kann entlastend wirken, und Solosex kann hier wunderbar helfen."

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Tipps, um die Libido zu steigern oder um deinen Mann zu verführen gibt es viele. Von Verabredungen zu gemeinsamen Sex-Dates, das Teilen und Ausleben eurer Fantasien oder mal wieder ein romantisches Date, um euch die Zeit für euch als Paar zu nehmen. Was die Lust anregt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Das bestätigt auch Julia Henchen: "Das ist individuell, aber zunächst sollte man verstehen, warum die Lust weg ist – was für dich gilt, gilt nicht unbedingt für mich. Lust ist etwas sehr Persönliches, und daher ist es wichtig, die individuellen Konflikte oder Blockaden herauszufinden. Sobald die Ursachen klarer sind, kann man sehen, was man tun kann, um sich wieder auf den Sex zu freuen.", so die Sexualtherapeutin.

Das Gute ist, dass sich laut der Expertin fast immer ein Kompromiss finden lässt: "Ein Kompromiss ist immer möglich, wenn beide daran interessiert sind. In meiner Praxis erlebe ich immer wieder Paare, die tolle Lösungen für sich finden. Doch manchmal trennen sich Paare auch, wenn es trotz aller Bemühungen nicht klappt. Ein offener, ehrlicher Umgang ist hier das Wichtigste, um herauszufinden, was beiden guttut."

Mehr dazu hat Julia Henchen in ihrem Buch “Kopf aus - Lust an!” geschrieben und eine Methode entwickelt, wie man die Lust in vier Schritten wiederentdecken kann.