Hyperhidrosis palmaris

Schwitzige Hände: Was wirklich gegen Schweißhände hilft

Oft ist es harmlos, doch manchmal steckt eine Krankheit dahinter. Was du gegen schwitzige Hände tun kannst.

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Schweißhände sind ein weitverbreitetes Problem und die Betroffenen leiden sehr darunter - nicht nur, dass es einfach unangenehm ist, denn einen feuchten Händedruck gibt und bekommt vermutlich niemand gern, außer im Schwimmbad. Wir erklären, was hinter der Erkrankung schwitziger Hände steckt und was wirklich hilft.

Stress, Nervosität oder sogar Angst sorgen dafür, dass wir im Alltag schwitzige Hände bekommen - oder einfach allgemein unter Schwitzen leiden. Während eines Bewerbungsgespräches zum Beispiel, wenn wir dann anschließend unserem Gegenüber die Hand geben, kann das schnell unangenehm werden. Das ist für Betroffene schon unangenehm, doch es gibt Menschen, die leiden dauerhaft an schwitzenden Händen.

Mediziner*innen bezeichnen das krankhafte Schwitzen der Hände als Hyperhidrosis palmaris. Unterschieden werden u.a. eine plantare Hyperhidrose, bei der die Füße betroffen sind, sowie die axilläre Hyperhidrose, wenn sich das Problem auf die Achseln konzentriert. Hier soll es jedoch um Handschweiß gehen, weswegen die Frage lautet: was kannst du gegen die palmare Hyperhidrose tun?

Schwitzige Hände als Krankheit: Was sind Schweißhände?

Schwitzen ist ein ganz natürlicher Vorgang am menschlichen Körper. Hände und Füße schwitzen schnell und besonders stark, weil sich dort die meisten Schweißdrüsen befinden. Das vegetative Nervensystem steuert die Schweißproduktion und lässt sich nicht willentlich beeinflussen. Gerade bei Aufregung, Stress, starken Emotionen oder körperlicher Anstrengung wird die Schweißbildung stimuliert, um überhitzte Körperbereiche abzukühlen. Feuchte Hände und trockene Hände wechseln sich ab, richtig schweißnasse Hände haben viele Menschen nur in den genannten Situationen.

Schwitzige Hände hatte jeder von uns schon mal. Doch es gibt auch Menschen, bei denen arbeiten die Schweißdrüsen in den Händen permanent auf Hochtouren, diese haben durch das übermäßige Schwitzen dann dauerhaft feuchte Hände. Hyperhidrosis palmaris setzt die Betroffenen unter einen starken Leidensdruck. Menschen, die generell besonders stark schwitzen, leiden besonders häufig an der Krankheit. Darunter fallen also auch Menschen, die von übermäßigem Schwitzen, also Hyperhidrose, betroffen sind. Insgesamt sollen etwa 1-2 % der Deutschen an übermäßig schwitzenden Händen leiden, wie die Expert*innen des Universitätsklinikums Freiburg schreiben. Das wären dann bis zu 1,66 Millionen Menschen.

Dabei ist es laut den Freiburger Fachleuten zwar durchaus so, dass manche Patient*innen unter ständiger Schweißbildung an den Handflächen leiden, bei manchen ein übermäßiges Schwitzen aber erst beginnt, wenn die genannten Situationen eintreten - aber dann eben viel stärker, als das bei Nicht-Betroffenen der Fall wäre. Die übermäßige Schweißbildung der Haut ist daher oft eine Belastung, die Betroffene gerne verhindern würden.

Schwitzige Hände: Ursache von Schweißhänden

Bisher sind sich Wissenschaftler*innen und Mediziner*innen noch nicht darüber einig, was die genauen Ursachen für Schweißhände sind. Möglichkeiten sind bspw. eine Fehlfunktion der Schweißdrüsen oder auch, dass das sympathische Nervensystem eine verstärkte Aktivität aufweist. Sie gehen aber davon aus, dass etwa die Hälfte aller Betroffenen eine genetische Veranlagung für übermäßige Schweißproduktion hat. Bei den Betroffenen beginnt das starke Schwitzen meist schon in der Pubertät, wenn sich der Hormonspiegel im Körper verändert.

Mit ein Grund, warum wir an den Händen überhaupt so eine starke Schweißbildung haben können, ist neben den vielen Schweißdrüsen das Nichtvorhandensein von Talgdrüsen oder Haaren. So kann der Schweiß nicht gut gebunden werden und fällt eben besonders stark auf.

Stress oder eine psychische Erkrankung kann Einfluss auf die Schweißproduktion haben und ständig schwitzige Hände verursachen. Aber auch folgende Krankheiten können die Ursache für Schweißhände sein: 

  • Schilddrüsenüberfunktion: Mit Symptomen wie Hitzewallungen, Schwitzen, Haarausfall, Nervosität und mehr zeigt sich die Hyperthyreose. Sie ist durch einen Bluttest diagnostizierbar.

  • Bluthochdruck: Ein hoher Blutdruck kann dafür sorgen, dass wir in stressigen Situationen schneller schwitzen und ein feuchter Händedruck leider häufiger ist. Es ist daher gut zu wissen, welcher Blutdruck für dich normal ist.

  • Diabetes: Wer unter Diabetes leidet, hat mitunter Schädigungen des vegetativen Nervensystems - was sich auch aufs Schwitzen auswirken kann. Zudem kann schwitzende Hände und Schwitzen allgemein auch ein Hinweis auf eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) sein, die vor allem bei Zuckerkrankheit vorkommt.

  • Arthritis: Leidest du unter Gelenkentzündungen, können die Symptome recht unspezifisch sein - du leidest unter anderem unter starkem Schwitzen, hast keinen Hunger, nimmst plötzlich ab und bist müde.

  • Durchblutungsstörungen: Durchblutungsstörungen können zu schwitzenden Händen oder Füßen führen. Bei eine Akrozyanose zum Beispiel sind Hand oder Fuß dauerhaft blau angelaufen, oftmals zusätzlich geschwollen.

Hände schwitzen ständig: Symptome bei krankhaften Schweißhänden

Bei der Hyperhidrosis palmaris wird in drei Schweregraden unterschieden. Dabei unterscheiden sich die Symptome, denn der Handschweiß tritt in unterschiedlicher Form und an unterschiedlichen Stellen auf. Die Kriterien listet bspw. das Lehrkrankenhaus der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, das Florence-Nightingale-Krankenhaus, auf. So werden die Symptome schwitzender Hände unterschieden:

  • Grad I: die leichte Hyperhidrose und zeichnet sich in durch eine stark erhöhte Feuchtigkeitsbildung in den Händen aus.

  • Grad II: die mäßig starke Hyperhidrose. Es bilden sich Schweißperlen.

  • Grad III: die starke Hyperhidrose. Dann tropft der Schweiß von den Händen. Die Transpiration kann sogar die Finger sowie den seitlichen Rand der Hand betreffen.

Die schwitzigen Hände treten bei den Betroffenen unabhängig von der Temperatur auf. Meist verringert sich das Problem mit dem Alter, da die Schweißdrüsen im Laufe des Lebens ihre Funktion verringern.

Was kann man gegen schwitzige Hände tun? Behandlung und Therapien

Die verschiedenen Behandlungen bei schwitzigen Händen hängen vom Schweregrad ab. Werden die Schweißhände zur Belastung, sollte unbedingt ein Hautarzt*eine Hautärztin aufgesucht werden. Dort werden dir individuell die besten Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Der Besuch kann dir das Leben wieder lebenswerter machen, also gehe besser früher als später - denn oft findest du nur dort die Lösung. So bleiben deine Hände in Zukunft hoffentlich trocken:

Antitranspirant

Antitranspirant in Form von speziellen Cremes, einem Roll-on oder Spray kann helfen, eine leichte Hyperhidrosis an den Händen in den Griff bekommen. Ein Antitranspirant ist das, was wir umgangssprachlich als Deo bezeichnen - allerdings mit Aluminiumsalzen (Ammoniumchlorid). Patient*innen mit Hyperhidrose brauchen allerdings eine deutlich höhere Konzentration. Aluminiumsalze waren lange in Verruf, doch das Bundesinstitut für Risikoforschung ist durch aktuelle wissenschaftliche Studien überzeugt, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch die Anwendung auf der Haut unwahrscheinlich ist.

Antihidrotika bzw. Anticholinergika

Neben den Cremes gibt es auch die Möglichkeit, Tabletten gegen das Schwitzen einzunehmen. Diese sogenannten Antihidrotika werden allerdings vor allem dann angewandt, wenn Antitranspiranten wie die Cremes nicht angewendet werden können. Speziell für Hyperhidrose zugelassen sind nur sogenannte Anticholinergika, die den Botenstoff Acetycholin hemmen. Dieser ist im sympathischen Nervensystem dafür zuständig, dass die Schweißdrüsen aktiviert werden. Mit dieser Behandlung wird also eine Ursache des Schwitzens ausgeschaltet.

Die als Anticholinergikum genutzten Stoffe Methantheliniumbromid und Bornaprinhydrochlorid sind allerdings unterschiedlich effektiv und haben teils starke Nebenwirkungen, wie u.a. das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zu einem entsprechenden Medikament festgehalten hat. Zudem kann ein Gewöhnungseffekt eintreten. Bornaprinhydrochlorid ist zudem bei palmarer Hyperhidrosis wohl nicht effektiv, sondern wird nur für die Achseln angewendet.

Gleichstrom-Iontophorese bzw. Leitungswasser-Iontophorese

Bei dieser Methode werden die Hände in ein Wasserbad gelegt, in dem sich Metallplatten befinden. Während einer Sitzung wird etwa 30 Minuten lang schwacher Gleichstrom (nicht mehr als 40 Volt) durch die Platten geleitet. Durch die elektrische Stimulierung werden die Schweißdrüsen vorübergehend verschlossen und du hast trockene Handflächen.

Botulinumtoxin-Therapie

Botox wirkt nicht nur als Falten-Killer, es wird auch zur Schweißreduzierung an Achseln, Händen und Füßen verwendet. Das Nervengift blockiert die Funktion der Nervenenden, die den Befehl der Schweißproduktion an die Drüsen weiterleitet. Die Blockade nach der Botox-Behandlung hält etwa fünf bis neun Monate an, dann muss die Behandlung wiederholt werden. Bei Grad I und II ist es nach Angaben des IGeL-Monitors nicht empfohlen, nur bei sehr starkem Schwitzen - und die Behandlung ist mit 360-1000 Euro sehr teuer. Empfohlen wird Botox gegen vermehrtes Schwitzen nur, wenn andere medizinische Therapien keine Wirkung zeigen.

Akupunktur

Auch die Alternativmedizin hält mit der Akupunktur aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) eine Heilmethode bereit, die du ausprobieren kannst. Sie wird vor allem in Fällen von nervösem Schwitzen empfohlen. Wissenschaftliche Belege für eine tatsächliche Wirkung gibt es nicht - aber spätestens im Falle des Versagens klassischer Therapie sicherlich eine Option, die in Betracht gezogen werden könnte. Lass dich dazu am besten ärztlich beraten.

Operation

Eine Operation, bei dem Nervenganglien durchtrennt werden, die zur Anregung der Schweißdrüsen da sind, ist die letzte Möglichkeit. Diese Therapiemöglichkeit wird aber überwiegend unter den Achseln angewendet. Falls du unter den schwitzenden Händen stark leidest, ist eine OP aber möglich. Dabei wird laut den Freiburger Expert*innen ein Nerv des Sympathikus-Grenzstrangs im Brustkorb gekappt, der für die Regulation der Schweißdrüsen an Armen und Händen zuständig ist. Die Operation werde heutzutage minimalinvasiv unter Vollnarkose und mit Videounterstützung durchgeführt. In seltenen Fällen könne es zu einem Pneumothorax - also Luft zwischen Rippenfell und Lungenfell - kommen, was dazu führt, dass die Entlassung nicht am Tag nach der OP, sondern erst zwei bis drei Tage später erfolgen kann. Die Erfolgsquote geben die Mediziner*innen mit 90-95 % an.

Es könne bei einigen Patient*innen im Nachgang für einige Wochen zu verstärktem Schwitzen an anderen Körperstellen wie Gesicht, Bauch, Rücken, Armen oder Füßen kommen, da das nicht mehr stattfindende Schwitzen vom Körper anderweitig kompensiert werde. Ebenso könne sich das Schwitzen beim Essen und Riechen verstärken, beide Phänomene klingen demnach aber wieder ab. Ebenso ergehe es dem einen Prozent der Operierten, die laut der Ärzt*innen im Nachgang am sogenannten Horner-Syndrom litten, das diverse Probleme mit dem Auge auf der operierten Seite mit sich bringt.

Schwitzige Hände: Hausmittel gegen Schweißhände

Neben den genannten Behandlungen gibt es auch noch ein paar Tipps, die vor allem dann sinnvoll sind, wenn du nicht unbedingt unter krankhaftem Schwitzen leidest, aber doch immer wieder feuchte Hände bekommst. Für Menschen mit palmarer Hyperhidrose sind diese Mittel allenfalls zur Überbrückung sinnvoll und ersetzen keine Therapie. Wir haben für dich Tipps und Hausmittel gegen Schweißhände recherchiert und verraten wir, wie und wie gut sie wirken.

Babypuder

Babypuder kann ein schnelles und wirksames Mittel gegen schwitzige Hände sein und ist ein Hausmittel für unterwegs. Der Effekt hält allerdings nicht allzu lange an und sobald der Handschweiß zurückkehrt, ist die nächste Ladung fällig. Da es für die Anwendung an Babys konzipiert ist, ist Babypuder oftmals auch für empfindliche Haut geeignet. Achtung: Verwendest du zu viel, könnte das Babypuder auch an Dingen haften bleiben, die du anfasst - wie deinem Smartphone oder einer Türklinke.

Franzbranntwein & reiner Alkohol

Alkohol entzieht der Haut Feuchtigkeit und hilft so auch gegen Schweißhände. Einfach ein paar Tropfen auf die Handinnenseiten geben und gut verreiben. Noch wirksamer sind reiner Alkohol oder Franzbranntwein, wenn vorher die Hände mit Essigwasser abgewaschen werden. Dazu verdünnst du den Essig mit ausreichend Wasser. Alkohol sowie Essig neutralisieren den pH-Wert der Haut und wirken gegen den Schweißgeruch.

Salbeitee als Getränk, Bad oder Spray

Salbei gilt als natürlicher Schweiß-Killer. Unser Tipp: Über den Tag verteilt in einem Zeitraum von zwei bis vier Wochen einfach drei Tassen Salbeitee trinken. Den Tee am besten kalt genießen. Übrigens: Mehr als drei Tassen und länger als vier Wochen am Stück solltest du Salbeitee gegen schwitzige Hände nicht trinken, da du sonst Nebenwirkungen zu spüren kriegst durch den im Salbei enthaltenen Stoff Thujon, der auch die Wirkung von Wermut und Wermuttee beeinflusst und bis zur Einführung von Grenzwerten für den gefürchteten Ruf des Absinths verantwortlich war. Bis zu 60 % der ätherischen Öle in der Pflanze sind Thujon - daher auch die Salbei-Nebenwirkungen. Ebenso helfen soll übrigens ein Bad in Kamillentee.

Alternativ kann der Salbeitee auch als Handbad dienen. Einfach 2 bis 3 Minuten die Hände in kühlem Salbeitee einwirken lassen. Der Grund liegt darin, dass die ätherischen Öle (und somit auch das Nervengift Thujon) die Schweißdrüsen hemmen. Falls du den Salbei lieber nur im Fall der Fälle als Hausmittel gegen schwitzige Hände anwenden willst, kannst du ihn nach dem abkühlen auch in eine kleine Sprühflasche geben und diese unterwegs nutzen.

Stressreduktion durch Entspannung oder Therapie

Die Ursachen für Schweißhände kann auch psychische Belastung sein, da können psychotherapeutische Maßnahmen oder Entspannungsübungen helfen. Dafür haben wir mehrere Tipps parat - die Möglichkeit, den emotionalen Handschweiß zu vermeiden, könnte daher Yoga oder eine Atemmeditation sein, aber auch progressive Muskelentspannung, die Wim-Hof-Methode oder Vagusnerv-Übungen.

Verzicht auf bestimmte Lebensmittel

Wer generell schnell schwitzt, sollte auf folgende Lebensmittel verzichten, um das Schwitzen zu verhindern: Koffein, Alkohol und scharfe Speisen - denn sie stimulieren die Schweißproduktion. Das mag zwar in gewissen Situationen hilfreich sein, ist aber bei übermäßigem Schwitzen oftmals eher unangenehm und daher wollen es die Betroffenen lieber vermeiden. Dafür hast du dann oft eine trockene Handinnenfläche.

Akupressur

Akupressur soll helfen, das Schwitzen an den Händen eindämmen zu können. Dafür soll ein Akupressur-Punkt direkt hinter dem Ohrläppchen am Schädelknochen mehrmals täglich kreisförmig auf beiden Seiten des Kopfes mit den Fingern bearbeitet werden. Ob es funktioniert? Probiere es einfach auch - schaden kannst du dir damit nicht.

Artikelbild und Social Media: YakobchukOlena/iStock (Themenbild)

Quellen