Sexuelle Anorexie: Wenn zu viel Lust die Lust killt
Wir sind umgeben von sexy Bildern und Videos. Zusätzlich wollen wir heute alles schneller, besser und bequemer haben. Das Resultat: mehr Masturbation, weniger Sex mit dem Partner. Forscher nennen das Phänomen "sexuelle Anorexie."
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Wenn in einer Beziehung die Lust auf Sex vergeht, schieben es viele Paare auf die äußeren Umstände: Stress, Job, Zeitmangel, Kinder oder Freunde werden schnell als Gründe angeführt. Ist ja auch naheliegend und zutiefst menschlich, dass man die Schuld erst einmal außen sucht und nicht bei sich selbst.
Dabei ist der Grund immer häufiger im eigenen Kopf zu finden: zu hohe Erwartungen. Und die müssen gar nicht aktiv oder bewusst hervorgerufen werden. In der Regel entwickeln wir Erwartungen unterbewusst. Wir lassen uns von aufreizenden Bildern erregen - und blenden aus, dass sie inszeniert sind. Wir sehen fabelhafte Sexszenen in Filmen - und ignorieren, dass sie gestellt sind.
Haben wir zu hohe Erwartungen an Sex?
Auch wenn wir im Grunde wissen, dass sie nicht die Realität wiederspiegeln, diese Cellulite-freien Frauenpos, die durchtrainierten Männerbäuche, eskapadenfreien Sexszenen und multiple Orgasmen in der Film- und Werbebranche. Sehnsüchte wecken diese Dinge trotzdem in uns - und lassen die "echte" Welt - unsere Realität - daneben langweilig erscheinen.
Wer glaubt, seine Lust mit Pornos (meist Männer; die Deutschen führen die Rangliste im Pornokonsum an - über 30 Prozent aller Internetnutzer surfen auf Sex-Seiten im Internet) oder romantisch-erotischen Filmen (meist Frauen) wieder aufleben zu lassen, bewirkt dabei das Gegenteil: Die Lust auf "echten" Sex vergeht noch mehr, weil die Kluft zwischen Fiktion und Realität wächst.
Immer mehr Menschen leiden unter sexueller Anorexie
Italienische Forscher von der Universität von Padua haben dieses Phänomen als „sexuelle Anorexie“, also eine Art Sexmagersucht, definiert.
Die Anzeichen von sexueller Anorexie:
- emotionale Distanz,
- kaum Interesse am Partner und
- immer weniger Lust, überhaupt in die Beziehung zu investieren.
Die Bezeichnung "sexuelle Anorexie" bezeichnet das traurige Phänomen sehr treffend. Betroffene konsumieren - ganz gleich ob aktiv oder passiv - so viel Sex, bis es ihre Lust zerstört. Eine Analogie zur Magersucht, bei der man immer mehr den Appetit verliert. Das Vermeiden von Sex mit dem Partner, der "Appetitverlust" auf den Körperkontakt mit einem realen Menschen - der Name "sexuelle Anorexie" trifft ins Schwarze.
Betroffene bevorzugen Masturbation statt Sex mit dem Partner. An sich selbst hat man schließlich nur die Erwartung, zum Orgasmus zu gelangen. Zudem geht es oft schneller und ist "bequemer". Vom Partner dagegen erwartet man ein Feuerwerk, eine erfüllte Sexfantasie, überirdischen Sex - wie im Film eben.
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Gleichzeitig wächst in einem selbst die Angst, diesen Bildern und Anforderungen nicht gerecht zu werden: Man sieht eben nicht aus wie Angelina Jolie bzw. Brad Pitt. Die Angst, abgewiesen zu werden steigt an, das Selbswtwertgefühl sinkt. Die Folge: Frustration, Aufbau einer körperlichen Distanz zum Partner, in Extremfällen sogar Trennung und anschließende Beziehungsunfähigkeit.
Was tun bei sexueller Anorexie?
Wie bei den meisten unterbewusst entstehenden Krankheiten, ist auch hier der erste Schritt, sich selbst darüber im klaren zu werden, dass man betroffen ist. Wer sich selbst hinterfragt, kann die Ursachen schnell überblicken und sie bei Bedarf vermeiden.
Der zweite Schritt besteht darin, mit dem Partner in Kontakt zu treten, sich offen auszusprechen und zur Not einen Paartherapeuten zu Rate zu ziehen. Gegenseitiges Verständnis ist der erste Schritt zur Heilung einer sexuellen Anorexie.
Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, sollten Paare auch in langjährigen Beziehungen für den anderen sexuell attraktiv bleiben - sowohl physisch, als auch psychisch. Das psychologische Pendant zum "üblichen" Sich-gehen-lassen, ist, für den Partner zu transparent zu sein, keine Privatsphäre aufrecht zu erhalten. Wer vor dem Partner pinkelt, während er sich rasiert, pupst während man in seinen Armen liegt oder rülpst wenn man gemeinsam isst, gibt auf Dauer womöglich etwas zu viel von sich Preis, als dem Partner lieb ist.
(ww7)
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